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Das Wort "Warnstreik" klingt eigentlich recht harmlos. Aber, was am Montag in Deutschland droht, ist offenbar weniger als Warnung gedacht. Vielmehr erscheint es wie eine massive Kampfansage an die Arbeitgeber der Infrastruktur-Anbieter des Landes.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wollen mit einer gemeinsamen Aktion ihren Forderungen in unterschiedlichen Tarifrunden Nachdruck verleihen. "Dieser Streiktag wird massive Wirkung haben", sagte Verdi-Chef Frank Werneke im Vorfeld der Arbeitsniederlegungen. "Der ganztägige Streik beginnt in der Regel in der Nacht vom 26. auf den 27. März um 0 Uhr und endet um 24 Uhr", teilten beide Gewerkschaften mit.
Streik am Montag soll Lohnforderungen bekräftigen
Verdi fordert 10,5 Prozent und monatlich mindestens 500 Euro mehr Gehalt für rund 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die sich aktuell in Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und rund 50 weiteren Unternehmen befindet, will bei einer Laufzeit von einem Jahr Lohnerhöhungen von insgesamt zwölf Prozent durchsetzen, mindestens aber 650 Euro. Um diese zweistelligen Forderungen durchzusetzen, drohen die Organisationen mit den umfangreichsten Streiks seit vielen Jahren. Diese Orte und Dienstleistungen werden am Montag betroffen sein, wenn die Arbeitsniederlegungen wie geplant stattfinden.
Bahnen, Regio-Züge, S-Bahnen – sehr viele Räder stehen still
Der Fernverkehr der Deutschen Bahn wird am Montag komplett eingestellt werden. Das ist nicht nur eine schlechte Nachricht für Menschen in Niedersachsen und Bremen, wo am selben Tag die Osterferien beginnen. Unzählige Urlauber, Pendler und Geschäftsreisende werden die Züge landesweit am Montag nicht nutzen können.
Die Bahn teilte schon im Vorfeld mit, auch im Regionalverkehr werde kaum ein Zug fahren. Laut Gewerkschaft EVG fahren auch Züge der Bahn-Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, erixx, vlexx, eurobahn sowie Die Länderbahn nicht. Auch bei den S-Bahnen dürfte bundesweit nichts mehr gehen.
Beobachter raten Reisenden dazu, möglichst schon am Sonntag frühzeitig ihre Ziele zu erreichen. Laut der Gewerkschaft EVG sind Beeinträchtigungen schon am Sonntagabend möglich, weil einige Schichten am Sonntag beginnen und in den frühen Montag hinein gehen. Ähnliches gilt auch für den Dienstag: Auch am Tag nach den großen Warnstreiks dürften die Folgen des Ausstands noch spürbar sein.
Wer seine Reise verschieben kann, hat laut Bahn die Möglichkeit, auf Montag oder Dienstag gebuchte Tickets entweder kostenlos zu stornieren oder flexibel bis kommenden Samstag zu nutzen.
Öffentlicher Nahverkehr – kein Service in mehreren Bundesländern
In den sieben Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und in Teilen Bayerns wird am Montag zudem der öffentliche Nahverkehr bestreikt werden. In diesen Ländern hatte Verdi laut ZDF bereits Anfang März Busse, Bahnen und Straßenbahnen zum Stillstand gebracht.
Flughäfen – Stillstand und Verzögerungen an fast allen Airports
Der Flughafenverband ADV hat bereits vorgerechnet, dass infolge des Streiks 380.000 Geschäftsreisende und Urlauber ihre Flüge nicht antreten können.
Der Frankfurter Flughafen wird am Montag nach eigener Einschätzung keinen regulären Flugbetrieb anbieten können. Passagiere sollten nicht zum Flughafen kommen, warnte die Betreibergesellschaft Fraport. Das Umsteigen an Deutschlands wichtigstem Drehkreuz werde ebenfalls nicht möglich sein. Der Flughafen äußerte sich nicht dazu, ob es am Sonntag bereits Einschränkungen geben könnte.
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Am Münchner Airport rechnet man damit, dass sich die Auswirkungen des Warnstreiks schon am Sonntag zeigen. Es werde am Sonntag und am Montag kein regulärer Flugbetrieb möglich sein, schätzt die Leitung des Airports.
Bestreikt werden laut dem ADAC unter anderem auch die Flughäfen Hamburg, Düsseldorf, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Dresden und Dortmund. Der Hamburger Airport teilte mit, dass ab Sonntag um 22 Uhr bis zum Betriebsschluss am Montag keine regulären Abflüge stattfinden würden, da sehr viele Dienstleister zum Streik aufgerufen seien. Auch bei den ankommenden Flügen seien Ausfälle wahrscheinlich.
Fernstraßen – Verkehrschaos droht
Beobachter schätzen, dass viele Pendler mit dem Auto fahren, um doch noch zur Arbeit zu kommen, was zu einem starken Verkehrsauskommen führen könnte. Befürchtet wird, dass auch einige Autobahntunnel von den Streiks betroffen sind, da auch die Autobahngesellschaft von Verdi bestreikt wird. Diese ist jedoch nach Meldungen von Donnerstag fest entschlossen, die Tunnel offen zu halten, darunter auch den Elbtunnel in Hamburg. Es seien dazu Notdienstvereinbarungen getroffen worden, teilte die Autobahngesellschaft zuletzt mit.
Wegen des befürchteten Verkehrschaos auf den Straßen am Montag fordert die Logistikbranche inzwischen, dass das Sonntagsfahrverbot für Lkw an diesem Wochenende gekippt wird. Damit könnten Transporte vorgezogen und die Folgen des Streiks abgemildert werden, argumentierten Branchenvertreter in mehreren Medien.
Schifffahrt – Schlangen an den Schleusen befürchtet
Der massive Verkehrs-Warnstreik soll sich auch auf die Wasserstraßen und die Häfen hierzulande auswirken. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, sollen an einzelnen Wasserstraßen Schleusen bestreikt werden. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes rechne daher mit Verzögerungen bei der Schifffahrt in ganz Deutschland. Beobachter fürchten, dass einzelne Rohstoffe nicht wie geplant transportiert werden können.
Laut dem NDR befürchtet der Hamburger Hafen einen zeitweiligen Stillstand der Containerschifffahrt, weil es laut Verdi "in bestimmten Bereichen" nicht weitergehen werde. Möglicherweise würden die Schiffe den Hafen weder anlaufen noch ihn verlassen können, hieß es. Verzögerungen könnte es auch beim Laden und Löschen geben.
Wegen eines anderen Warnstreiks waren dort von Mittwochabend bis Freitag früh keine Lotsenboote in dem Hafen im Einsatz gewesen. Der Hamburger Hafen ist in diesen Tagen also leid- oder besser "streikgeprüft".
Quellen: ZDF, NDR, Fraport, ADAC, "Tagesschau.de", "Bild.de" / mit Material von dpa und AFP