"Höhle der Löwen" Studie zeigt: Gründererfolg von Attraktivität, Geschlecht und Alter abhängig

Mary-Ann und Dennis Kwong
Die Jungunternehmer Mary-Ann und Dennis Kwong präsentieren bei "Die Höhle der Löwen" die Pekingenten-Kochbox _Mary Kwong_. 
© RTL
Wie objektiv handeln die "Löwen" bei "Die Höhle der Löwen" wirklich? Laut einer neuen Studie beeinflusst nicht allein die Idee, sondern vor allem Aussehen, Geschlecht und Alter eines Gründers, ob und wie ein Deal mit den "Löwen" ausfällt. 

Bei der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" stellen Gründer, Jungunternehmer und Erfinder ihre Geschäftsideen einer Jury von Wirtschaftsgrößen vor. Das Ziel: Sie davon zu überzeugen, in ihr Startup zu investieren. Die getätigten Investments sind dabei real, die Gründer profitieren vom Geld, Beratung und den Erfahrungen der "Löwen".

Analyse von 636 Gründer-Präsentationen

Im Mittelpunkt steht demnach die Produktidee eines Gründers – wenn Konzept, Businessplan und Vorstellung stimmen, ist ein Deal möglich. Doch eine neue Studie sorgt jetzt für Aussehen. In dieser stellt das verantwortliche Forschungsteam der Uni Paderborn und der FH Aachen das Konzept der Sendung in Frage. Laut den Ergebnissen würden die Deals nicht allein von der Idee, sondern vor allem von der Attraktivität, dem Alter und dem Geschlecht eines Gründers abhängen. Demnach sollen attraktive, ältere und männliche Gründer eher einen Deal landen und zudem sogar mehr Geld erhalten.

Im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten analysierten die Wissenschaftler den Umgang der Investoren mit insgesamt 636-Gründer-Präsentationen. Dabei achteten sie auf das Geschlecht, Alter, einen möglichen Migrationshintergrund sowie die Attraktivität der Gründer sowie darauf, ob ein Deal zustande kam, wie viel Geld die "Löwen" investierten und wie viele Firmenanteile sie verlangten. Die physische Attraktivität dieser wurde dabei mittels einer Likert-Skala eingeschätzt, einem Verfahren zur Messung persönlicher Einstellungen.

Nun ist Attraktivität in der Regel doch subjektiv, oder? Nicht unbedingt. Die Forschung greift auf eine universelle Formel zurück, die vorgeben soll, was von Menschen als attraktiv wahrgenommen wird und was nicht, erklärt Livia Boerner, Co-Autorin der Studie, der "Bild".

Attraktivität, Alter und Geschlecht ausschlaggebend

Das Ergebnis der Forscher: Attraktive Jungunternehmer kommen im Vergleich zu weniger attraktiven Gründern eher zu einem Deal mit den "Löwen", zudem steigt die Chance eines Deals mit dem Alter der Jungunternehmer weiter an. Ältere Kandidaten haben demnach eine größere Chance, einen Deal zu erhalten als jüngere, letztere müssen sich laut Studie bei einem Deal zudem im Schnitt auf eine etwa halb so hohe Firmenbewertung einlassen, als sie selbst zu Beginn vorgeschlagen haben – dafür erhalten sie im Vergleich aber deutlich mehr Geld.

Zwar spielt die Attraktivität beim Investitionsvolumen eine untergeordnete Rolle, jedoch zeigen sich in Punkto Geldmenge eindeutige Unterschiede zwischen den Geschlechtern. "Equal Pay"? Fehlanzeige. Weibliche Gründer sollen demnach gleich oft Deals bekommen, im Vergleich zu männlichen Kandidaten jedoch finanziell weniger unterstützt werden. Wie die Wissenschaftler schreiben, bewerten die "Löwen" Ideen von weibliche Gründerteams im Durchschnitt 30 Prozent niedriger als die von männlichen Unternehmern. "Frauen müssen mehr Anteile abgeben oder mit weniger Kapital auskommen", fasst Boerner zusammen. "Frauen wird im Vergleich weniger Vertrauen entgegengebracht."

Vox und "Löwin" Dagmar Wöhrl widersprechen Ergebnissen

Auf Nachfrage der "Zeit" sagt Vox-Unterhaltungschefin Kirstin Petersen: "Was die Investmenthöhe der einzelnen Start‑ups angeht, sehen wir keinen Unterschied zwischen männlich und weiblich geführten Unternehmen". Die verschiedenen Vorstellungen der "Löwen" würden sich allein auf "das jeweilige Unternehmen und dessen Team­zusammensetzung und Potenzial beziehen, nicht auf Geschlecht, Alter oder Migrationshintergrund". Zudem würde auf die Präsenz von weiblichen Unternehmen in der Sendung explizit geachtet, betont Petersen.

Auch "Löwin" Dagmar Wöhrl widerspricht den Vorwürfen auf Anfrage der "Bild": "Es überrascht mich, dass wir angeblich attraktivere Gründerinnen oder Gründer bevorzugen würden." Dennoch weist die Investorin darauf hin, dass neben dem Produkt auch "Empathie, Ausstrahlung, die Biografie der Person oder die Leidenschaft für das Vorhaben" von Bedeutung seien. Den Aspekt des Geldunterschiedes bei den Geschlechtern weist Wöhrl von sich. Gemischte Teams seien ihrer Ansicht nach immer noch am besten, "denn dort ist die kreative Vielfalt am größten", so Wöhrl.

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