Am Montag hat die Bundesnetzagentur die Menschen in Deutschland aufgefordert, mehr Gas zu sparen, als sie es derzeit tun. "Aktuell liegen die Einsparungen insgesamt nur noch bei 13 Prozent", sagte der Präsident der Behörde, Klaus Müller, dem "Tagesspiegel". Die Bundesnetzagentur hält jedoch Einsparungen von 20 Prozent für nötig. "Wenn das ein Ausreißer bleibt, muss uns das noch nicht beunruhigen. In den nächsten Tagen wird es aber kalt bleiben. Es ist deswegen wichtig, dass wir mit den Sparanstrengungen nicht nachlassen und den ganzen Winter durchhalten", sagte Müller.
Laut "Statista" liegt der Füllstand deutscher Gasspeicher trotz der aktuellen Kälte am Sonntag bei 93,5 Prozent. Die Bundesnetzagentur nennt am Dienstag einen Gesamt-Füllstand von den gleichen Wert. "Der Gasverbrauch lag in der 48. Kalenderwoche 13 % unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre. Er ist gegenüber der Vorwoche um 14 % gestiegen. Das Sparziel wurde damit deutlich verfehlt", heißt es auf der Homepage der Agentur.
Gasverbrauch könnte in die Höhe schnellen
Müller warnt deshalb und beruhigt zugleich: Deutschland sei deutlich besser vorbereitet als im Sommer. "Wir bekommen jetzt Gas aus verschiedenen Quellen, wir haben bald drei Terminals für Flüssiggas, aus Norwegen und Holland, über Belgien und auch über Frankreich werden wir gut beliefert", sagte Müller. Eine längere Kältewelle sei aber dennoch riskant. "Bei Temperaturen von minus zehn Grad schießt der Gasverbrauch in die Höhe", betonte er.
Deutschland friert, aber das ist noch gar nichts: Das sind die kältesten Orte der Welt

Propect Creek wurde in den späten 70er-Jahren gegründet für Arbeiter des Trans-Alaska-Pipelinesystems. Die nächste Stadt, Coldfoot, liegt etwa 50 Kilometer entfernt. Heute lebt in der kleinen Siedling im Nirgendwo Alaskas keiner mehr. Außer Kälte gibt es dort auch nicht viel zu holen. 1971 fiel die Temperatur dort auf unangenehme -62,1 °C.
Bislang allerdings sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die kommenden Tage keine solch niedrigen Temperaturen vorher: "In der Nordhälfte sonnig, an der Schleswig-Hosteinischen Nordseeküste wolkig und zeitweise Schneeschauer. Höchsttemperaturen an der See sowie am Niederrhein bis +1 Grad, am Hochrhein und im Alpenvorland in milderer Luft örtlich bis +4 Grad, sonst meist leichter, im höheren Bergland mitunter mäßiger Dauerfrost.", heißt es für Mittwoch auf der DWD-Homepage. Für den Donnerstag sagt der DWD dann Tiefsttemperaturen von 0 bis zu -8 Grad vorher, für Freitag sogar bis zu -9 Grad.
CDU sieht Gefahr einer Gasmangellage
Nach Ansicht des stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Andreas Jung ist die Gefahr einer Gasmangellage "trotz voller Speicher nicht vom Tisch". Risikofaktoren seien ein kalter Winter, zu wenig Flüssiggaslieferungen und ein zu hoher Verbrauch. "Noch hat der Frost (...) nicht hart zugeschlagen", sagte der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Gefahr einer Gasmangellage sei "trotz voller Speicher nicht vom Tisch". Risikofaktoren seien ein kalter Winter, zu wenig Flüssiggaslieferungen und ein zu hoher Verbrauch. "Noch hat der Frost (...) nicht hart zugeschlagen", sagte der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). Trotzdem wurde das Sparziel vergangene Woche deutlich verfehlt.
"Das muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein. Es muss kurzfristig gehandelt und stärker sensibilisiert werden", sagte Jung und forderte einen Aufruf des Bundeskanzlers an die Bevölkerung, mehr Energie zu sparen.
Bauministerin lobt und mahnt wegen Gas
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat die bisherigen Einsparungen beim Gasverbrauch in Deutschland gelobt, aber weitere Anstrengungen angemahnt. In der Sendung "Frühstart" von RTL und ntv sprach sie am Montag von einer "großartigen Leistung". Sie pflichtete aber auch dem Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bei, dass weiterhin eingespart werden müsse.
Viel wird also davon abhängen, wie kalt der Winter wird – und auf wie viel Gemütlichkeit die Deutschen zu verzichten bereit sind.
Weitere Quellen: AFP, Klaus Müller im "Tagesspiegel", "Statista" zu Gasspeichern, Bundesnetzagentur zu Gasspeicher-Füllständen.