Speicher weiter fast voll Kälte lässt Gasverbrauch steigen: Politiker mahnen zu mehr Sparsamkeit

Vor einem Abendhimmel steigt Dampf aus den Schornsteinen einer Reihe Einfamilienhäuser mit Schnee auf den Dächern
Durch Kälte und Schnee ist der Gasverbrauch in Deutschland zuletzt deutlich gestiegen (Symbolbild)
© Jan Woitas / DPA
In Deutschland haben winterliche Temperaturen Einzug gehalten. Obwohl die Gasspeicher gut gefüllt sind, rät der Chef der Bundesnetzagentur Verbraucher zu mehr Sparsamkeit. Noch ist ein Ende des Frosts nicht abzusehen.

Am Montag hat die Bundesnetzagentur die Menschen in Deutschland aufgefordert, mehr Gas zu sparen, als sie es derzeit tun. "Aktuell liegen die Einsparungen insgesamt nur noch bei 13 Prozent", sagte der Präsident der Behörde, Klaus Müller, dem "Tagesspiegel". Die Bundesnetzagentur hält jedoch Einsparungen von 20 Prozent für nötig. "Wenn das ein Ausreißer bleibt, muss uns das noch nicht beunruhigen. In den nächsten Tagen wird es aber kalt bleiben. Es ist deswegen wichtig, dass wir mit den Sparanstrengungen nicht nachlassen und den ganzen Winter durchhalten", sagte Müller.

Laut "Statista" liegt der Füllstand deutscher Gasspeicher trotz der aktuellen Kälte am Sonntag bei 93,5 Prozent. Die Bundesnetzagentur nennt am Dienstag einen Gesamt-Füllstand von den gleichen Wert. "Der Gasverbrauch lag in der 48. Kalenderwoche 13 % unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre. Er ist gegenüber der Vorwoche um 14 % gestiegen. Das Sparziel wurde damit deutlich verfehlt", heißt es auf der Homepage der Agentur.

Gasverbrauch könnte in die Höhe schnellen

Müller warnt deshalb und beruhigt zugleich: Deutschland sei deutlich besser vorbereitet als im Sommer. "Wir bekommen jetzt Gas aus verschiedenen Quellen, wir haben bald drei Terminals für Flüssiggas, aus Norwegen und Holland, über Belgien und auch über Frankreich werden wir gut beliefert", sagte Müller. Eine längere Kältewelle sei aber dennoch riskant. "Bei Temperaturen von minus zehn Grad schießt der Gasverbrauch in die Höhe", betonte er.

Bislang allerdings sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die kommenden Tage keine solch niedrigen Temperaturen vorher: "In der Nordhälfte sonnig, an der Schleswig-Hosteinischen Nordseeküste wolkig und zeitweise Schneeschauer. Höchsttemperaturen an der See sowie am Niederrhein bis +1 Grad, am Hochrhein und im Alpenvorland in milderer Luft örtlich bis +4 Grad, sonst meist leichter, im höheren Bergland mitunter mäßiger Dauerfrost.", heißt es für Mittwoch auf der DWD-Homepage. Für den Donnerstag sagt der DWD dann Tiefsttemperaturen von 0 bis zu -8 Grad vorher, für Freitag sogar bis zu -9 Grad.

CDU sieht Gefahr einer Gasmangellage

Nach Ansicht des stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Andreas Jung ist die Gefahr einer Gasmangellage "trotz voller Speicher nicht vom Tisch". Risikofaktoren seien ein kalter Winter, zu wenig Flüssiggaslieferungen und ein zu hoher Verbrauch. "Noch hat der Frost (...) nicht hart zugeschlagen", sagte der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Gefahr einer Gasmangellage sei "trotz voller Speicher nicht vom Tisch". Risikofaktoren seien ein kalter Winter, zu wenig Flüssiggaslieferungen und ein zu hoher Verbrauch. "Noch hat der Frost (...) nicht hart zugeschlagen", sagte der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). Trotzdem wurde das Sparziel vergangene Woche deutlich verfehlt.

"Das muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein. Es muss kurzfristig gehandelt und stärker sensibilisiert werden", sagte Jung und forderte einen Aufruf des Bundeskanzlers an die Bevölkerung, mehr Energie zu sparen.

Bauministerin lobt und mahnt wegen Gas

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat die bisherigen Einsparungen beim Gasverbrauch in Deutschland gelobt, aber weitere Anstrengungen angemahnt. In der Sendung "Frühstart" von RTL und ntv sprach sie am Montag von einer "großartigen Leistung". Sie pflichtete aber auch dem Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bei, dass weiterhin eingespart werden müsse.

Viel wird also davon abhängen, wie kalt der Winter wird – und auf wie viel Gemütlichkeit die Deutschen zu verzichten bereit sind.

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