Die Krise in der Halbleiterbranche hat dem Chiphersteller Infineon den zweiten Milliardenverlust in Folge beschert. Das Minus vor Steuern und Zinsen sei im abgelaufenen Geschäftsjahr von 1,02 auf 1,14 Milliarden Euro gestiegen, teilte Infineon am Freitag in München mit. Vor allem der Preisdruck bei Speicherchips führte zu den gestiegenen Verlusten. Wegen Abschreibungen und Steuerrückstellungen fiel der Netto-Verlust mit 1,02 Milliarden Euro weit höher aus, als von den Analysten erwartet. Konzernchef Ulrich Schumacher gab auch für das laufende Geschäftsjahr 2002/03 (30. September) keine Entwarnung.
Aktie stürzt ab
Nach der Bekanntgabe eines Milliardenverlusts ist der Aktienkurs des Chipherstellers Infineon am Freitag weiter abgestürzt. Der Kurs sank nach Börseneröffnung um zwischenzeitlich zehn Prozent auf 9,20 Euro. Bereits am Vortag hatte er deutlich nachgegeben. Infineon hat im Geschäftsjahr 2001/02 (30. September) einen Netto-Verlust von rund einer Milliarde Euro gemacht. Das Minus war deutlich größer, als von Analysten erwartet.
Keine Prognose
»Wir erwarten, dass der Preisdruck in allen Bereichen während der kommenden Monate anhält«, sagte Schumacher. Eine Prognose für das laufende Jahr wollte er nicht abgeben. Man sehe derzeit aber eine Stabilisierung der Nachfrage in der Mobilkommunikation und einen moderaten Anstieg in der Autoelektronik. Dagegen sei die Entwicklung bei Chipkarten und in der drahtgebundenen Kommunikation ungewiss. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Umsatz um acht Prozent auf 5,21 Milliarden Euro. Im vierten Quartal fiel der Verlust vor Zinsen und Steuern mit 292 Millionen Euro (3. Quartal: 178 Mio Euro) höher aus, als von den meisten Experten erwartet. Das Ergebnis wurde durch Sondereffekte von 119 Millionen Euro belastet. Den größten Brocken machten dabei Abschreibungen auf Lagerbestände aus. Schumacher betonte, dass drei von fünf Geschäftsbereichen operativ schwarze Zahlen schrieben. Der Netto-Verlust stieg allerdings auf 506 Millionen Euro von 76 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz von 1,38 Milliarden Euro lag um 28 Prozent über dem schwachen Wert des Vorjahres.
Probleme durch die Chip-Sparte
Sorgenkind des Konzerns blieb im abgelaufenen Geschäftsjahr die Speicherchip-Sparte, in der vor Steuern und Zinsen ein Verlust von 616 Millionen Euro (Vorjahr: 931 Mio) entstand. Mit Erlösen von 1,8 Milliarden Euro sind die DRAM-Chips noch immer wichtigster Umsatzbringer des Konzerns. Infineon werde sich darauf konzentrieren, die Kosten für die DRAM-Produktion weiter zu senken und das Produktportfolio zu erweitern, kündigte Schumacher an.
Infineon bekräftigte trotz der tiefroten Zahlen die langfristigen Ziele. Durch eine Verdoppelung des Weltmarktanteils auf sechs Prozent will der Konzern unter die vier größten Halbleiterunternehmen kommen. Derzeit sehen Experten den Konzern auf Rang sechs. »Wir gehen davon aus, dass Infineon hauptsächlich durch organisches Wachstum, unterstützt durch Kooperationen und strategische Akquisitionen, wachsen wird«, sagte Schumacher. Dabei solle das profitablere Geschäft mit Komplettlösungen stark ausgebaut werden.
Chart...