Energiemarkt Steigende Gaspreise heizen Wettbewerb an

  • von Sönke Wiese
Millionen Kunden müssen in diesen Tagen mit kräftigen Gaspreiserhöhungen rechnen. Gleichzeitig drängen immer mehr Anbieter in den Markt. Durch einen Wechsel können Verbraucher so viel Geld sparen wie nie zuvor.

Fast jedes Jahr das gleiche Spiel: Kaum fallen im Herbst die Temperaturen, steigen die Gaspreise. Am Freitag ist es wieder so weit: Die nächste große Verteuerungswelle rollt über das Land. Mehr als 60 Gasversorger erhöhen ihre Preise ab dem 1. Oktober. Bereits im September hatten etliche Unternehmen ihre Tarife verteuert, im November werden weitere nachziehen. "In dieser Heizsaison verlangen insgesamt über 100 Anbieter mehr Geld", sagt Daniel Dodt vom Vergleichsportal Toptarif. Millionen Haushalte sind betroffen.

Die Verteuerungen fallen mancherorts saftig aus: Die Berliner Gasag, einer der größten Versorger (rund 600.000 Kunden), hebt den Preis um knapp 14 Prozent an. In Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es sogar Steigerungen von knapp 20 Prozent. Auf viele Kunden kommen Mehrkosten von mehreren Hundert Euro pro Jahr zu.

Höchste Anbieterdichte in Berlin und Hamburg

Doch es gibt auch gute Nachrichten vom Energiemarkt: Parallel zu den Verteuerungen gibt es nämlich ebenso reihenweise Preissenkungen. Für diesen Herbst hat Toptarif Vergünstigungen bei über 60 Anbietern registriert. Der Grund: Der Wettbewerb unter den Gasanbietern nimmt immer mehr an Fahrt auf. "In den vergangenen anderthalb Jahren sind viele neue Unternehmen in den Markt eingetreten, die den etablierten Anbietern Konkurrenz machen", erklärt ein Sprecher des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stern.de.

Der große Energieatlas

Wo gibt es die günstigsten Gasanbieter? Wie viel Geld lässt sich durch einen Wechsel sparen? Das beantwortet der stern.de: Eine Deutschlandkarte zeigt die günstigsten Tarife in über 200 Städten - nicht nur für Gas, sondern auch für Strom.

www.stern.de/energieatlas

Die Zahl der Versorger wächst rasant: Gab es laut Toptarif Mitte 2008 durchschnittlich nur drei verfügbare Gaslieferanten pro Kommune, waren es Ende 2009 bereits 18. Inzwischen können die Kunden im Schnitt sogar schon aus 35 auswählen. "Die höchste Dichte von Anbietern gibt es in Berlin, Hamburg, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein", sagt Dodt von Toptarif. Der BDEW geht davon aus, "dass sich der Wettbewerb weiter intensivieren wird".

Um den lokalen Grundversorgern ihre bislang treuen Kunden abzuwerben, drängen die neuen Unternehmen mit Kampfpreisen auf den Markt. So gibt es vielerorts immer größere Preisspreizungen. Beispiel Leipzig: Hier zahlt ein vierköpfiger Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden derzeit über 1900 Euro im Standardtarif des Grundversorgers. Beim günstigsten Konkurrenten wären nur knapp 1000 Euro fällig - ein erhebliches Einsparpotenzial.

Und so sorgen inzwischen auch die Verbraucher für mehr Bewegung im Markt. Nach BDEW-Umfragen hatten 2007 nur 11 Prozent der Kunden ihren Tarif oder Anbieter gewechselt, 2009 waren es 24 Prozent, im Frühjahr 2010 schon 27 Prozent. Diese Zahl dürfte nach der jüngsten Verteuerungswelle nochmals deutlich ansteigen. Daniel Dodt von Toptarif glaubt: "Spätestens im nächsten Jahr wird der Wettbewerb auf dem Gasmarkt voll entbrennen."