Während die Zinsen für klassische Sparanlagen erbärmlich bleiben, erlebt der Aktienmarkt einen gigantischen Boom. Der Deutsche Aktienindex Dax und andere Indizes sind auf Rekordstände geklettert, das treibt selbst die sicherheitsbewussten Deutschen an die Börse. 2020 haben 2,7 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr in Aktien investiert, berichtet das Deutsche Aktieninstitut.
Dazu kommt: Neue Smartphone-Broker machen es selbst Börsen-Anfängern einfach wie nie. Sie bieten kostenlose Wertpapierdepots und lassen ihre Nutzer Aktien mit wenigen Klicks kaufen und verkaufen. Aber wie empfehlenswert sind die Smartphone-Anbieter – oder sollte ich mein Wertpapierdepot lieber bei einer klassischen Bank eröffnen?
Die Experten von "Finanztest" haben für einen aktuellen Vergleich sowohl Smartphone-Broker als auch die Depots von Filial- und Direktbanken unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Beide Welten bieten Vor- und Nachteile. Welches Wertpapierdepot für einen persönlich am besten ist, hängt auch von Anlagestrategie und Typ ab. In jedem Fall sollten Anleger auf die Kosten schauen: Denn wenn schon das Führen des Depots jeden Monat eine saftige Gebühr verschlingt, schmälert das potenzielle Kursgewinne.
Smartphone-Broker überzeugen
Niedrige Kosten und einfache Handhabung sind die Hauptargumente, mit denen Smartphone-Broker, häufig auch Neobroker genannt, um Kunden werben. Die Finanzexperten der Stiftung Warentest haben die Anbieter Trade Republic, Scalable Capital, Justtrade und Finanzen.net Zero angeschaut.
Alle vier bieten prinzipiell kostenlose Depotführung, Justtrade erhebt 0,5 Prozent Minuszins auf Guthaben. Eine Order kostet bei Trade Republic 1 Euro, dafür gibt es keine Mindestsumme. Scalable nimmt je nach Order-Volumen 0 bis 3,99 Euro. Bei den anderen beiden ist der Aktienkauf kostenlos, man muss aber mindestens für 500 Euro ordern. Bei allen Anbietern kann man sowohl einzelne Aktien, Derivate und ETF kaufen. Außer bei Justtrade sind auch ETF-Sparpläne möglich.
Unterm Strich kann "Finanztest" alle vier Anbieter empfehlen. Gravierende Mängel entdeckten die Tester nicht. Die größte Gefahr: Weil die Apps das Handeln mit Aktien so einfach machen, werden Nutzer leicht zum kurzfristigen Zocken verleitet. Insbesondere Anfängern empfiehlt "Finanztest" aber eine langfristige Strategie – also Kaufen und Halten, am besten mittels ETF – statt ständiges Hin und Her.
Ein Nachteil der Neobroker kann sein, dass sie teils nur mit einem Börsen-Handelsplatz zusammenarbeiten und nicht wie Banken mit vielen verschiedenen. Wer exotische Aktien kauft oder zu Randzeiten handelt, erzielt daher unter Umständen schlechtere Preise. Beim Handel mit bekannten Aktien und gängigen ETF werktags zwischen 9 und 17:30 Uhr müssen Nutzer aber keine überhöhten Kursspannen fürchten, ergab der Test.
Keine Ahnung von Aktien und Fonds? So retten Sie Ihr Geld

Ein Fonds ist wie ein Topf, in dem Geld von Anlegern gesammelt wird. Das wird dann investiert – bei Aktienfonds in Anteile an Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Damit ist man als Sparer direkt am Erfolg oder Misserfolg von mehreren Firmen beteiligt. Weil das Geld auf viele Unternehmen verteilt wird, ist das Risiko weniger hoch als bei der direkten Anlage in einzelne Aktien. Es gibt Aktienfonds, die sich z. B. auf bestimmte Länder, Regionen oder Branchen konzentrieren.
Große Preisunterschiede bei Banken
Wer lieber auf das volle Angebot und den Service einer richtigen Bank zurückgreifen will, sollte genau auf die Kosten schauen. Denn die können sich für ein Modelldepot um mehrere Hundert Euro pro Jahr unterscheiden, berichtet "Finanztest". Grundsätzlich gilt: Onlinedepots sind günstiger als die Depots von Filialbanken. Und wer viel handelt, zahlt drauf, weil die Ordergebühren höher sind als bei Smartphonebrokern.
Von allen Filial- und Direktbanken am wenigsten zahlten die Tester beim Onlineanbieter Smartbroker. Der pauschale Orderpreis liegt hier je nach Handelsplatz zwischen 0 und 4 Euro. Auch die Onlineanbieter Onvista und Flatex waren günstig. Bei Filialbanken kostet hingegen meist schon die Depotführung Gebühren - bis zu mehrere Hundert Euro im Jahr.
Und wer seine Wertpapierorder nicht selbst online, sondern in der Filiale aufgibt, kann sich zwar vor Ort beraten lassen, zahlt für den Auftrag aber häufig rund 1 Prozent des Anlagebetrags. Bei manchen Banken kosten selbst kleine Aktienkäufe mindestens 20 oder 30 Euro Ordergebühr. Eine fünfstellige Order kann mehrere Hundert Euro kosten.
Den kompletten Wertpapierdepot-Vergleich finden Sie kostenpflichtig auf www.test.de