Fast jeder Einwohner Deutschlands besitzt ein Fahrrad – zumindest statistisch, es gibt über 80 Millionen Räder in der Republik. Und sie werden gern gestohlen. 233.584 Diebstähle wurden 2021 angezeigt, dazu dürfte eine gehörige Dunkelziffer kommen. Denn der Aufwand einer Anzeige lohnt sich nur wegen der Versicherung. Die Polizei kann kaum 10 Prozent der gemeldeten Fälle aufklären. Das individuelle Diebstahlrisiko kann sich allerdings stark vom Mittel der Statistik unterscheiden. In Deutschland gibt es Städte, die Hochburgen des Fahrradklaus sind und daneben sehr sichere Regionen. Manche Räder stehen wohl verwahrt in der Garage und werden dann nur zum gesicherten Firmenhof bewegt. Andere werden regelmäßig vor der S-Bahn abgestellt oder nachts in der Nähe einer Bar alleingelassen. Dazu hat der E-Bike-Boom die Preise steigen lassen. Abgesehen von reinen Sporträdern investieren nur wenige mehr als 1500 Euro in ein von Muskeln angetriebenes Rad, mit E-Motor werden im Durchschnitt über 3000 Euro ausgegeben.
Schutz gibt es auch billig
Eine Versicherung ist daher für viele Radler geboten. Zumal Finanztest herausgefunden hat, dass guter Schutz auch billig zu haben ist. Die günstigste Variante ist die Mitversicherung über die Hausratversicherung. Hier muss man zunächst überprüfen, ob der Wert der Räder nicht die Grenze des Hausratschutzes übertrifft. Wenn mehrere teure Sporträder oder E-Bikes zum Haushalt gehören, ist das meist der Fall. Ein weiterer Nachteil: Der Schutz greift nur, wenn die Räder im Bereich des Hauses oder der Wohnung gestohlen wurden. Verschwindet das Rad vor dem Caféhaus, greift dieser Schutz nicht. Eventuell kann eine weitreichende Fahrradklausel hinzugebucht werden.
Bei einer Fahrradversicherung muss zunächst entschieden werden, ob man nur das Diebstahlrisiko, möglichst mit Vandalismusschäden, absichern will, oder ob man eine umfassende Versicherung wünscht, die Pannenhilfe und sogar Verschleißreparaturen umfasst. Das Rundum-Paket ist wegen der inkludierten Reparaturen, die bei jedem versicherten Rad anfallen, deutlich teurer. Getestet wurden 100 Tarife von 43 Anbietern. Dafür wurden drei typische Fälle untersucht: ein klassisches Fahrrad mit einem Neupreis von 1500 Euro, ein E-Bike zu 2500 Euro und ein Lastenrad für 5000 Euro. Dann wurden die Tarife jeweils für eine Stadt mit hohem (Leipzig) und niedrigem (Remscheid) Diebstahlrisiko ausgewählt. Zu den Mindestanforderungen gehört auch, dass das Rad mindestens 36 Monate zum Neuwert versichert ist.
Grundsätzlich benötigt man ein Schloss, viele Versicherer verlangen zudem, dass das Rad an einem fest verankerten Gegenstand angeschlossen wird. Dafür gilt der Diebstahlschutz dann auch nachts und unterwegs. Es wird auch bezahlt, wenn nur Komponenten vom Rad entwendet werden. Das wären etwa die Laufräder oder der teure Akku. Für den reinen Diebstahlschutz empfehlen die Tester Versicherungen der Signal Iduna. Für die Beispielfälle kostet die Versicherung pro Jahr 32 Euro (Rad zu 1500 Euro), 36 Euro (2500 Euro) und 46 Euro für das Lastenrad (5000 Euro). Zum Vergleich: Der ADAC ist mit der Staffelung 72 – 64 – 121 Euro etwa doppelt so teuer. Da nutzt auch der 10 Prozent Rabatt für Mitglieder wenig.
Teils sehr teure Policen
Wer auch noch Beschädigungen am Fahrrad oder E-Bike versichern möchte, sollte bei der GVO nachschauen. Ab 48 Euro pro Jahr gibt es dort eine Police, die "aus unserer Sicht kaum Wünsche offen lässt", so die Tester. GVOs "Fahrrad/E-Bike Vollkaskoversicherung TOP-VIT" kostet für das Rad der 1500er-Klasse 48 Euro, für das E-Bike für 2500 Euro werden 52 Euro aufgerufen. Das 5000 Euro teure Lastenrad kostet allerdings schon 112 Euro. Schutzbriefleistungen für Pannen unterwegs können hinzugebucht werden. Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs und auch des ADAC erhalten durch die Vereinsmitgliedschaft eine Pannenhilfe ohne weitere Kosten.
Die Preisschwankungen im Markt kann man nur "extrem" nennen. Ein Vergleich ist daher zwingend. Ein abschreckendes Beispiel ist die Versicherung der ARAG (Fahrraddiebstahl-Schutz + Fahrradkasko-Schutz), sie umfasst auch einen Schutzbrief. Das ganze Paket soll für das Lastenrad 1050 Euro kosten. Bei der teuren Versicherung sind die Räder nur bis maximal 5000 Euro versichert, Schäden an der E-Bike-Elektronik (!) sind genauso wie Schäden an einem Carbonrahmen ausgenommen. Wegen der regionalen Unterschiede raten die Tester, Angebote für jeweils drei der empfohlenen Verträge individuell zu konfigurieren und auszurechnen.
Den kompletten Test können Sie gegen eine Gebühr hier einsehen.