Nichts verschwindet in Deutschland schneller als ein abgestelltes Fahrrad – also muss man es anschließen. Nur wie? Allein auf ein bulliges Aussehen zu vertrauen, hilft nicht. Die Stiftung Warentest hat sich 23 Schlösser mit einem hohen oder mittleren Sicherheitslevel angesehen. Ganz einfache Sicherungen wurden nicht getestet. Sie verhindern lediglich, dass jemand das Rad einfach so wegschieben kann, einen ernsthaften Aufbruchversuch haben sie nichts entgegenzusetzen.
Die Aufbruchsicherheit floss mit 70 Prozent in die Wertung ein, die Handhabung der teils sperrigen Schlösser mit 20, Haltbarkeit und Schadstoffe mit je 5 Prozent. Wie wurde getestet? Drei Minuten lang wurde versucht, das Schloss mit Werkzeugen zu öffnen. Die Werkzeuge waren durchaus geeignet, die extremsten Aufbruch-Varianten wurden jedoch nicht ausprobiert. Warum nicht? Greift ein Dieb mit einer hydraulischen Schere oder einem Trennschleifer mit passender Scheibe an, sind letztlich alle Schlösser machtlos.
Praxisgerechter Test
Was heißt das in der Praxis? Auch ein professioneller Dieb arbeitet wegen der Entdeckungsgefahr nicht länger als drei Minuten an einem Rad. Ein Schloss, das hier gut abschneidet, dürfte wirklich sicher sein. Die Schlösser mit hohem Sicherheitslevel kosten bis zu 200 Euro, die mittlere Klasse ist deutlich billiger. 200 Euro hört sich zunächst teuer an, doch sind auch die Räder immer teurer geworden. Gerade für E-Bikes werden zwischen 2500 und 5000 Euro ausgegeben.
Getestet wurden Schlösser von Abus, Axa, Kryptonite und Trelock, den vier großen im Markt. In den Kategorien Ketten-, Bügel- und Faltschloss traten jeweils zwei Modelle eines Herstellers ab, eines davon mit mittlerer Schutzklasse, eines mit hoher.
Bei der Angabe einer hohen Schutzklasse – für die jede Firma ein eigenes System verwendet – wurde nicht gemogelt. In der hohen Klasse hatten die Experten "besonders lange zu knacken", so die "Warentest". Die starren Bügelschlösser sind besonders sperrig und schwer. Eine gute oder gar sehr gute Aufbruchsicherheit boten alle Schlösser der hohen Schutzklasse über die Grenzen von Bügel-, Falt- oder Kettenschloss hinweg. Es geht also auch "leicht und sicher". Dennoch ist das sicherste Schloss im Test ein Bügelschloss. Das New York Lock M18-WL von Kryptonite. In der Teilwertung für die Sicherheit erreicht es eine Note von 1,1. Besser geht's kaum. Es kostet 170 Euro und wiegt satte 2,6 Kilogramm.
Der Preis- und Leistungssieger ist allerdings ein Kettenschloss. Das Kryptonite Keeper 785. Auch dieses Schloss schützt sehr gut, auch wenn es mit "mittlerer Schutzklasse" beworben wird. Mit der Note 1,3 liegt es nur wenig hinter dem mächtigen Bügelschloss New York Lock. Außerdem kostet es nur 58 Euro und wiegt lediglich 1,3 Kilogramm. Genauso sicher ist das Kettenschloss Kryptonite New York Fahgettaboudit Chain – doch wiegt dieses Monster 4,7 Kilogramm. Im Punkt Handhabung reicht das nur für die Note 3,5. Zudem kostet es 200 Euro. Besonders günstig ist ein Kettenschloss von Decathlon, das im Vorjahr getestet wurde und unverändert gebaut wird. Das Elops 900 Chain L kostet rund 40 Euro. Grundsätzlich lassen sich Kettenschlössser am leichtesten an einem Pfahl, Mast oder Bügel befestigen.
Faltschlösser nicht sehr sicher
Kein Faltschloss erreichte eine sehr gute Note bei der Aufbruchsicherheit. Gut und günstig ist hier das Kryptonite Keeper 510 für 89 Euro. In der mittleren Schutzklasse gab es aber auch Enttäuschungen. Zwei preiswertere Kettenschlösser ließen sich leicht knacken. Unschön ist, dass drei Schösser im Test wegen Schadstoffen ein Mangelhaft kassierten.
Am spannendsten ist das Ergebnis des Kryptonite Keeper 785. Eine klare Empfehlung – es kommt fast an den besten Schutz heran und ist dabei vergleichsweise billig. Das geringe Gewicht ist ein weiterer Pluspunkt. Ein Gewicht von über vier Kilogramm ist nicht allein für Sporträder ärgerlich, das ganze Schloss ist dann schwer zu handhaben.
Preise bei Fahrradschlössern vergleichen
Die Warentester empfehlen, vor einem Kauf die Preise zu vergleichen, sie sind je nach Verkäufer teils sehr unterschiedlich für das gleiche Produkt. Das Kryptonite Keeper 785 wird derzeit für unter 35 Euro angeboten, statt 85 Euro. Das Kryptonite Bügelschloss New York U-Lock M18-WL gibt es auch für unter 105 statt 170 Euro. Diese Differenzen sind bei Fahrradzubehör und Ersatzteilen nicht ungewöhnlich. Versender sind hier meist deutlich billiger als die niedergelassenen Läden, die eine Beratung anbieten.
Wie oben im Text erwähnt, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz. Die größte Schwachstelle auch bei einem sicheren Schloss ist der Befestigungspunkt. Zäune etwa sind meist ganz leicht "zu knacken", dann kann das Rad mitsamt Schloss davon geschoben oder getragen werden.
Den ganzen Test können Sie gegen Gebühr hier einsehen.
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