Wer in Großbritannien Gurken oder Tomaten kaufen will, der steht womöglich vor einem Problem: leeren Regalen. Bilder von den leer gefegten Gemüseabteilungen machten in sozialen Netzwerken die Runde.
Mehrere Supermarktketten begrenzen schon wegen Nachschubproblemen den Verkauf einiger Gemüse- und Obstsorten. Tesco und Aldi etwa haben Verkaufslimits für bestimmte Produkte eingeführt, wie die BBC berichtete. Es wird befürchtet, dass diese Krise noch Monate andauern könnte.
Auch aus Dänemark kommen Meldungen, dass weniger Tomaten, Gurken und Auberginen geliefert werden. Bei der Supermarktkette Rema 1000 seien ebenfalls Regale zum Teil leer, berichtete die Zeitung "Berlingske".
Deutsche Supermärkte: keine Gefahr bei Gemüse-Engpässen
Als Grund für den Gemüsemangel wird der Extremwetter in Spanien und Portugal angeführt. Dies habe einen Großteil der Ernte zerstört. Der britische Bauernverband hatte zuvor zudem vor sinkender heimischer Lebensmittelherstellung gewarnt.
Droht ein Engpass bei Tomaten, Gurken und Co. auch in Deutschland? Die deutschen Supermarktketten sehen derzeit keine Gefahr, wie eine Umfrage des stern ergab.
Ein Sprecher der Schwarz Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, teilte mit, dass in den Logistikzentren ausreichend Lagerbestände vorhanden seien. Langfristige Partnerschaften mit Lieferanten und Logistik-Dienstleistern würden die Warenverfügbarkeit weiterhin festigen.
Einfach, aber effektiv: Mit diesen sechs Tipps sparen Sie beim Einkauf im Supermarkt

Wer strategisch vorgeht und bereits Zuhause genau aufschreibt, was er braucht, kauft kein unnützes Zeug ein. Das geht auch digital mit einer App, die Sie auch mit Mitgliedern aus Ihrem Haushalt synchronisieren können. Natürlich sollten Sie sich dann auch penibel daran halten, was auf der Liste steht.
Brexit und seine Folgen auch ein Grund für Mangel in Großbritannien
Edeka teilte mit, dass "die Versorgung unserer Märkte mit ausreichenden Mengen" weiterhin sichergestellt werden könne.
Von Aldi hieß es, dass man die aktuellen Entwicklungen beobachte. Durch die vorherrschende Kaltwetterfront zu Jahresbeginn in einigen Anbauländern bestünde eine Herausforderung auf dem Markt. "Dennoch existiert bei Aldi derzeit kein generelles Verfügbarkeitsproblem bei Obst und Gemüse", hieß es auf Anfrage.
Auch Rewe und Penny teilten mit, dass es "auch zukünftig" ausreichend Gemüse gebe. Der Handelskonzern sieht aber nicht nur das Wetter Südeuropa und Nordafrika als Grund für die Engpässe in Großbritannien.
"Großbritannien hat bekanntlich aufgrund des Brexits grundsätzlich Versorgungsprobleme mit Gütern aus der EU. Zudem sehr starke Logistikprobleme aufgrund fehlender Fahrer. Wenn sich dann noch Ernteschwankungen in wichtigen Obst- & Gemüse-Anbaugebieten dazugesellen, multiplizieren sich die Auswirkungen für die Verbaucher:innen auf der Insel", erklärte ein Sprecher.

Bauernpräsident: "Der Brexit macht den Unterschied"
Der Bauernpräsident Joachim Rukwied hält den Brexit ebenfalls für einen erschwerenden Faktor bei der jetzigen Gemüseknappheit in Großbritannien. "Die Meldungen von der Insel beweisen den großen Vorteil des EU-Binnenmarktes für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland", sagte er der "Rheinischen Post".
Deutschland sei wie Großbritannien zwar ein großer Importeur von Obst und Gemüse, insbesondere aus Südeuropa. "Dabei macht der Brexit den Unterschied. Die bürokratischen und zeitaufwendigen Zollformalitäten schrecken viele Händler ab und die knappe Ware bleibt auf dem Kontinent."
"Viele Leute essen jetzt Rüben"
Der Brexit hat in Großbritannien zudem zu Preissteigerungen bei Gemüse und Obst geführt – verursacht durch die erhöhten Kosten bei den Zollkontrollen. Auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Kosten nochmals nach oben getrieben. Diese werden dann an die Verbraucher weitergegeben. Und auch weniger Erntehelfer aus dem EU-Ausland verschärfen die Lage im Vereinigten Königreich.
Auch der Klimawandel macht den Landwirten zu schaffen: Im Sommer 2022 erlebte Großbritannien beispielsweise eine Hitzewelle, gefolgt von einem langen und strengen Frost. Pastinaken, Karrotten, Kohl und Blumenkohl seien dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte Tim O'Malley vom britischen Lebensmittelunternehmen Nationwide Produce. Er rechnet mit weiteren Preiserhöhungen.
Großbritanniens Landwirtschaftsministerin Therese Coffey äußerte sich am Donnerstag optimistisch; der Engpass könne in zwei bis vier Wochen überwunden werden. Und sie empfahl ihren Landsleuten, die heimischen Gemüsesorten vorzuziehen: "Viele Leute essen jetzt Rüben."
Weitere Quellen: Nachrichtenagenturen DPA und AFP, BBC, "Berlingske"