Der Volkswirt Joachim Nagel soll Jens Weidmann an der Spitze der Bundesbank ablösen. Das teilte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Montag mit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und er schlügen Nagel "als neuen Präsidenten der Bundesbank vor", schrieb Lindner auf Twitter. Zuvor hatten das "Handelsblatt" und das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet. Nagel sei eine "erfahrene Persönlichkeit", die die Kontinuität der Bundesbank sichere, schrieb Lindner weiter. "Angesichts von Inflationsrisiken wächst die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik", fügte er hinzu. Die Besetzung muss vom Kabinett noch endgültig beschlossen werden. Lindner betonte, angesichts von Inflationsrisiken wachse derzeit die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik.
Joachim Nagel: "Stabilitätsorientierter Sozialdemokrat" mit Erfahrung
Nagel gelte in der FDP als "stabilitätsorientierter Sozialdemokrat", berichtete die Zeitung. Die Zustimmung gelte damit als sicher. Nagel war 17 Jahre lang bei der Bundesbank tätig, davon sechs Jahre im Vorstand. Er wechselte 2017 zur Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dann im Jahr 2020 zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).
Weidmann verlässt den Chefposten bei der deutschen Zentralbank vorzeitig. Er hatte im Oktober angekündigt, er gehe zum Jahresende "aus persönlichen Gründen". Weidmann hatte das Zepter bei der Bundesbank 2011 übernommen. Eigentlich wäre sein Mandat bis 2027 gelaufen.
Weidmanns zweite achtjährige Amtszeit wäre regulär noch bis Ende April 2027 gelaufen. Weidmann folgte auf Axel Weber, der im Streit über die Anti-Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hingeworfen hatte.
Der Bundesbank-Präsident ist an den Entscheidungen des obersten Entscheidungsgremiums der Zentralbank zwar beteiligt, hat aber wie die Vertreter der anderen 18 Euroländer nur eine Stimme – auch wenn Deutschland Europas größte Volkswirtschaft ist.