Das Bonmot des Abends kam vom Bundespräsidenten. Von ZDF-Moderator Klaus-Peter Siegloch auf den lähmenden Stillstand im Land angesprochen, mahnte Johannes Rau zur Geduld: "Man kann nicht 150 Jahre Bausparkasse fordern und dann fehlende Mobilität beklagen." Auch wahr. Umso mehr müssen die Mutigen und Mobilen für ihr Engagement belohnt werden: Das soll einmal jährlich der Deutsche Gründerpreis tun, dessen Schirmherr Rau ist. Vergangene Woche Dienstag wurde der Preis zum zweiten Mal von den Initiatoren der StartUp-Initiative - stern, Sparkassen, McKinsey und ZDF - verliehen.
Unter den mehr als 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien waren Wirtschaftsminister Wolfgang Clement mit seiner Frau Karin, der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle, Springer-Verlagschef Mathias Döpfner, Gruner + Jahr-Vorstandsvorsitzender Bernd Kundrun, Handwerks-Präsident Dieter Philipp und Bäckereiketten-Gründer Heiner Kamps. Sie alle applaudierten den Preisträgern 2003. Für sein Lebenswerk nahm Brillenkönig Günther Fielmann die Auszeichnung entgegen. Als bestes StartUp erhielt die Göttinger Biotechfirma Avontec den Preis in der Kategorie "Konzept". Das Stuttgarter Unternehmen Icido, das 3-D-Lösungen für technische Konstruktionen bietet, wurde als aussichtsreichster "Aufsteiger" geehrt. Der Preis für den "Visionär" ging an die Versandapotheke DocMorris für ihren Erfolg beim Aufbrechen des starren Medikamentenmarktes.
Illegal ist nichts an DocMorris
Die Apothekerverbände laufen seit drei Jahren Sturm gegen den Pillen-Aldi, weil sie um ihre Profite fürchten. DocMorris verkauft Medikamente deutlich günstiger als deutsche Apotheken - die Ersparnis liegt bei bis zu zehn Prozent. Weil der Versandhandel in Deutschland noch nicht erlaubt ist, arbeitet das Unternehmen, hinter dem mehrheitlich deutsche Gründer stehen, von den Niederlanden aus. Proteste gab es auch gegen die Verleihung des Deutschen Gründerpreises an DocMorris. Der Apothekerverband Baden-Württemberg beschwerte sich in einem offenen Brief über die Auszeichnung für den Konkurrenten. Die Hauptvorwürfe: DocMorris verstoße "gegen deutsche Gesetze" und profitiere vom niedrigeren Mehrwertsteuersatz in Holland. Argumente, mit denen sich bereits die Gründerpreis-Jury befasst hatte: Illegal ist nichts an DocMorris, es nutzt lediglich die liberaleren gesetzlichen Regeln der EU und Hollands. Und Mehrwertsteuer zahlt das Unternehmen für alle nach Deutschland versandten Medikamente wie jede deutsche Apotheke: 16 Prozent, beim Finanzamt Kleve.
DocMorris hat Anfang dieser Woche gerichtliche Schritte auf Unterlassung und Widerruf gegen die Apotheker eingeleitet wegen der Behauptung, das Unternehmen zahle keine Mehrwertsteuer in Deutschland.