In Gehaltsverhandlungen müssen Mitarbeiter nicht nur die eigenen Leistungen verkaufen, sondern auch Gegenargumente entschärfen und Kompromisse finden. Kein einfaches Unterfangen - vor allem dann nicht, wenn die Zeiten schlecht, die Kassen leer und die Budgets knapp sind.
Eine aktuelle Untersuchung der Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt jedoch zeigt: Es lohnt sich, über ein höheres Gehalt zu verhandeln. "Im letzten Quartal 2004 hat es eine leichte Steigerung der Gehälter gegeben - die Tendenz ist also positiv", kommentiert Tim Böger, Geschäftsführer von PersonalMarkt, die Entwicklung bei den Gehältern. Das gelte für Berufseinsteiger ebenso wie für Berufserfahrene.
Der positive Trend wird sich 2005 fortsetzen
Nach einem leichten Abfall in der ersten Jahreshälfte 2004 haben sich beispielsweise die Einstiegsbruttogehälter von jungen Akademikern (mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung) über alle Branchen hinweg betrachtet statistisch gesehen um knapp 800 Euro auf 36.400 Euro erhöht. Und auch die Berufserfahrenen im Alter von 30 bis 40 Jahren konnten einen Anstieg von rund 500 Euro auf 41.026 Euro verzeichnen.
Böger führt die positive Entwicklung der Gehälter auf einen spürbaren Aufwärtstrend in der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen zurück. "Und der wird sich 2005 fortsetzen", so seine Erwartung.
Geht es dem Unternehmen gut, lässt sich über mehr Gehalt verhandeln
Allerdings kommen in Sachen Aufwärtstrend nicht alle Branchen gleich gut weg. Am deutlichsten macht sich der Anstieg in den IT-Berufen bemerkbar, die in den vergangenen Jahren auch die größten Einbußen zu verzeichnen hatten. Für die Höhe des Gehalts gilt generell: In den Branchen, in denen es den Unternehmen gut geht, lässt sich auch über mehr Gehalt leichter verhandeln.
Ein Automatismus nach dem Motto "positiver Branchentrend bedeutet steigendes Gehalt" lässt sich jedoch nach Meinung von Gehaltsexperten daraus nicht grundsätzlich ableiten. Was damit zusammen hängt, dass viele Arbeitnehmer heute nicht mehr nur ein Grundgehalt bekommen, sondern häufig individuelle und umfassendere "Gehaltspakete".
Eine Gehaltsforderung muss gut begründet sein
"Die Gehaltsverhandlung ist daher längst keine Feilscherei mehr, bei der es darum geht, welche Seite hartnäckiger ist", betont Frank Behrmann, Gehaltsberater bei PersonalMarkt. Ganz im Gegenteil: Eine Gehaltsforderung muss gut begründet sein.
"Was zählt, sind gute Argumente", so Behrmann. Sein Tipp: "Setzen Sie sich klare Ziele für das Gespräch. Beschreiben Sie selbstbewusst, was Sie fürs Unternehmen geleistet haben und was Sie dafür fordern."
So werden neben dem Grundgehalt häufig so genannte Boni oder Benefits gezahlt. Zu den Boni gehören beispielsweise variable, also an bestimmte Zielvereinbarungen geknüpfte Vergütungsbestandteile, aber auch Tantiemen oder Prämien. Zu den so genannten Benefits gehören Zusatzleistungen wie ein Firmenwagen, betriebliche Altersvorsorge oder Versicherungen. Solche Zusatzleistungen müssen bei der Höhe der Gehaltsforderung berücksichtigt werden.
Auf schnell recherchierte Daten sollte man sich nicht verlassen
Variable Vergütungsbestandteile sind mittlerweile gang und gäbe, die Ausgestaltung kann jedoch stark variieren. Gehalts-Experte Behrmann: "Der Mitarbeiter bestimmt hier zu einem Teil selbst, welche Höhe sein Gehalt erreicht." Um gut gerüstet in die Gehaltsverhandlung zu gehen, sollten sich Arbeitnehmer daher ein umfassendes Bild ihrer Gesamtvergütung machen und diese mit den marktüblich gezahlten Gehältern vergleichen.
Informationen zu den marktüblich gezahlten Gehältern gibt es im Internet zuhauf. Auf schnell recherchierte Informationen allerdings sollte sich keiner verlassen. Gehalts-Berater Behrmann: "Man bekommt zwar einige Anhaltspunkte, aber keine verlässlichen Gehaltsdaten, die für eine realistische Bewertung der eigenen Position herangezogen werden können."
Erpressungsversuche sind riskant
Also, lassen Sie sich nicht so schnell abwimmeln. Wenn die wirtschaftliche Situation eine Gehaltserhöhung derzeit angeblich nicht zulässt, versuchen Sie eine feste Zusage über eine Steigerung zu einem späteren Zeitpunkt zu erhalten.
Aber Vorsicht: Pokern Sie nicht zu hoch. Erpressungsversuche nach dem Motto „Entweder ich kriege mehr Geld, oder ich gehe“ sind riskant. Ebenso der Druck auf die Tränendrüse ("Chef, ich brauch mehr Geld...") oder der Vergleich mit den Kollegen ("Herr Schmidt verdient schon lange mehr als ich"). Gefragt dagegen sind gute Argumente, kreative Lösungen (zum Beispiel über mögliche Zusatzleistungen) und eine realistische Einschätzung des eigenen Marktwertes. "Erfahrungsgemäß", so PersonalMarkt-Chef Böger, "ist das erste Quartal des Jahres aber ein guter Zeitpunkt fürs Gehaltsgespräch."
Quelle: PersonalMarkt