Twitter-Thread Kunde beleidigt Auszubildenden rassistisch – Mechaniker schmeißt ihn aus der Werkstatt

Ein Mechaniker schraubt an einem Automotor
Der Mitarbeiter einer Kfz-Werkstatt hatte ein schlimmes Erlebnis (Symbolbild)
© audioundwerbung / Getty Images
Zunächst soll der Mann sich freundlich und interessiert gegeben haben – dann beleidigte er den syrischen Auszubildenden der Kfz-Werkstatt aufs Übelste. Für dessen Ausbilder ein Grund, drastisch zu reagieren.

Es ist eine erschreckende Geschichte, die ein Automechaniker kürzlich auf seinem Twitterkanal erzählte. Da er, wohl von der Flut an Reaktionen überwältigt, den Tweet inzwischen nur noch seinen Followern anzeigt, werden wir ihn in diesem Artikel anonymisieren, die Originaltweets sind der Redaktion jedoch bekannt. Der Mann gibt an, sich in seinem Berufsalltag mit einer besonders dreisten Form von Rassismus konfrontiert gesehen zu haben – und deutlich darauf reagiert zu haben.

Der Mechaniker ist Angestellter einer Autowerkstatt, die von einem Kunden mit einem Transit-Wohnmobil besucht wurde. "Der Herr, ca. 50, beschreibt mir also sehr freundlich und sachlich, dass er bemerkt hätte, dass sein Wohnmobil in den höheren Drehzahlen deutlich an Leistung verliert und der Motor stark ruckeln würde, ohne dass eine Kontrollleuchte angehen würde", so der Mann. Weil der Kunde selbst am Schrauben interessiert gewesen sei, habe er den Mechaniker gebeten, bei der Reparatur zuschauen zu dürfen. Das wurde ihm – ausnahmsweise, heißt es – erlaubt.

Der Mechaniker ist schockiert

Als es an die Arbeit gehen sollte, kam auch der Azubi, den der Mechaniker betreute, dazu. Ein fähiger junger Mann, wie sein Ausbilder sagt. "Innerlich freue ich mich, dass er mittlerweile schon so fit ist, dass wir beide einen defekten Kurbelwellen-Sensor vermuten", so der Mann auf Twitter. Doch: Er ist "kein Deutscher, er kommt gebürtig aus Syrien und lebt erst seit drei Jahren hier in Deutschland. Er spricht jedoch mittlerweile fast perfekt Deutsch und ist auch sonst sehr gut integriert. Er besitzt etwas, das leider vielen Jungs in seinem Alter fehlt: Er hat richtig Bock zu schrauben und zu lernen. Jeden Tag gibt er alles, um die Aufgaben, die wir als Team aufgetragen bekommen, zu meiner vollen Zufriedenheit zu erledigen. Ich lasse auf ihn nichts kommen!"

Doch der Kunde sah offenbar nicht den fleißigen Jungen, sondern nur einen "Ausländer". Und er scheute sich nicht, seine rassistische Meinung zu äußern: "Da müssen Sie aber auch eine gewaltige Bürde mit sich rumtragen, ich würde dem Kanacken nichts Spitzes in die Affenhände geben!", soll er gesagt haben. Der Mechaniker traute seinen Ohren kaum. Er entgegnet: "Was haben Sie da gerade über meinen Lehrling gesagt?" Der Kunde sei aber keineswegs zurückgerudert: "Na ja, ist doch so, diese Leute sind doch tickende Zeitbomben. Einmal nicht aufgepasst und schon haste 'n Messer im Hals!"

Der Kunde äußert sich unverhohlen rassistisch

Es sollen noch schlimmere Äußerungen gefolgt sein, die hier nicht wiederholt werden sollen. Der Mechaniker jedenfalls konnte und wollte diesen Rassismus nicht akzeptieren: "Wissen Sie, ich denke, dass Sie mit ihrer braunen Scheiße hier nichts zu suchen haben, Sie kennen den Jungen doch gar nicht und solche Aussagen kommen bei mir nicht gut an!" Er verweigert die weitere Arbeit am Fahrzeug, klappt die Motorhaube zu. Als der Kunde lautstark protestiert und sich unfair behandelt fühlt, holt der Mechaniker den Werkstattleiter dazu. Und der stellt sich klar hinter seinen Angestellten: "Nachdem ich ihm in knappen Worten und sehr aufgeregt geschildert habe, was gerade hier für Worte gefallen sind, stellt mein Werkstattleiter den Kunden vor zwei Möglichkeiten: Entweder raus gehen, oder raus gebracht werden."

Zwei der Tweets, die der Automechaniker schrieb
Zwei der Tweets, die der Automechaniker schrieb

Unter Schimpfen und Fluchen soll der Kunde schließlich den Werkstatthof verlassen haben, sein Auto wurde ihm an die Straße gebracht. Der Mechaniker hat laut eigener Aussage an dem Vorfall noch eine Weile zu knabbern gehabt – und der Auszubildende erst recht. "Ich ziehe ihm am Automaten 'ne Cola und wir setzen uns auf die Werkbank. Er ist verwirrt und wirkt deutlich angeschlagen", schreibt der Mann auf Twitter. "Ich lege den Arm um ihn und sage ihm nochmal, dass er 'n Pfundskerl ist und dass er auf alle scheißen soll, die was anderes sagen."

Größtenteils positive Reaktionen

Die Reaktionen sind überwältigend positiv: "Vor Ihnen [...] und auch vor Ihrem Werkstattleiter, ziehe ich mit großem Respekt den Hut. Sie beide hätten sich eine ordentliche Auszeichnung verdient, denn das war große Klasse", heißt es etwa in einer Antwort auf die Tweets des Mechanikers. Oder: "Ich würde mich gern ärgern über diesen unsäglichen Menschen. Da gibt es so viel zu sagen, aber das ist verschwendete Lebenszeit und endet nur in sinnloser Wut. Lieber möchte ich Dir und deinen Kolleg*innen für diese klare, kompromisslose Haltung danken." Aber natürlich finden sich auch einige rassistische Tweets, und aus vielen anderen Reaktionen auf die Geschichte hört man die Sorge heraus, dass unverhohlener Rassismus inzwischen wieder "salonfähig" sein könnte.

Wenn jedoch mehr Menschen so konsequent auf rechte Aussagen reagieren wie der Mechaniker, dann bekommen Rassisten zumindest gelegentlich vorgehalten, dass ihre Ansichten weder akzeptabel noch ohne Folgen sind.

wt

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