Mit dem Lebenslauf bekommt jeder Bewerber die Chance, sich dem potenziellen Arbeitgeber im besten Licht zu präsentieren. Bedeutet: Berufliche Erfolge dürfen ordentlich abgefeiert werden, Negatives lässt man lieber unter den Tisch fallen. (Strategien zum Umgang mit Lücken und Problemen im Lebenslauf finden Sie hier.) "Der Lebenslauf ist nichts anderes als ein Werbeprospekt", sagt Karrierecoach Jürgen Hesse. Er soll den Bewerber möglichst kompetent, motiviert und sympathisch erscheinen lassen.
Insbesondere für Letzteres spielt ein Punkt eine große Rolle, der häufig als unwichtig abgetan oder ganz weggelassen wird: Hobbys. Doch wer sich allein auf den beruflichen Werdegang beschränkt, verschenkt die Möglichkeit hier Pluspunkte zu sammeln. "Das Angeben von Hobbys dient dazu, ein Bild von der Persönlichkeit zu zeichnen", sagt Hesse. Und das sollte natürlich möglichst positiv sein. "Es geht darum, Sympathie aufzubauen, denn daraus entsteht Vertrauen und Zutrauen", sagt der Diplom-Psychologe. Was sympathisch und vertrauensfördernd wirkt, hängt zu einem Teil von den persönlichen Vorlieben des Gegenübers und von der Art des Jobs ab. Doch ein paar Grundregeln sollte man eigentlich immer beachten:

1. Bitte nicht langweilen
Es mag zwar Jobs geben, für die absolute Langweiler perfekt sind. Positiv herausstechen kann man aber nur mit interessanten Hobbys. Wer zum Beispiel "Lesen" hinschreibt, lässt es lieber ganz weg. Schließlich liest jeder irgendwie irgendwas. Ein interessantes Hobby zu erfinden, ist wiederum auch keine Lösung. Denn wird man im Bewerbungsgespräch auf sein Hobby angesprochen, sollte man auch etwas Fundiertes dazu sagen können.
2. Konkret werden
Selbst banale Hobbys können interessant wirken, wenn man etwas konkreter wird. Beispiel Lesen: "Wenn schon Lesen, dann sollte man auch schreiben, was man liest", sagt Experte Hesse. Wer sich für mittelalterliche Lyrik oder amerikanische Comics interessiert, kann vielleicht beim Chef schon eher einen Nerv treffen. Sie kochen gerne? Dann schreiben Sie dazu, welche Art von Küche. Wer konkret wird, liefert eher Anknüpfungspunkte, mit denen sich das Gegenüber identifizieren kann.
3. Weniger ist mehr
Weder im Lebenslauf noch im Bewerbungsgespräch sollte die Freizeitgestaltung zu viel Raum einnehmen. Schließlich bezahlt die Firma Sie für das, was Sie in Ihrer Arbeitszeit leisten. Wer mehr Leidenschaft für seine Hobbys zeigt als für den Job, verkehrt die Wirkung ins Negative. Bewerbungsexperten empfehlen, nicht mehr als vier Hobbys zu nennen. Und auch die sollten nur kurz und prägnant genannt werden.
4. Sport kommt gut
Grundsätzlich kommen aktive Hobbys besser an als passive. Sport kann gleich auf mehreren Ebenen ein positives Bild schaffen. So sind Leistungssportler häufig auch in anderen Positionen leistungsfähig. Mannschaftssportler gelten als besonders teamfähig. Und wer Yoga macht, ist vielleicht besonders ausgeglichen und gesund. Sportliche Erfolge ("Westdeutscher Fecht-Juniorenmeister") dürfen genannt werden. Trainertätigkeiten betonen die sozialen und Führungskompetenzen.
5. Vorsicht bei extremen Hobbys
Interessant sein, ja. Aber wer Extremsportarten oder solche mit hoher Verletzungsgefahr betreibt, sollte sich gut überlegen, ob er die nennt. Schließlich will der Arbeitgeber keinen Mitarbeiter, der ständig im Krankenstand ist. Und ausgeprägte Risikofreude kann in manchen Positionen von Vorteil sein, in anderen Jobs aber eher für Nervosität bei den Chefs sorgen. Auch Kampfsport ruft laut Bewerbungsexperte Hesse meist eher ein Stirnrunzeln hervor.
6. Immer auf den Kontext achten
Welche Hobbys einen sympathisch und kompetent erscheinen lassen, müssen Jobsuchende letztlich für jede Bewerbung individuell überlegen. Dabei spielt nicht nur die Art des Jobs und die Einstellung in der Firma eine Rolle. Auch regionale Besonderheiten wollen bedacht sein. So wurde Bewerbungscoach Hesse selbst kürzlich bei einem Seminar mit heftigem Widerspruch überrascht, als er erklärte, dass er "Jäger" eher nicht im Lebenslauf angeben würde. "Da haben mich ein paar Leute aus dem Schwarzwald eines Besseren belehrt, weil dort jeder Dritte, der was auf sich hält, Jäger ist", berichtet Hesse. "Ich habe das dann für den Schwarzwald akzeptiert, aber in Hamburg oder Berlin glaube ich nicht, dass man als Jäger so viele Sympathiepunkte sammelt."
Hinweis: Dieser Text erschien erstmals im Jahr 2017, ist aber als Service-Stück nach wie vor aktuell