Metall-Tarifrunde Keine Zeichen der Annäherung

In den Tarifverhandlungen für die deutsche Metall- und Elektroindustrie liegt eine Einigung - ungeachtet zahlreicher Appelle für zügige Verhandlungen - in weiter Ferne.

Vertreter von IG Metall und Arbeitgebern sagten zum Auftakt der Tarifrunde im möglichen Vorreiterbezirk Nordrhein-Westfalen, man stehe vor schwierigen und langen Verhandlungen, in denen es noch viele weitere Gesprächsrunden geben werde. Die IG Metall hatte angekündigt, sofort nach Ablauf der Friedenspflicht Ende März mit Warnstreiks zu beginnen. Sie fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter für die bundesweit 3,4 Millionen Beschäftigten von fünf Prozent.

Die Verhandlungen für die insgesamt rund 850.000 Beschäftigten der Branche in Bayern und in Norddeutschland wurden wie bereits zuvor in anderen Bezirken kurz nach Beginn ohne jede Annäherung vertagt. Der Verhandlungsführer der bayerischen Metall-Arbeitgeber, Helmut Keese, sagte in München, die Forderung der IG Metall nach fünf Prozent mehr Geld sei kontraproduktiv. Bayerns IG-Metall- Bezirksleiter Werner Neugebauer forderte, bei der nächsten Runde am 6. März müssten die Arbeitgeber ein konkretes Angebot auf den Tisch legen. Nach den Verhandlungen in Bremen betonten beide Seiten, sie rechneten mit einem "sehr konfliktreichen" Verhandlungsverlauf.

IG Metall kündigt bereits Warnstreiks an

Neugebauer forderte die Arbeitgeberseite zudem zu einem raschen Tarifabschluss auf. "Es ist vielleicht angesagt, dass wir einmal einen Tarifabschluss bekommen, ohne dass es Warnstreiks geben muss", sagte er. Sollte dies nicht gelingen, komme es nach Ablauf der Friedenspflicht am 28. März zu Warnstreiks - "und zwar unmittelbar danach". Mit der Ankündigung von Warnstreiks hatte auch bereits der nordrhein-westfälische Verhandlungsleiter der IG Metall, Detelf Wetzel, Druck auszuüben versucht. Wetzel bezweifelte zum Auftakt der Gespräche in Düsseldorf ebenso wie der Präsident von Metall NRW, Michael Jäger, dass eine schnelle Lösung gelingen werde. Eine Einigung in der wegen der „hohen Forderung der IG Metall schwierigen Tarifrunde“ werde es sicherlich erst nach zahlreichen Gesprächsrunden geben, betonte Jäger. Die Arbeitgeber legten wie angekündigt kein Angebot vor.

Jäger betonte erneut, etwaige Lohnerhöhungen müssten an anderer Stelle kompensiert werden, um einen kostenneutralen Abschluss zu erreichen. Dazu könne eine "Reihe von Stellschrauben" bedient werden. Jäger hatte angekündigt, eine variable Gestaltung von Sonderzahlungen wie etwa dem Weihnachtsgeld sowie längere und flexiblere Arbeitszeiten in den Gesprächen zum Thema machen zu wollen. Auf die Frage, ob Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle in der Tarifrunde spielen werde, sagte er, Ziel sei es, bei den Gesprächen ein Ergebnis zu erreichen. Wetzel hatte bereits mehrfach gesagt, alle Tarifbezirke müssten abschlussfähig sein.

Arbeitgeber wollen die besonderen Erholzeiten seit langem abschaffen

Die Bereitschaft zu einem Pilotabschluss betonten aber auch die Verhandlungspartner in Bayern. Er halte Bayern ebenso wie andere Tarifgebiete dafür geeignet, sagte Neugebauer. Er betonte zudem, die IG Metall werde in allen Tarifgebieten einem Abschluss nur zustimmen, wenn in Baden-Württemberg die dortigen besonderen Erholungszeiten für Bandarbeiter - die so genannte "Steinkühler-Pause" - erhalten blieben. Die Arbeitgeber im Südwesten wollen die besonderen Erholzeiten, die es in keinem anderen Tarifgebiet gibt, seit langem abschaffen.

Am Mittwoch war auch die bundesweit erste Verhandlungsrunde im Tarifgebiet Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland ohne Ergebnis geblieben. Die ersten Gespräche im bislang traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg sollen am 14. Februar beginnen.

Reuters/DPA

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