Endlose Stunden unproduktiv im Büro absitzen – das ist nicht mehr wirklich modern. Großbritannien startet daher in dieser Woche einen großen Feldversuch zur reduzierten Arbeitszeit. 3300 Briten aus 70 verschiedenen Unternehmen müssen seit Montag nur noch vier Tage die Woche zur Arbeit gehen – und werden trotzdem voll bezahlt.
Im Gegenzug verpflichten sich die Beschäftigten, ihre Produktivität zu 100 Prozent aufrecht zu erhalten. Idealerweise schaffen sie also die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit und sind trotzdem zufriedener, weil sie mehr Freizeit haben. Das Experiment läuft über sechs Monate und wird wissenschaftlich begleitet. Laut dem britischen "Guardian" ist es das bisher weltweit größte Projekt dieser Art.
Die teilnehmenden Arbeitgeber reichen vom Fish-and-Chips-Imbiss bis zum großen Finanzinstitut. Auch Unternehmen aus dem Bildungsbereich, der Baubranche, der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie oder dem Digitalmarketing sind dabei.
4-Tage-Woche soll auch Unternehmen in Großbritannien nutzen
Durch das Angebot einer Vier-Tage-Woche könnten sich Unternehmen im Kampf um Mitarbeiter als attraktive Arbeitgeber präsentieren, argumentiert die Organisation "4 Day Week Global", die das Experiment organisiert. "Nach der Pandemie erkennen immer mehr Unternehmen, dass die neue Grenze des Wettbewerbs die Lebensqualität ist, und dass die Arbeitszeitverkürzung und die Leistungsorientierung das Mittel sind, das ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft", sagt Joe O'Connor, Chef von "4 Day Week Global".
Die Nicht-Regierungsorganisation will Firmen motivieren, stärker die tatsächlichen Arbeitsergebnisse zu messen und nicht die geleisteten Arbeitsstunden. Durch kürzere Arbeitszeiten könne die Produktivität sogar erhöht werden, heißt es mit Verweis auf frühere Studien. Und sogar die Umwelt könne profitieren, wenn Pendler nur noch vier statt fünf Tage die Woche unterwegs sind.
Das sind die beliebtesten Arbeitgeber bei Nicht-Akademikern

Die Bedeutung von Amazon als Arbeitgeber nimmt weiter zu. Derzeit hat der Konzern in Deutschland rund 30.000 Beschäftigte, bis Jahresende sollen 6000 weitere hinzukommen. Die Arbeitsbedingungen in der Logistik werden zwar immer wieder harsch kritisiert, doch im Arbeitgeberranking von Trendence steigt Amazon gegenüber dem Vorjahr von Platz 19 auf 10. Befragt wurden mehr als 20.000 nicht-akademische Fachkräfte.
Das Experiment wird von den Universitäten in Cambridge und Oxford sowie dem Boston College wissenschaftlich begleitet. Die Forschenden untersuchen sowohl das Wohlbefinden als auch die Produktivität der Teilnehmenden. "Wir werden analysieren, wie Arbeitnehmer auf einen zusätzlichen freien Tag reagieren, und zwar in Bezug auf Stress und Burnout, Arbeits- und Lebenszufriedenheit, Gesundheit, Schlaf, Energieverbrauch, Reisen und viele andere Aspekte des Lebens", sagte Juliet Schor, Soziologie-Professorin am Boston College dem "Guardian".
Weitere Pilotprojekte zur Vier-Tage-Woche von "4 Day Week Global" sollen im Laufe des Jahres auch in den USA und Kanada sowie Australien und Neuseeland starten.
Quellen: Guardian / 4 Day Week Global