Der verlustträchtige Autohersteller Adam Opel will mit einem milliardenschweren Sparprogramm ab 2003 wieder profitabel werden und schließt dazu auch Werksstillegungen in Deutschland nicht aus. Opel-Chef Carl-Peter Forster kündigte drastische Kapazitätsschnitte sowie strategische Maßnahmen an, mit denen die Tochter des weltgrößten Autobauers General Motors (GM) zügig wieder in die Gewinnzone zurückkehren will. Dazu kann auch der Abbau einiger Tausend Arbeitsplätze zählen. Alle Fabriken in Europa stehen auf dem Prüfstand, die Schließung von deutschen Standorten sei dabei »eine von vielen Alternativen«, sagte Forster. In Deutschland unterhält Opel Werke in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern.
Mit »Olympia« in die Gewinnzone
Mit dem Restrukturierungs-Programm »Olympia« wollen Opel und GM Europe kurzfristig und dauerhaft wieder in die Gewinnzone vorstoßen, erläuterte Forster. Dazu plant das Unternehmen Einsparungen von mehr als zwei Milliarden Euro. Opel hat erhebliche Überkapazitäten aufgebaut und zugleich Marktanteile verloren. GM-Angaben zufolge will Opel/Vauxhall in diesem Jahr den Europa-Marktanteil bei etwa 9,6 Prozent und damit knapp über Vorjahresniveau halten. Der Aktienkurs des US-Konzerns zog im frühen New Yorker Geschäft um 1,3 Prozent an.
Branchenübliches Nachlässe belasten Erträge
Zur Kundengewinnung wurden - wie in der gesamten Branche - Nachlässe gewährt und Kauf-Anreize angeboten, die wiederum die Ertrags-Lage belasteten, erläuterte Forster die Ursachen der Finanzmisere weiter. »Wir sind in einer Spirale, die wir mit 'Olympia' durchbrechen wollen«, unterstrich der Vorstandschef. Der Konzern soll »an allen Stellschrauben drehen«, um wieder profitabel zu werden. Die nun vorgestellten Pläne sind ein »Zwischenbericht« und keine »endgültigen Entscheidungen«, die erst im September vorgestellt werden sollen.
Jede Fabrik muss mehr leisten
Forster zufolge will Opel/GM Europe bis Ende 2003 die Gesamtkapazität um etwa 15 Prozent herunterfahren, was etwa 300.000 bis 350.000 Fahrzeugen entspricht. Dazu müssen nicht unbedingt Fabriken geschlossen werden, als Alternative denkt Opel auch über die Reduzierung von Kapazitäten an mehreren Standorten nach. Die Frage wird derzeit noch unter anderem mit dem Betriebsrat diskutiert. Jede Fertigungsstätte in Europa steht vor der Aufgabe, Effizienz und Produktivität zu steigern.
Stellenabbau: »Kleine einstellige Tausenderzahl«
Etwaige Einschnitte bei den Arbeitsplätzen sollen natürlich »sozialverträglich und akzeptabel für alle Beteiligten« ausfallen, kündigte Forster an. Wie viele Stellen abgebaut werden, sagte er nicht. Allein bei der Fahrzeugmontage geht es um eine »kleine einstellige Tausenderzahl«. Neben den Kürzungen bei der Fertigung soll auch die Zahl der Händler um die Hälfte reduziert werden. Der Konzern verfügt den Angaben zufolge derzeit über etwa 2.500 Verkaufsstellen.
Nischen-Modelle kommen
GM Europe will auch verschiedene strategische Maßnahmen zur Verbesserung der Geschäfte ergreifen. Dafür soll Opel künftig stärker mit Partnern etwa bei der Produktion spezieller Fahrzeug-Komponenten zusammenarbeiten und dazu der Bestell- und Lieferprozess neu ausgerichtet werden. Die Fahrzeug-Palette von Ope/Vauxhall wird um Sonder- und Nischen-Modelle erweitert. Insgesamt sollen in den kommenden zehn Jahren zehn Milliarden Euro in die Produktentwicklung fließen. Daneben will GM Europe durch die Ausweitung von Aktivitäten rund um den Autobau wie etwa Ersatzteile, Finanzdienstleistungen, Leasing oder Gebrauchtwagen zusätzliche Umsatzpotenziale erschließen.
Weniger Geld für Bayern München
GM will den Angaben zufolge auch die Marke Opel stärken und mit mehr Werbung und Vermarktung »revitalisieren«. Opel wäre dann im neuen Konzept eine innovative Marke, die auf »traditionellen deutschen Ingenieurleistungen« basiert. Für den Herbst kündigte Opel eine neue Präsentation der Firma nach Außen (»Corporate Design«) an. Zugleich sagte Forster jedoch, dass im Zuge der geplanten Einsparungen auch die Werbeausgaben genau unter die Lupe genommen werden, was auch das Sponsoring des deutschen Fußball-Meisters FC Bayern München einschließt.
Inlandsabsatz brach ein
Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall sind neben dem früheren schwedischen Autobauer Saab die wichtigsten europäische Marken von General Motors. Opel/Vauxhall verfügten Ende 2000 über 16 Werke in Europa. Einschließlich Saab beschäftigte GM Europe rund 88.000 Menschen, Opel zählte 42.668 Mitarbeiter. Der Marktanteil von Opel in Deutschland wie auch der von GM Europe war im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Der Inlandsabsatz von Opel brach um etwa ein Fünftel ein, während der Gesamtmarkt um elf Prozent schrumpfte. Im vergangenen Jahr wies Opel bei einem Umsatz von fast 33,5 Milliarden DM einen operativen Verlust von 982 Millionen DM aus. Für das laufende Jahr rechnet Opel nach bisherigen Angaben mit einem konstanten Marktanteil im Inland bei etwa 12,2 Prozent.