Insolvenzverwalter Quelle-Abwicklung im Eiltempo

Jetzt geht alles ganz schnell: Einen Tag nachdem das endgültige Quelle-Aus verkündet wurde, gab Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg den Zeitplan für die Abwicklung bekannt. Für viele Beschäftigte kommt die Arbeitslosigkeit abrupt. Andere dürfen noch hoffen.

Das Ringen um Quelle war vergeblich: 82 Jahre nach der Gründung ist das traditionsreiche Versandhaus am Ende. Die meisten der insgesamt 10.500 Beschäftigten werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Alles wird jetzt ganz schnell gehen. Nach den Worten von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg soll Quelle bereits in wenigen Wochen abgewickelt sein. "Wir müssen funktionsfähig bleiben für die nächsten vier bis sechs Wochen"", sagte er am Dienstag in Fürth. Die meisten der verbliebenen Mitarbeiter würden schon zum 1. November keinen Lohn mehr erhalten. "Wir werden uns sehr bemühen, einen geordneten Ausverkauf zu machen", sagte Görg.

Bei den Call Centern würden "kleinere Einheiten" weitermachen können. Auch beim technischen Kundendienst sehe es besser aus, sagte Görg. Der Kundenverlust war nach seinen Worten der wichtigste Grund für das Aus. "Was wir am wenigsten erwartet hatten, war der kontinuierlich sinkende Umsatz." Beim Kaufpreis sei man "nicht anspruchsvoll" gewesen. "Wir haben uns bemüht, so billig wie eben möglich zu verkaufen." Görg sagte, man werde sich nun bemühen, im Inland wie im Ausland so viel wie möglich an Substanz zu retten.

Stellenabbau auch bei der DHL

Verdi-Handelsexperte Johann Rösch sagte, bis auf wenige Kollegen, die noch für die Abwicklung benötigt würden, stünden bei Quelle alle Beschäftigten vor der sofortigen Entlassung. Die in einem mühsamen Kompromiss aufgestellte Transfergesellschaft zur Weiterqualifizierung der Betroffenen steht ebenso vor dem Ende.

Durch das Aus des Versandhauses sind auch bei der Post-Tochter DHL personelle Konsequenzen zu erwarten. Es sei davon auszugehen, dass "wenige hundert" Stellen in der DHL-Lagerhaltung betroffen seien, sagte ein Post-Sprecher. Es sei derzeit noch zu früh, konkrete Zahlen zu einem möglichen Stellenabbau zu nennen. Damit stellte der Sprecher frühere Angaben klar, dass rund 200 bis 300 Stellen direkt betroffen seien.

Branche fürchtet keinen Abwärtstrend

In der Politik begann unterdessen die Suche nach den Schuldigen. Während Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) darauf verwies, "das Menschenmögliche getan" zu haben, warf die bayerische SPD Seehofer sowie Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine Mitschuld an der endgültigen Pleite vor. Seehofer kündigte unterdessen einen Zukunftsplan für die stark getroffene Region Nürnberg/Fürth an.

Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) sieht in der Insolvenz von Quelle kein Signal für die gesamte Branche. "Dank steigender Umsätze im E-Commerce ist der Versandhandel ein zukunftssicherer Wachstumsmarkt", sagte der stellvertretende bvh-Hauptgeschäftsführer Christoph Wenk-Fischer in Frankfurt.

DPA
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