MEDIEN Weichen für KirchMedia werden Mitte Juni gestellt

So wird die Eröffnung des Insolvenzverfahrens erwartet und damit die Suche nach neuen Investoren. Außerdem entscheidet die Bundesliga über die TV-Rechte der kommenden Saison.

Für die Zukunft der krisengeschüttelten Mediengesellschaft KirchMedia werden Mitte dieses Monats entscheidende Weichen gestellt. Zum einen wird die Eröffnung des Insolvenzverfahrens erwartet - der Start zur ernsthaften Suche nach neuen Investoren. Bis zum 15. Juni will zudem die Fußball-Bundesliga entscheiden, ob sich KirchMedia noch als langfristiger Geschäftspartner empfiehlt und den Zuschlag für die Fernsehrechte an den kommenden Spielzeiten erhält.

Zerschlagung soll verhindert werden

KirchMedia hatte als erste Gesellschaft der Kirch-Gruppe von Firmengründer Leo Kirch am 8. April Insolvenz beantragt. Das erklärte Ziel der neuen KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray und Heinz-Joachim Ziems ist es, eine Zerschlagung des Film- und Sportrechtehändlers zu verhindern und KirchMedia inklusive der Mehrheit an der profitablen Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media zu verkaufen. Auf einer Betriebsversammlung hatte sich Betteray zuversichtlich gezeigt, dass diese Rechnung aufgeht - es gibt mehr Interessenten für KirchMedia insgesamt als für die Sendertochter alleine, hatte er erklärt. Die Mehrheit an ProSiebenSat.1 gilt als der wertvollste Teil von KirchMedia. Deshalb hatten Experten befürchtet, Investoren könnten sich nur für den TV-Konzern interessieren.

Angeblich über 60 Interessenten für KirchMediaStreit mit ARD/ZDF über Fußball-WM

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens könnte sich auch der Streit von KirchMedia und den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF über die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaften zuspitzen. Die KirchMedia-Geschäftsführung hat die Sender darauf hingewiesen, dass der Insolvenzverwalter dann das Recht hat, unerfüllte Verträge zu kündigen, sagte der Sprecher. Als solchen sieht KirchMedia die Vereinbarung mit ARD und ZDF über die Übertragung der gerade laufenden Fußball-WM in Japan und Korea an, da die Sender eine Rate von 50 Millionen Euro, die allerdings an eine Einigung über die Rechte an der WM 2006 gekoppelt war, noch nicht bezahlt haben.

Rechte »insolvenzsicher« machen

Mit diesem Hinweis will man keinesfalls mit dem schwarzen Bildschirm drohen, sondern nur die Rechtslage klarstellen, hieß es bei KirchMedia. Es gibt immer noch die Möglichkeit, die Rechte in die Schweizer Gesellschaft Kirch Sport auszugliedern, und sie somit insolvenzsicher zu machen. »Wir sind weiter an einer konstruktiven Lösung interessiert«, sagte der Sprecher.

Einigung für 2006 steht aus

Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern fürchtet man offenbar nicht, dass der Bildschirm nach der WM-Vorrunde schwarz bleiben könnte. »Wir sehen das gelassen«, sagte ein Sprecher des ZDF. KirchMedia will sich in ihrer Lage durch die Kündigung von gültigen Verträgen sicher nicht als Geschäftspartner unmöglich machen. ARD-Chef Fritz Pleitgen hatte den Hinweis von KirchMedia als »leere Drohung« bezeichnet. ARD und ZDF haben ein Vorkaufsrecht für die Rechte der WM 2006, die in Deutschland stattfindet. Die Preisvorstellungen der beiden Parteien liegen aber nach Angaben aus Branchenkreisen noch weit auseinander.

DFL entscheidet über Vergabe der Bundesliga-Rechte

Ob KirchMedia das Vertrauen genießt, auch nach der Insolvenz ein zuverlässiger Geschäftspartner zu sein, entscheidet sich auch mit der Vergabe der Rechte an der Fußball-Bundesliga für die nächsten beiden Spielzeiten. Ursprünglich hatte KirchMedia die Rechte an der kommenden und der Saison 2003/2004 für insgesamt 820 Millionen Euro erworben. Sie kann diese Preise, die allgemein als überhöht gelten, aber nicht mehr bezahlen. Dem Ligaverband DFL zufolge bietet KirchMedia nun zwischen 290 und 310 Millionen Euro pro Saison - zuzüglich »gewisser Steigerungskomponenten«. Ein weiterer Interessent ist der Medienunternehmer und Kirch-Erzrivale Herbert Kloiber, der zusammen mit der Deutschen Telekom für die Rechte bietet. Der »Süddeutschen Zeitung« zufolge hat Kloiber sein Angebot auf über 300 Millionen Euro pro Saison aufgestockt.

Sabine Bub

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