Outsourcing Wenn der Computer fremdgeht

Vor allem eine Strategie hat bei großen Unternehmen seit einigen Jahren Hochkonjunktur: Sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren.

Was nicht zum eigenen Kerngeschäft zählt, gehört laut dieser Philosophie in die Hände von Profis. Outsourcing heißt der Prozess im Fachjargon. Die Bandbreite der Aktivitäten, die von externen Dienstleistern übernommen werden, fängt bei der Kantine, der Gebäudeverwaltung oder der Lohnabrechnung an und reicht inzwischen bis zum Kundenservice oder der Auftragsabwicklung. Wichtigster Kandidat fürs Outsourcing bleibt jedoch weiterhin die Informationstechnologie (IT) von Unternehmen.

Sparen durch Auslagerung

Die Deutsche Bank kündigte vor wenigen Wochen an, ihre Rechenzentren auf dem europäischen Festland an den Computerriesen IBM auszulagern. In den nächsten Monaten sollen 900 Mitarbeiter der Großbank zu «Big Blue» wechseln. Auf diese Weise will die Deutsche Bank innerhalb von zehn Jahren eine Milliarde Euro einsparen. Eingefädelt hat den Auftrag der Deutsche-Bank-Vorstand Hermann-Josef Lamberti, früher selbst einmal Deutschland-Chef von IBM. Auch der Computerkonzern Hewlett-Packard (HP) und der vom früheren amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Ross Perot gegründete Spezialist Electronic Data Systems (EDS) werben erfolgreich um solche Großaufträge.

Immer mehr Mittelständler ziehen mit

Banken und Behörden entscheiden sich am häufigsten für das Outsourcing ihrer IT. Aber auch mittelständische Unternehmen setzen sich mit dem Thema auseinander. «Wenn zum Beispiel ein Autozulieferer einen Konzern als Kunden gewinnt, werden von ihm gewisse IT-Standards erwartet», erklärt Michael Eberhardt, Vorstandschef der börsennotierten TDS AG. Das Unternehmen betreut in seinen eigenen Rechenzentren nicht die Infrastruktur, sondern Software-Anwendungen ihrer Kunden aus dem gehobenen Mittelstand - auch das ist eine Variante des Outsourcing. «Die Unternehmen stellen ihre IT auf den Prüfstand und fragen sich: Können andere es billiger, schneller und besser machen - in dieser Reihenfolge», sagt Eberhardt.

Verlockende Einsparungen

Im Erfolgsfall winken den Firmen Kosteneinsparungen im zweistelligen Prozentbereich. Während der Konjunkturflaute zählt Outsourcing daher zu den wenigen Wachstumszweigen in der IT-Branche mit jährlichen Zuwachsraten zwischen 10 und 15 Prozent. Besonders in Deutschland herrscht noch Nachholbedarf. Das hat Folgen: Der Preiswettbewerb hat sich bereits deutlich verschärft.

Nicht unbedingt erffolgreich

Außerdem ist Erfolg nicht immer garantiert: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Accenture beurteilen 30 Prozent der befragten Firmen im deutschsprachigen Raum ihre Outsourcing-Projekte inzwischen eher skeptisch. Die Anbieter warnen daher auch vor überzogenen Erwartungen. «Vielfach herrscht noch die Vorstellung, dass durch die Vergabe der Dienstleistungen an einen externen Outsourcer die Kosten drastisch eingespart werden. Dies ist nur bedingt richtig, da in vielen Fällen die Service-Level und Qualitätsanforderungen erhöht werden», heißt es dazu bei HP.

Sparete mit großer Zukunft

Trotzdem prophezeien die IT-Konzerne dem Thema eine große Zukunft. Mit einer teuren Marketing-Kampagne präsentiert IBM derzeit eine neue Vision: Das so genannte «E-Business on Demand». Künftig sollen die Unternehmen je nach Bedarf IT-Dienstleistungen nutzen können, ähnlich leicht wie Strom oder Wasser. Ein Telekom-Unternehmen ruft dann zum Beispiel am Monatsende, wenn die Rechnungen erstellt werden müssen, entsprechend mehr Computer-Kapazitäten ab. Diese nächste Stufe des Outsourcings ist allerdings weitgehend noch Zukunftsmusik.