Die kürzlich entfachte öffentliche Debatte über Managergehälter in Deutschland hält weiter an: Die SPD will die Absetzbarkeit von Manager-Abfindungen prüfen. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Joachim Poß verlangte in der "Berliner Zeitung" zu untersuchen, wie die steuerliche Absetzbarkeit von Abfindungen begrenzt werden könne. "Es darf nicht angehen, dass sämtliche Steuerzahler für die überhöhten Zahlungen auch noch indirekt zur Kasse geben werden", sagte Poß. Zugleich wies Poß auf die Verantwortung der Firmen hin. "Das Thema Managergehälter ist in erster Linie eines der Unternehmen selbst, also von Arbeitgebern und Gewerkschaften."
"Die Politik soll sich raushalten"
Der Wirtschaftsflügel der Union wandte sich gegen die Forderungen der SPD. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand, Michael Fuchs (CDU) warf SPD-Chef Kurt Beck "Populismus pur" vor. "Die Politik soll sich raushalten. Wir können da gar nichts machen, denn hier handelt es sich um Eigentumsrechte", sagte Fuchs der "Frankfurter Rundschau".
Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) schloss sich dieser Position an: "Hier ist zunächst einmal das Verantwortungsbewusstsein in den Aufsichtsräten und Vorständen gefragt", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Meister appellierte an Manager und Aufsichtsräte, sich an die Werte der sozialen Marktwirtschaft zu erinnern. Die Wirtschaft solle "eigenverantwortlich handeln und Korrekturen vornehmen". Der Gesetzgeber wäre hier überfordert, sagte er.
DIHK-Präsident hält Debatte für absurd
Die Wirtschaft reagierte befremdet auf diese Diskussion. Die Debatte werde zunehmend absurder, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg Braun, der "Berliner Zeitung". So gebe es schon seit einigen Jahren weitgehende Offenlegungspflichten. "Und genau diese Transparenz über die Einkommen wird ja jetzt gerade als Basis für manche Pauschalurteile genutzt." Ohnehin werde in der Debatte vergessen: "Managergehälter werden nicht von Managern festgesetzt. Das machen Aufsichtsräte, in denen Mitbestimmung herrscht."
Der Deutsche Gewerkschaftsbund schloss sich indes der Kritik an überzogenen Gehältern und Abfindungen in den Führungsetagen an. "Derartige Auswüchse gefährden den sozialen Zusammenhalt in den Betrieben und in der Gesellschaft", sagte DGB-Sprecher Axel Brower-Rabinowitsch der "Berliner Zeitung". "Manche Manager kassieren selbst bei Versagen Millionenbeträge, während gleichzeitig der Aufschwung bei vielen Arbeitnehmern nicht ankommt. Das verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen zutiefst." Die Aufsichtsräte der Unternehmen müssten dafür Sorge tragen, dass die Gehälter der Manager in einem vernünftigen Verhältnis zu den Einkommen der Beschäftigten stünden.