Der chinesische Konzern BAIC hat bei General Motors ein Angebot für die deutsche GM-Tochter Opel vorgelegt. Das sagte eine GM-Sprecherin am Mittwoch in Peking. Einzelheiten wolle der Konzern nicht veröffentlichen. GM prüft derzeit den Verkauf von Opel an den kanadisch-österreichischen Konzern Magna. Die Sprecherin sagte, es sei üblich, währenddessen auch Angebote anderer Hersteller zu erhalten.
GM geht nach eigenem Bekunden fest davon aus, dass der Verkauf von Opel an Magna schon in Kürze vollzogen werden kann. Entsprechend äußerte sich Europachef Carl-Peter Forster am Wochenende. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte am Montag, dass BAIC sein Interesse an Opel mit Briefen an Regierungsmitglieder untermauert habe.
Medienberichten zufolge will die "Beijing Automotive Industry Holding Co", kurz BAIC, den Verkauf der deutschen Traditionsmarke an Magna vereiteln. Wie die "Financial Times Deutschland" berichtet, bietet BAIC geringere Stellenstreichungen an als sein Bieterrivale. Demnach sollen 7584 Stellen bei einer Übernahme wegfallen - rund 3000 davon in Deutschland, heißt es in dem "FTD"-Bericht unter Berufung auf die Angebotsunterlagen. Magna will bei einem Zuschlag für Opel rund 10.000 Stellen kappen.
Betriebsrat macht Front gegen BAIC
In der Opel-Belegschaft gibt es starke Vorbehalte gegen das Übernahmeangebot des chinesischen Autobauers BAIC. "Ich habe ganz große Sorgen und Skepsis gegenüber BAIC, weil ich nicht einschätzen kann, was die wirklichen Gründe von BAIC sind. Der ganze Vorgang macht uns doch sehr stutzig", sagte der Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Klaus Franz, fügte hinzu: "Wer es nur auf die Technologie abgesehen hat und wer sich mit der Marke Opel einen Standortvorteil zwischen Peking und Schanghai innerchinesisch verschaffen will, plant keinen nachhaltigen Einstieg bei Opel." Der Opel-Betriebsrat favorisiert die Offerte des kanadischen Zulieferers Magna. Doch auch hier gebe es noch Klärungsbedarf, sagte Einenkel.
BAIC stellte unterdessen klar, dass das Ziel der Übernahme von 51 Prozent an Opel der Transfer westlicher Technik nach China sei. "Industrialisierung eines Entwicklungslandes wie China braucht Zugang zu geistigem Eigentum", betonte BAIC. So verlangt das Unternehmen von GM Lizenzen für alternative Antriebe. Experten äußerten sich dazu skeptisch. "Es ist unwahrscheinlich, dass GM in dem wichtigen Markt China einen Konkurrenten stärkt und dorthin eigene Technologie gibt", sagte ein Konzernkenner. China hat eher unbedeutende Autofirmen, die jedoch expandieren wollen. Dafür wurden bereits mehrfach ausländische Firmen gekauft, etwa die britischen Marken Rover und MG. Ein Unternehmen übernahm die Kontrolle beim südkoreanischen Konkurrenten Ssangyong.
In den Briefen an die Mitglieder der deutschen Regierung warben die Chinesen nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" eindringlich für ihre Offerte. Ihr Konzern würde Opel eine "ausgezeichnete Heimat" bieten. Kein Opelwerk in Deutschland solle geschlossen werden. BAIC argumentiert dem Bericht zufolge gegenüber der Politik damit, dass ihr Konzept den deutschen Steuerzahler deutlich günstiger komme als jenes von Magna, mit dem sich die Bundesregierung schon grundsätzlich über einen Einstieg einig ist. Laut der vorgelegten Offerte bringt BAIC 660 Millionen Euro Eigenkapital mit und beansprucht 2,64 Milliarden Euro Bürgschaft des deutschen Staates, wie die "FAS" schreibt. Im Fall von Magna ist von 4,5 Milliarden Euro Staatsgarantien die Rede.