"Die Ermittlungen gegen Dräxlmaier stehen kurz vor dem Abschluss", sagte der Münchner Oberstaatsanwalt Anton Winkler der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Der Konzern soll einen BMW-Einkäufer mit sechsstelligen Summen bestochen haben, um an Aufträge zu kommen. Nach Aktenlage sei eine Anklage in dem Fall sehr wahrscheinlich, sagte Winkler.
Vergehen eines Einzelnen?
Die Dräxlmaier-Gruppe bestätigte die Ermittlungen, wollte sich aber zu den konkreten Vorwürfen nicht äußern. Es handle sich um das Vergehen eines einzelnen Angestellten, der sofort von seinen Aufgaben entbunden wurde, als die Vorwürfe ruchbar wurden, sagte eine Konzernsprecherin der Zeitung. Die Dräxlmaier-Gruppe beschäftigt weltweit rund 28.000 Mitarbeiter, 5500 davon in Deutschland. Neben BMW beliefert sie DaimlerChrysler, Porsche, Volkswagen und Toyota.
Branchenexperten forderten derweil ein härteres Vorgehen der Justiz. Der Leiter der Forschungsstelle Automobilwirtschaft in Bamberg, Wolfgang Meinig, sieht ebenso wie die Staatsanwaltschaft in Frankfurt Parallelen zur Bauwirtschaft und zum Sport: "Die Strukturen in der Autoindustrie sind so korrupt wie im Bausektor. Die Justiz muss wie im Sport energischer eingreifen", sagte er dem "Tagesspiegel" (Samstag). Dieser Forderung schloss sich der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), Holger Hildebrandt, an. "Die Justiz muss mit aller Härte des Gesetzes durchgreifen", forderte er.
Preisdruck ist enorm
Nach Ansicht des Automarktexperten Meinig tragen die Hersteller eine Mitverantwortung für die Korruption: "Der Preisdruck auf die Zulieferer ist enorm", sagte er. Zwar seien die Umsatzrenditen häufig besser als die der Autohersteller. "Aber die Konzerne haben die größere Marktmacht." Sobald ein Zulieferer gute Geschäftszahlen veröffentliche, seien "die Hersteller zur Stelle, um die Preise zu drücken".
Dräxlmaier war bereits zu Jahresbeginn in Medienberichten als eines der in der Korruptionsaffäre verdächtigten Unternehmen genannt worden. Darüber hinaus waren die deutschen Mittelständler M&H und Grammer sowie eine Tochter der österreichisch-kanadischen Firmengruppe Magna International in Verdacht geraten. Auch der US-Automobilzulieferer Lear soll laut Münchner Staatsanwaltschaft in die Schmiergeldaffäre verstrickt sein.
Überschneidung mit aktueller Affäre möglich
Beim Autobauer BMW wurde Mitte 2005 bekannt, dass drei Mitarbeiter und mehrere Zulieferer seit 2001 in korrupte Geschäfte verwickelt gewesen sein sollen. Bei den Ermittlungen geht es auch um mögliche Schmiergeldzahlungen des französischen Autozulieferers Faurecia. Ermittler halten Überschneidungen mit der aktuellen Korruptionsaffäre für möglich, von der VW, Audi und Seat betroffen sind. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen 20 Beschuldigte bei Zulieferern und Herstellern.