Die Firma verursachte eine der gravierendsten Umweltkatastrophen Russlands: Nun hat das Bergbauunternehmen Norilsk Nickel eine Rekordstrafe von umgerechnet mehr als 1,6 Milliarden Euro gezahlt. Das hat der weltweit führende Nickel- und Palladiumproduzent am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.
Reinigungsarbeiten könnten bis zu zehn Jahre dauern
Bei einem Unfall im vergangenen Mai flossen Berichten zufolge rund 21.000 Tonnen Diesel in die umliegenden Seen und Flüsse im Norden Russlands. Es wird angenommen, dass das Öl aus dem rostigen Lagertank im Kraftwerk des sibirischen Unternehmens stammt. Ermittler hätten vermutet, dass die Stützen des Tanks durch Permafrost geschwächt waren, was zur Absenkung des Behälters geführt habe. In den Wochen zuvor sei es in der arktischen Region ungewöhnlich warm gewesen.

Die Tausenden Tonnen Treib- und Schmierstoffe seien in den Fluss Ambarnaya und den umliegenden Untergrund geflossen und kurz vor Norilsk abgetrieben. Anschließend hätten sie den Pjasinosee verunreinigt, der wiederum in den Karasee mündet – ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Letztendlich habe das Öl 350 Quadratkilometer verschmutzt.
Zusätzlich zur Ölpest habe es weitere, Vorfälle in der Region gegeben, die ebenfalls für Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen gesorgt hätten. So heißt es in einem Bericht von "ABC News", im Februar sei eine Anlage in einer Mine während Renovierungsarbeiten eingestürzt, wobei drei Mitarbeiter ums Leben kamen. Derzeit versuche das Unternehmen einen unterirdischen Wasserzufluss in den beiden Hauptminen zu stoppen und die Anlage zu reparieren.

Oleg Mitvol, ehemaliger stellvertretende Leiter der russischen Umweltbehörde, sagte laut "BBC", dass es "noch nie einen solchen Unfall in der arktischen Zone" gegeben habe. Die Reinigungsarbeiten könnten zwischen fünf und zehn Jahre dauern und mehr als 1,1 Milliarden Euro kosten, so Mitvol weiter. Die Umweltauswirkungen wiederum könnten "Jahrzehnte" anhalten, sagte der russische Greenpeace-Klimaprojektleiter Vasily Yablokov Medienberichten zufolge.
Enormer Umsatzeinbruch für Bergbau-Riesen
Wegen der Katastrophe habe Präsident Wladimir Putin den Notstand ausgerufen. Putin habe Norilsk Nickel auch dafür kritisiert, den Unfall mit einer Verzögerung gemeldet zu haben. Das Unternehmen habe den Vorwurf jedoch zurückgewiesen.
Im Februar 2021 wurde der Metallproduzent von einem russischen Gericht dennoch zur höchsten jemals verhängten Geldstrafe für Umweltschäden in der Landesgeschichte verurteilt. Das Unternehmen habe keine Berufung gegen das Urteil eingelegt.
"Ich bitte Sie, dafür zu sorgen, dass dieses [Geld] in erster Linie zur Verbesserung der Umweltsituation in [der Stadt] Norilsk selbst und der umliegenden Region verwendet wird", sagte Putin laut "BBC" auf einer Regierungssitzung. Laut Angaben der Nachrichtenagentur "Reuters" fiel der Nettogewinn von Norilsk Nickel wegen der harten Strafe um 39 Prozent.
Norilsk: eine der schmutzigsten Städte der Welt
Wie der stern 2016 berichtete, gehört Norilsk zu den schmutzigsten Städten der Welt. Abseits der eisigen Temperaturen im sibirischen Winter bedroht auch die verpestete Luft die Gesundheit der rund 180.000 Einwohner. Die Lebenserwartung liegt hier zehn Jahre unter der anderer Regionen Russlands.
Immer wieder werden der lokalen Nickelindustrie massive Umweltschädigungen vorgeworfen. So habe Norilsk Nickel Berichten zufolge 2016 zugegeben, dass sich als Ergebnis eines Werksunfalls ein nahe gelegener Fluss rot färbte. Das Unternehmen will eigenen Angaben zufolge bis 2030 rund 5,5 Milliarden Dollar für Umweltprojekte ausgeben.
Quellen: "BBC"; "ABC News"; "The Moscow Times"