Island, Neuseeland und sogar Ruanda. Diese Länder haben eine Gemeinsamkeit: Sie steuern mit großen Schritten die Gleichberechtigung von Mann und Frau an. Deutschland bewegt sich nur in kleinen Schritten vorwärts, wie das Weltwirtschaftsforum (WEF) in einer neuen Studie hervorgebracht hat. Die Bundesrepublik ist vier Plätze vorgesprungen und befindet sich damit auf Platz zehn des Rankings. Für den Überraschungseffekt sorgt Spanien: Das Land hat sich im Vergleich zum Vorjahr sagenhafte 21 Plätze vorgekämpft.
Vorbildliche Entwicklung in Nordeuropa
Das Weltwirtschaftsforum untersuchte für den Bericht 153 Staaten in vier Kategorien: Wirtschaft (Gehälter und Chancen auf Führungspositionen), Zugang zu Bildung, politische Mitwirkungsmöglichkeiten sowie Gesundheit. An der Spitze steht seit elf Jahren Island. Der Inselstaat habe die Lücke zwischen Männern und Frauen laut der Studie zu fast 88 Prozent geschlossen. Knapp dahinter folgen Norwegen, Finnland und Schweden.

Frauen sind in den zukunftsträchtigen Berufen stark unterrepräsentiert
Deutschland verbessere sich laut Report zwar bei der politischen Beteiligung von Frauen, hänge jedoch in der Wirtschaft stark zurück. Die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern ist nach wie vor massiv, im globalen Vergleich arbeiten zu wenige Frauen in Führungspositionen und üben zudem noch immer zu wenige zukunftsträchtige Berufsbilder aus. Dazu zählt der Fachbereich Cloud Computing, wo nur zwölf Prozent aller Fachkräfte Frauen sind. Im Ingenieurwesen (15 Prozent) und der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz (26 Prozent) seien Frauen ebenfalls stark unterrepräsentiert.
WEF empfiehlt längere Elternzeit für Väter
Insgesamt würde es noch 257 Jahre dauern, bis eine weltweite Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist. Es gibt bisher kein Land, in dem Männer gleich viel Zeit mit unbezahlter Arbeit (Hausarbeit, Kindererziehung) verbringen wie Frauen. Um dieses Ungleichgewicht in den Griff zu bekommen, empfiehlt das Weltwirtschaftsforum eine längere Elternzeit für Väter. Frauen werde dadurch ein privater Ausgleich und eine Chancengleichheit im Beruf ermöglicht. Zudem müssen Unternehmen die optimalen Rahmenbedingungen stellen, um insbesondere Frauen die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben zu vereinfachen.
Bundesjustizministerin denkt über Frauen-Quote für Vorstände nach
Dieser Meinung ist auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD). "Es ist nicht akzeptabel, dass Frauen nur deshalb nicht zum Zuge kommen, weil sich traditionelle Vorstellungen darüber halten, wie Führungsetagen auszusehen haben", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). Die gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquote in Aufsichtsräten habe gezeigt, dass staatliche Regulierung an dieser Stelle funktioniere. "Das Vorurteil, dass es nicht genügend qualifizierte Frauen gebe, hat sich nicht bestätigt. Deswegen müssen wir jetzt auch über eine Quote für die Vorstände nachdenken."