Urananreicherung "Der Iran fordert die Welt heraus"

Mit scharfen Worten hat die US-Regierung auf die erste gelungene Urananreicherung im Iran reagiert: Das Regime fordere die internationale Gemeinschaft heraus. Eine reale nukleare Bedrohung stellt der Iran indes noch nicht dar.

Die USA haben den Beginn der Urananreicherung im Iran scharf kritisiert. Teheran fordere mit seinem Nuklearprogramm offen die Welt heraus. Die Anreicherung von Uran sei "ein weiterer Schritt des iranischen Regimes, die internationale Gemeinschaft herauszufordern", sagte der Specher des US-Außenministeriums, Sean McCormack. Damit isoliere sich der Iran nur noch mehr.

Sollte der Iran sein Programm weiter vorantreiben, müssten die USA weitere Schritte mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beraten, teilte ein Sprecher der US-Regierung mit.

Auch Russland verurteilte die Vorgänge im Iran. Dies sei ein "Schritt in die falsche Richtung", erklärte das Außenministerium in Moskau der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge. "Er widerspricht den Entscheidungen der Internationalen Atomenergie-Behörde und der Erklärung des UN-Sicherheitsrats", sagte demnach ein Ministeriumssprecher. Iran solle Arbeiten zu Anreicherung von Uran - "inklusive der Forschung" - einstellen.

"Ergebnis des Widerstandes"

Via Fernsehen hatte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad zuvor seinem Volk mitgeteilt, der Iran gehöre nun zu den Ländern, die über nukleare Technologie verfügen. Für den Staatschef ist sein Land eine Atommacht. "Dies ist das Ergebnis des Widerstandes des iranischen Volks", sagte der Staatschef in einer Fernsehansprache. Die Nachricht dürfte den Atomstreit mit dem Westen weiter anheizen.

Der Iran werde weiter danach streben, eine Anreicherung von Uran auf industrieller Ebene zu erreichen, sich dabei allerdings an die internationalen Regeln halten, sagte Ahmadinedschad. Der Westen müsse daher das Recht des Iran zur friedlichen Nutzung der Atomenergie respektieren.

Zuvor hatte auch Expräsident Haschemi Rafsandschani gesagt, das Land erstmals erfolgreich Uran angereichert. "Der Iran hat die erste Einheit von 164 Zentrifugen zum Einsatz gebracht, hat Gas (Uranhexafluorid) zugeführt und die industrielle Produktion erreicht", sagte er in einem Interview mit der staatlichen Kuwaitischen Nachrichtenagentur.

3,5 Prozent sind zu viel

Die Urananreicherung kann der Herstellung von Kernbrennstoff, aber auch von atomwaffentauglichem Material dienen. Mit den 164 Zentrifugen ist es nach iranischen Angaben möglich, Uran auf 3,5 Prozent anzureichern. Dies würde für Brennstoff für Kraftwerke reichen, jedoch noch weit von den 90 Prozent entfernt sein, die für Atomwaffen benötigt werden. Ein EU-Diplomat, der nicht mit Namen genannt werden wollte, sagte jedoch, auch 3,5 Prozent wären aus Sicht des Westens zu viel. "Je mehr sie dies tun, desto mehr lernen sie über die Technologie", sagte der Diplomat. "Daher ist jede Form der Anreicherung für uns eine Grenze."

Bombentaugliches Uran dürfte Experten zufolge zwar weiter außerhalb der Möglichkeiten der Islamischen Republik liegen. Trotzdem bedeutet die erwartete Ankündigung Ahmadinedschads einen Rückschlag für den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der den Iran zur vollständigen Aufgabe der Anreicherung bewegen will. In wenigen Tagen soll der Chef der Internationalen Atom-Energiebehörde (IAEO), Mohamed al Baradei, den Iran besuchen.

"Falsches Signal"

Der UN-Sicherheitsrat hatte den Iran am 29. März aufgefordert, die Arbeiten zur Urananreicherung bis spätestens 28. April einzustellen. Das britische Außenministerium hatte bereits am Dienstag in einer ersten Reaktion gesagt: "Die jüngste iranische Erklärung ist nicht besonders hilfreich." Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin hatte die Äußerungen Ahmadinedschads als "falsches Signal" bezeichnet.

Ölpreise auf Rekordhoch

Westliche Länder fürchten, dass der Iran Atombomben bauen will. Der Iran hatte dem stets widersprochen und erklärt, das Land strebe nur eine zivile Nutzung der Atomkraft an. Die IAEO hatte den Streit an den Sicherheitsrat überwiesen, nachdem bei Verhandlungen kein Fortschritt erzielt worden war. Am Montag diskutierten die Außenminister der EU-Länder erstmals über mögliche Schritte gegen den Iran, etwa Visa-Beschränkungen oder finanzielle Sanktionen.

Die Fortschritte des Iran bei der Urananreicherung dürften die USA dazu veranlassen, den Druck auf das Land zu erhöhen. Das wiederum besorgt die Aktienmärkte, die auf die Spannungen mit Kursverlusten reagiert haben. Gleichzeitig nähert sich der Ölpreis einem neuen Rekordstand und liegt nun bei fast 70 Dollar pro Barrel. Eine starke Nachfrage in den USA und China sowie Sorgen über den Nachschub aus Nigeria, dem Iran und dem Irak trieben den Preis in die Höhe.

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Reuters/AP/DPA