Die Nato verfügt erstmals seit Ende des Kalten Krieges wieder über einen direkten Draht zum russischen Militär. "Sowohl der Oberbefehlshaber für Europa als auch der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses haben die Erlaubnis, sich mit ihren russischen Kollegen in Verbindung zu setzen", bestätigte die Allianz der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Kommunikationskanäle seien jederzeit offen und würden regelmäßig getestet.
Wann das System aktiviert wurde, ließ die Nato offen. Wie die Zeitung unter Berufung auf eine "nationale Delegation" berichtete, wurden der russischen Seite in der vergangenen Woche Kontakt-Nummern übermittelt. Der Vorgang wurde demnach als "geheim" eingestuft.
Initiative von Steinmeiner
Die Reaktivierung geht zurück auf eine Initiative von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Dieser hatte aufgrund der Spannungen im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise im Dezember angeregt, wieder eine regelmäßige Verbindung für Krisenfälle einzurichten.
Das Vorbild des direkten Drahtes stammt aus dem Jahr 1962: Damals hatten die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten nach der Kuba-Krise von 1962, die die Welt an den Rand eines dritten Weltkrieges brachte, eine ständige Fernschreiberverbindung - das sogenannte Rote Telefon - zwischen ihren Militärs eingerichtet.
Finnische Armee kontaktiert Reservisten
Unterdessen hat die finnische Armee nach übereinstimmenden Berichten finnischer Medien und des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" 900.000 Reservisten angeschrieben. "Wir müssen mit Ihnen reden", wurden die Männer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren in Werbespots darauf vorbereitet, Post von den Streitkräften zu bekommen. Darin werden sie aufgefordert, ihre persönlichen Daten zu aktualisieren.
Offensichtlich sollen die Reservisten für ihre Rolle neu sensibilisiert und alles für einen denkbaren Ernstfall vorbereitet werden. Verteidigungsminister Carl Haglund bestritt allerdings, dass die Maßnahme eine Reaktion auf die verschlechterten Beziehungen zum Nachbarland Russland sei. In der vergangenen Woche hatte ein unbekanntes U-Boot vor Helsinki gekreuzt. Es wurde der Verdacht geäußert, es habe sich um ein russisches U-Boot gehandelt. Außerdem sollen wiederholt russische Flugzeuge in den finnischen Luftraum eingedrungen sein.