PT Cruiser Gangster mit Facelift

  • von Claudia Charles
Die Ganoven-Karre PT Cruiser ist nicht nur etwas für Möchtegern-Al-Capones, sondern besteht locker jeden Alltagstest. Mit ein bisschen Stil und Mut lässt sich seine ausladende Form wunderbar spazieren fahren.

Schlimmer kann man ein Auto nicht beleidigen: "Sieht aus wie ein Opel Corsa", sagt eine Freundin, "was'n das?". Es hätte nicht viel gefehlt und das Lästermaul wäre mit einem Tritt aufs Gaspedal gegen die Windschutzscheibe geflogen. Denn dieser Vergleich ist mehr als an den Haaren herbei gezogen: Der Chrysler PT Cruiser, der coolste Retro-Wagen auf deutschen Straßen, soll der Friseusenschleuder Opel Corsa ähneln?

Dabei könnten Requisiteure mit dem Cruiser jeden Gangsterfilm ausstatten: Seine aufmüpfige Kühlerhaube lässt Straßenszenen der 30er Jahre aufleben und man wäre nicht erstaunt, wenn Al Capone den Lauf seiner Tommy-Maschinenpistole aus dem hohen Heck steckt. Sein Opfer könnte der Ganove dann lässig im ausladenden Kofferraum verstauen – er müsste es nicht einmal hochheben, die Heckklappe öffnet bequem auf Wadenhöhe.

Technische Daten

Chrysler PT Cruiser 2.2 CRD
Zylinder 4
Hubraum 2148 ccm
Leistung 150 PS
0-100 km/h: 10,8 sec
Vmax: 183 km/h
Verbrauch: 6,7 l
Ab 21.990 Euro

Man liebt oder hasst ihn

Dass so ein Aussehen das Autofahrervolk spaltet, ist nicht verwunderlich. Der Cruiser wurde 2000 auf deutsche Straßen gelassen; seitdem ist sein Auftreten konstant – immerhin ist der PT die verkaufstärkste Baureihe von Chrysler. Doch massenhaft tritt das Kultmobil nicht auf, es wird entweder geliebt– oder verachtet. Damit dem Retro-Van auch nach sechs Jahren das Liebhabervolk nicht ausgeht, hat sich Chrysler in diesem Jhar zu einem typisch amerikanischen Facelift entschlossen. Die Frontpartei mit Kühlergrill wurde verfeinert, die Scheinwerfer neu geschwungen, runde Nebelleuchten wurden eingesetzt. Und seit der Überholung ragt hinten auch ein Spoiler aus dem Dach – der besseren Aerodynamik wegen.

Noch mehr Hand legten die Designer im Innern des Wagens an: Das Radio wurde in der Mittelkonsole höher gesetzt, darunter befinden sich, weniger günstig positioniert, die elektrischen Fensterheber. Und was wäre ein amerikanischer Wagen ohne riesige Dosenhalter? Die des Cruisers thronen fett zwischen Armatur und Schaltknüppel. Umfasst ist die Konsole von Hartplastik, das leider auch wie solches aussieht. Das Leder der Sitze ist zwar echt, wirkt aber auf den ersten Blick nicht so. Doch der optische Supergau, ebenfalls ein Resultat der kosmetischen Eingriffe, ist ein Haltegriff über dem Handschuhfach. Perfekte Einsteigehilfe für Senioren, lästiger Makel für Ästheten.

Lässiger kann man nicht cruisen

Doch diese Schönheitsfehler sieht man von außen nicht. Auf der Autobahn darf sich auch der Nicht-Gangster ein bisschen wie Bonnie oder Clyde fühlen. Selbst das Diesel-Modell mit Vierzylinder-Turbo und 150 PS in 2,2 Liter Hubraum könnte als Fluchtauto dienen: Von 0 auf 100 braucht er 10,8 Sekunden. Okay, Sportwagen darf man nicht gewohnt sein, aber für Alltagsfahrer reicht das allemal. Aber richtig Ehre macht der Cruiser seinem Namen erst beim cruisen: Tempo finden, Cruise Control klicken und zurücklehnen. Fast schwerelos gleitet das Kultmobil über die Straßen, Fahrlärm dringt dank neuer Dämmplatten im Motorraum nur wenig nach innen.

Ein weiteres Plus des PT: sein Preis. Das Basismodell mit Benzinmotor kostet gerade einmal 15.990 Euro, am oberen Ende der Skala steht der Cruiser Limited 2.2 CDR für 21.990 Euro. Ein akzeptabler Kurs für den großen Auftritt. Denn so schick der Retro-Trend immer noch ist, allzu viele Autofirmen haben ihn nicht aufgegriffen. VWs New Beetle lässt zwar Käfer-Nostalgie aufleben, wird heutzutage aber eher von Neu-Yuppies denn Alt-Hippies gefahren. Und der aufgehübschte Mini Cooper ist zwar der kleinste unter den Neu-Gestrigen, rollt aber meist auch als Teuerster vom Band, weil kaum ein Fahrer auf das schnelle Triebwerk verzichten möchte.

Zudem ist der PT Cruiser auch das alltagstauglichste Retro-Model: Vorne und hinten haben bis zu fünf Passagiere reichlich Platz. Dank seiner Höhe von 1,60 Meter findet nicht nur fette Beute aus Raubzügen sondern auch von Einkaufstouren Platz. Und die Sitze kann frau so hochfahren, dass sie auch beim Einparken genügend Überblick behält. Falls sie mal nicht mit laufendem Motor vor der Bank warten will. Insgesamt ist der Cruiser ein stylisches Mobil für all diejenigen, die das nicht ganz so Gewöhnliche suchen.