Ein Name - zwei Autos: Der neue Fiat Stilo soll dank zweier unterschiedlicher Karosserieversionen möglichst viele Kunden in der Golf-Klasse erobern.
Der Fiat Stilo ist der Versuch, mit einer Klappe vier Fliegen zu schlagen. Schließlich soll die neue Modellreihe ab dem 13. Oktober nicht nur die Vorgänger Fiat Bravo (mit drei Türen) und Brava (fünf Türen) ersetzen, sondern auch das mittlerweile eingestellte Coupé. Und sogar jene Kunden, die eine Großraumlimousine fahren möchten, will der Stilo erreichen.
Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, hat Fiat gleich zwei Versionen des neuen Autos gebaut, die sich zwar von vorne betrachtet ähnlich sehen, ab der Windschutzscheibe aber völlig unterschiedlich konzipiert sind. Der eine Stilo ist in erster Linie für Singles und Paare gedacht, hat drei Türen und ist schnittig gezeichnet wie ein Coupé. Der Fünftürer ist dagegen als Familienauto ausgelegt: hoch, stämmig und geräumig. Fast wie ein Van. Ob dieses Zwillingskonzept aufgeht, klärt der stern-Fahrbericht.
Glanz & Gloria: schick.
Nichts erinnert mehr an das rundgelutschte Design der Vorgängermodelle. Am Stilo dominieren glatte Flächen und sanfte Knicke. Die größten Unterschiede zwischen beiden Karosserien gibt es hinten. Der Dreitürer reckt seine glänzenden Rückleuchten stolz in die Höhe, der größere Fünftürer ist dagegen aus dieser Perspektive viel weniger auffällig. Frei von Schnörkel ist der Innenraum. Die klar gezeichneten Instrumente sind gut ablesbar. Der gegen Aufpreis erhältliche riesige Bordcomputer, der auch Navigationssystem und Telefon beherbergt, sieht jedoch aus wie ein Bankautomat, und zur fehlerlosen Bedienung seiner vielen Schalter empfiehlt sich ein ausgiebiges Studium der Bedienungsanleitung. Geld spuckt er allerdings nicht aus.
Gas & Spass: okay.
Am unteren Ende der Motorenpalette gibt es einen Benziner und einen Diesel mit jeweils 80 PS. Letzterer ist ein angenehmer Schnurrer, der einem nicht auf die Nerven geht; einen stärkeren Diesel mit 115 PS gibt es freilich auch noch. Vom kleinsten Benziner sollten Stilo-Kunden mit sportlichen Ambitionen lieber die Finger lassen, denn wegen seines kleinen Hubraums von nur 1,2 Litern dürften ihn viele als schwach im Durchzug empfinden. Sie sollten lieber die größeren Motoren (1,6 Liter/103 PS oder 1,8 Liter/133 PS) wählen. Wem das nicht reicht, der greift zum Fünfzylinder mit 2,4 Litern Hubraum und 170 PS. Der bringt den Stilo auf immerhin 215 km/h Spitze.
Kind & Kegel: klasse.
Das Raumangebot ist vor allem im Fünftürer üppig, selbst auf den hinteren Plätzen reicht die Kopffreiheit für Erwachsene aus. Außerdem lässt sich die Rückbank verschieben, je nachdem, ob man gerade mehr Beinfreiheit oder Gepäckraum braucht. Auch an zahlreiche Ablagen wurde gedacht.
Gleiten & Geniessen: geht so.
Das Fahrwerk des Stilo wurde vor allem auf Komfort getrimmt, und so fährt er sich fast wie eine Sänfte. Aber gerade deshalb fehlen dem Fiat die Straffheit und die Präzision, die manch anderes Modell in dieser Klasse bietet. Darunter leidet der Fahrspaß, und bei flotter Kurvenfahrt bedarf es schon mal kleiner Lenkkorrekturen.
Drum & Dran: super.
An serienmäßigen Sicherheitsextras hat Fiat nicht gespart. Sechs Airbags, Schlupfregelung gegen durchdrehende Räder, Notbremsassistent, Schleuderverhinderer ESP - alles da.
Geld & Wert: gut.
Es gibt auch andere Kompaktautos für unter 30000 Mark, aber angesichts der umfangreichen Ausstattung sind die Preise des Stilo konkurrenzfähig. Dass es mit einer Topausstattung weit über 40000 Mark werden, ist in der Kompaktklasse leider auch schon der Normalfall.
Fazit:
Schicker Italiener, der dem VW Golf vor allem wegen seiner beiden Karosserievarianten ordentlich Konkurrenz machen dürfte.
Frank Warrings
Foto: Hanns-jörg Anders