AUTO EU-Plan: Tod dem Normal-Benzin?

Wenn es nach dem Willen der EU-Kommissiare geht, soll Ende 2004 der letzte Tropfen Sprit mit 91 Oktan aus den Zapfsäulen laufen.

Wenn es nach dem Willen der EU-Kommissiare geht, soll Ende 2004 der letzte Tropfen Sprit mit 91 Oktan aus den Zapfsäulen laufen. Die EU hält trotz deutschem Widerstand weiter an ihrem Plan fest, das Normalbenzin von den Tankstellen zu verbannen. Die Brüsseler Behörde argumentiert, dass dieser schon länger angekündigte Schritt die Umwelt schützt. Dem widersprachen die Bundesregierung und der Mineralölverband. Sie wollen das geplante Verbot verhindern.

Verspätete Aufregung? __________________________________________________________

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Umweltfreundliches Super?

Die EU-Kommission erhoffe sich von einem Verbot des Kraftstoffs mit weniger als 95 Oktan indirekte Verbesserungen für die Umwelt, sagte die Sprecherin von EU-Umweltkommissarin Margot Wallström. Die Kombination von modernen Motoren und Superbenzin ermögliche eine bessere Energieausbeute und erzeuge deshalb bei gleicher Leistung weniger Abgase. Die Zahl der Autos, die auch mit Normalbenzin fahren, gehe stetig zurück und werde bis 2005 weiter sinken.

Ausnahmen streichen

Die Kommission beruft sich bei ihrer derzeitigen Initiative auf eine Fußnote in der EU-Kraftstoffrichtlinie von 1998. Damals wurden Ausnahmen für Deutschland festgelegt, da durch die Wiedervereinigung viele ältere Autos unterwegs waren. Diese Ausnahmen sollen nun gestrichen werden. Das habe die Kommission im Mai zusammen mit ihrer Initiative für schwefelarmen Kraftstoff vorgeschlagen, sagte Ahrenkilde. Im Parlament soll die Initiative voraussichtlich im November beraten werden, frühestens im Dezember käme sie in den Ministerrat.

Auch die Autoindustrie befürworte die Abschaffung des Normalbenzins mit 91 Oktan, erklärte die Sprecherin. Die Kommission wolle mit ihrem Vorschlag helfen, die modernste technologische Entwicklung durchzusetzen. Besitzer älterer Wagen müssten bis zu deren Verschrottung eben Superbenzin tanken: »Für die wird es vorübergehend etwas teurer«, sagte Ahrenkilde.

30 Prozent Marktanteil

Die Bundesregierung will indes darauf hinwirken, dass Normalbenzin in Deutschland zugelassen bleibt, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Eine Streichung der Ausnahmeregelung sei nicht gerechtfertigt, sagte ein Sprecher. Normalbenzin habe einen Marktanteil von 30 Prozent und bringe unter umweltpolitischen Aspekten keine Nachteile gegenüber Super mit sich.

Eine Sprecherin des deutschen Mineralölverbandes erklärte ebenfalls: »Es gibt keinen vernünftigen Grund, bleifreies Normalbenzin aus dem Markt zu nehmen.« So lange es einen Markt für Normalbenzin gebe, wolle die Mineralölwirtschaft diesen bedienen. Es gebe kein Umweltargument, das gegen Normalbenzin spreche. Alle Fahrzeuge müssten schon jetzt die strengen Abgaswerte einhalten.