Die französischen Hersteller wollen die heimatliche Leistungsschau nutzen um sich von der europäischen Konkurrenz abzusetzen.
Von wegen Studie
Eine echte Überraschung dürfte den Autobauern von Citroen gelingen. Was bei vielen Herstellern noch als Studie ein wenig beachtetes Dasein fristet, erlebt bei der Marke mit dem Winkel-Logo seine Wiedergeburt als Serienfahrzeug. C3 Pluriel heißt der Winzling, der ab 2003 die heftig umworbene Lifestyle-Kundschaft entzücken soll.
Gleiche Basis, neuer Look
Rein äußerlich könnte das auch klappen. Vom Grinse-Gesicht des C3 ist wenig übrig, der Pluriel blickt grimmig-selbstbewusst mit Klarglas-Scheinwerfern im Alu-Look auf den Asphalt. Dank seiner knubbeligen Motorhaube, der geschwungenen Gürtellinie und dem nicht in Wagenfarbe gehaltenen Stoffdach, wirkt der kleine Citroen wie eine Mischung aus VW Beetle, Daewoo Matiz und Mini Cooper. Nicht wirklich atemberaubend, aber ganz niedlich.
Noch ein Enten-Enkel
Technisch basiert der kleine Citroen auf dem erst kürzlich vorgestellten Enten-Enkel C3. Unter seiner Haube werkeln mit dem 75 PS starken 1.4-Liter und dem 35 PS stärkeren 1.6 16V zwei Motoren, die auch schon im C3 Dienst tun. Das war es dann aber schon auch mit den Gemeinsamkeiten.
Was denn nun?
Einer bestimmten, automobilen Gattung lässt sich die kleine Knutschkugel nicht zuordnen. Kleinwagen? Ja. Cabrio? Auch. Speedster? Unbedingt. Pick-up? Natürlich. Vertraut man der Citroen-Marketingabteilung, ist der Pluriel das perfekte All-inclusive-Auto, die eierlegende Wollmilchsau, auf die das vergnügungssüchtige Lifestyle-Volk nur gewartet hat.´
Panoramadach
Auf den ersten Blick kann man den Franzosen wirklich nur zu ihrem Mut gratulieren. Ein Knopfdruck und schon verwandelt sich der Pluriel zur Limousine mit Panoramadach.
Cabrio
Einige Handgriffe später verschwinden Faltdach und Heckscheibe mit einer eleganten Drehung im Kofferraumboden. Fertig ist das Cabrio. Nächstes Ziel: die beiden silbernen Dachholme.
Pick-up
Ruck-Zuck lassen sie sich vom Fahrzeug trennen. Was bleibt ist ein kompromisslos offener Spider. Jetzt noch schnell die Rücksitze umgelegt und die Heckklappe geöffnet, dann steht dem Pick-up-Vergnügen nichts mehr im Weg.
Ein Auto für...?
Sehr beeindruckend. Der Teufel steckt, wie so häufig, im Detail. Wer das gute Stück kaufen soll, das weiß man bei Citroen allerdings noch nicht. »Wir verkaufen ihn an jeden, der ihn haben möchte«, witzelten Citroen-Vertreter bei der Pluriel-Vorpremiere in Paris. Aha.
Regnen verboten
Zwiespältig könnte auch das Verhältnis des Pluriel-Besitzers zu seinem multifunktionalen Dach ausfallen. Wer die beiden Dacholme in der Garage liegen hat, ist einem Regenguss schutzlos ausgeliefert. »Dafür ist der Innenraum regenfest«, verspricht Citroen. Welch ein Trost...
Ohne Kennzeichen geht es nicht
Wenig Freude wird man auch an der Pick-up-Variante haben. Zwar lässt sich so ein Surfbrett im Pluriel verstauen. Bei geöffneter Heckklappe ist das Kennzeichen jedoch nicht mehr sichtbar - fahren darf man so also nicht.
Richtig ärgerlich wird es nach den ersten Parkremplern. Zwar zieren den C3 seitliche Rammschutzleiste - jedoch so tief, dass die Pluriel-Seitenflanken gegnerischen Türkanten schutzlos ausgeliefert sind.
Dennoch wird der 3,9 Meter lange und 1.175 Kilo schwere Winzling viele Anhänger finden. Schon deshalb, weil der Multi-Citroen nur knapp 2.500 Euro teurer sein soll als ein Durchschnitts-C3.
Mut zur Lücke
Citroen hat mit der Umsetzung des Pluriel bewiesen, dass aus aufregenden Studien nicht zwangsläufig langweilige Serien-Modelle werden müssen. Die passende Zielgruppe wird sich schon noch finden.
Jochen Knecht