Keiner will bei eisigen Temperaturen im Kalten sitzen. Doch anders als Autos mit Verbrennungsmotor können Elektroautos nicht die Abwärme des Motors für die Heizung nutzen, sondern müssen die dafür erforderliche Energie aus ihrer Antriebsbatterie beziehen. Der Verbrauch geht zulasten der Reichweite. Eine effiziente Heizung ist bei E-Autos daher ziemlich wichtig.
Der ADAC hat die Heizleistung sieben E-Autos verschiedener Fahrzeugkategorien untersucht. Dabei wurde geschaut, wie lange die Fahrzeuge brauchten, um ihren Innenraum zu erwärmen und, wie lange sie die Wärme halten können. Getestet wurden die Modelle Fiat 500e, Renault Zoe, VW e-Up, Hyundai Kona Elektro, VW ID.3, Tesla Model Y und BMW iX.
Bei einer Umgebungstemperatur von minus 10 Grad in einer Kältekammer ließ der Automobilclub die Heizungen der sieben Fahrzeugmodelle auf eine Innenraumtemperatur von plus 20 Grad erwärmen. Innerhalb kurzer Zeit bliesen fast alle der getesteten Fahrzeuge rund 20 Grad warme Luft heraus, nach fünf Minuten war die ausgeblasene Luft sogar schon fast 40 Grad warm. Elektroautos haben hier einen klaren Vorteil gegenüber Verbrennern, welche zunächst darauf angewiesen sind, dass sich der Motor so weit erhitzt, dass ausreichend Abwärme für die Heizung erzeugt werden kann.
Um den Fahrzeuginnenraum auf plus 20 Grad zu erwärmen, benötigten die getesteten Modelle im Durchschnitt 1,5 bis 2,3 kWh Energie. Am sparsamsten waren hier der Hyundai Kona Elektro und der Fiat 500e mit jeweils 1,5 kWh, dicht gefolgt vom Tesla Model Y mit 1,6 Wh. Der BMW iX lag bei 2,0 kWh, den höchsten Wert hatte der VW ID.3 mit 2,3 kWh Energie. Damit ist der Energieverbrauch der Heizungen zumindest so gering, dass man selbst eine ganze Nacht bei eingeschalteter Heizung im Stau verbringen könnte – vorausgesetzt, die Antriebsbatterie ist vorab nicht schon größtenteils entladen.
BMW iX am schnellsten erwärmt
Die Untersuchung brachte "überraschend große Unterschiede", heißt es. Der BMW iX brauchte 12,5 Minuten, der VW ID.3 und der Hyundai Kona Elektro hingegen rund 25 Minuten. Der Fiat 500e benötigte etwas mehr als 30 Minuten. Die anderen Modelle (Fiat, Renault, VW e-Up und Tesla) konnten den Innenraum selbst nach 40 Minuten nicht auf eine Temperatur von 20 Grad bringen. Das Tesla Model Y schaffte beispielsweise lediglich eine Höchsttemperatur von 15 Grad. Ein Grund für die schwache Heizleistung ist die teilweise sparsame Installation von Luftdüsen.
Anschließend testete der ADAC die Wärmedämmung der Fahrzeuge. Dazu ließen die Ingenieure des Automobilclubs den Innenraum bei ausgeschalteter Heizung und einer Außentemperatur von minus 10 Grad abkühlen. Auch hier schnitt das BMW-Modell am besten ab: nach 30 Minuten wurden im Innenraum des Fahrzeugs noch Temperaturen um die 10 Grad gemessen. Das hat das SUV seiner offenbar guten Isolierung zu verdanken. Im VW ID.3 waren es nach der gleichen Zeit noch 9, im Fiat 8 und im Hyundai 7 Grad warm.
Die drei übrigen Modelle, welche im ersten Test nicht geschafft hatten, ihre Innenräume auf eine Temperatur von 20 Grad zu bringen, starteten den zweiten Test entsprechend mit einer niedrigeren Innenraumtemperatur. Nach bloß fünf Minuten lag die Temperatur im Tesla sowie im Renault nur noch bei 10 Grad, im VW e-Up waren es noch 8 Grad. Nach 30 Minuten herrschten in allen drei Modellen noch 5 Grad.
ADAC-Test: Wärmeisolierung spielt wichtige Rolle bei Energieeffizienz von E-Auto
Zwar ist der Test nicht repräsentativ für alle Elektroautos, doch hat der ADAC Fahrzeugmodelle verschiedener Kategorien untersucht, um einen möglichst breit gefächerten Eindruck erzeugen zu können. Bei E-Autos ist die Energieeffizienz schließlich das A und O. Denn ein geringer Stromverbrauch wirkt sich positiv auf die Reichweite des Fahrzeugs aus.
Laut dem Automobilclub besteht bei der Wärmeisolierung noch Verbesserungsbedarf. Zudem sollte Autofahrerinnen und Autofahrern klar sein, dass häufige Kurzstreckenfahrten im Winter die Reichweite des Fahrzeugs verringern. Schließlich kühlt das Auto ab und der Innenraum muss nach einem Stopp wieder erneut erwärmt werden.
Der ADAC rät deshalb dazu, im Winter auch die Sitz- und Lenkradheizung zu nutzen und Türen sowie Fenster möglichst kurz zu öffnen. Darüber hinaus sollte man sein E-Auto möglichst in wärmeren Umgebungen wie in einer Garage abstellen, um den Wärmeverlust an die kalte Umgebung zu verringern. Sinnvoll ist auch, die Heizung einzuschalten, während das Fahrzeug noch Strom lädt. Und die Luftdüsen sollten gezielt etwa auf die Fahrerin oder den Fahrer sowie die Insassen auf der Rückbank gerichtet werden. Eine Wärmepumpe, wie sie im VW ID.3, BMW iX, Renault Zoe und Tesla Model Y verbaut war, verbessert nicht signifikant den Energiebedarf eines E-Autos.
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Quellen: ADAC