Neuer Tesla-Jäger China-Marke Nio bereitet Marktstart in Deutschland vor – doch der beginnt mit einem Eingeständnis

Ein Nio-Modell steht in einer Batterietausch-Station
Ein Nio-Modell in einer Batterietausch-Station. Das chinesische Unternehmen will derartige Anlagen in Europa etablieren.
© Xinhua / Imago Images
Der chinesische Elektroautobauer Nio ist mit gleich drei Modellen in Deutschland angekommen. Seit Mitte Oktober liefert er die ersten Fahrzeuge aus. Die Europa-Strategie des Unternehmens begann allerdings mit einem Eingeständnis.

Ein weiterer Elektroautobauer prescht auf den europäischen und deutschen Markt vor: der Tesla-Jäger Nio. Mit den Modellen ET7, ET5 und EL7 will die junge Marke aus China in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Dänemark das Geschäft aufmischen.

Den Anfang auf den vier Märkten macht der ET7; die Luxuslimousine wird seit Mitte Oktober in Deutschland ausgeliefert. Die anderen beiden Fahrzeugmodelle im Fuhrpark des Autoherstellers, die mittelgroße Limousine ET5 und das mittelgroße SUV EL7, sollen ab Januar bzw. März 2023 zu den Kundinnen und Kunden rollen. Dabei setzt Nio auf ein Subscription-Konzept, welches den Erwerb seiner Autos im Abo oder für Gewerbekunden auch im Leasing vorsieht – statt als Kauf.

Nio macht Eingeständnis bei Geschäftskonzept

Die Laufzeit beträgt 1 bis 60 Monate und wird mit zunehmender Laufzeit verhältnismäßig günstiger. Wer sich etwa den ET7 für 36 Monate im Abo anschaffen will, muss dafür monatlich 1.199 Euro zahlen. Bei einer einjährigen Laufzeit liegen die monatlichen Kosten hingegen bei 1.295 Euro. Zwar ist das Auto damit nur geliehen, dafür sind im Subscription-Angebot Serviceleistungen, wie Zulassung, Winterräder, Abholung und Rücklieferung im Servicefall sowie eine Kfz-Versicherung enthalten. Zudem sind im Preis 1250 Kilometer pro Monat enthalten. Jeden weiteren Kilometer berechnet Nio mit 30 Cent.

William Li, Gründer, Vorsitzender und CEO von Nio versprach sich von dem Konzept, dass "die Landschaft der Elektrofahrzeuge verändert" werden würde. General Manager Nio Deutschland, Ralph Kranz sagte in einer Pressemitteilung: "Besonders auch für die Geschäftskunden eröffnen sich durch die Subscription-Modelle attraktive Möglichkeiten. Je nach Erfordernis kann der Fuhrpark kurzfristig erweitert werden und der Außendienst profitiert von einem modernen Elektrofahrzeug im Premium-Segment zu günstigen Konditionen."

Kürzlich machte Nio dann jedoch ein Eingeständnis und ließ von seinem Konzept zum ausschließlichen Erwerb mittels Abo ab. Der chinesische Elektroautobauer will nun zusätzlich zur Abo-Variante auch den Kauf seiner Autos in Europa anbieten – so wie es das Unternehmen auch schon in Norwegen macht. Grund ist das negative Kundenfeedback, welches Nio für sein Subscription-Vorhaben bekam. So wollten offenbar zahlreiche Kundinnen und Kunden die Fahrzeugmodelle lieber direkt kaufen. Ab November soll das nun möglich werden.

Reichweite soll durch Batterietausch erhöht werden können

Indes baut Nio sein Geschäft in Europa weiter aus. Der Elektroautobauer bietet als Alternative zum klassischen Stromladen an der Ladestation oder der Wallbox die Option zum Batterietausch an. Ende September eröffneten die Chinesen ihre erste Batterietausch-Station in Deutschland, welche sie "Power-Swap-Station" nennen. Die Anlage bei Augsburg hat die Größe einer Doppelgarage und soll künftig für maximal 312 Tauschs am Tag ausgelegt sein. In rund fünf Minuten soll hier die Batterie gewechselt werden.

Dazu werden maximal 13 Batterien mit 40 kW bis 80 kW geladen, was die Möglichkeit bieten soll, die Batteriegröße zu wechseln und so die neueste Batterietechnologie zu bekommen. Halterinnen und Halter sollen so bei Bedarf die Reichweite ihres Fahrzeugs erhöhen können. Pro Monat sind zwei Akkutauschs kostenlos. Jeder Weitere kostet eine Servicegebühr von zehn Euro plus 20 Cent pro kWh.

Bis zum Jahresende plant Nio 20 solcher Stationen in Europa. 2023 soll die Zahl auf 120 ansteigen. Bis 2025 sollen mehr als 1000 "Power-Swap-Station" außerhalb Chinas entstehen, ein Großteil davon in Europa. In China gibt es bereits mehr als tausend solcher Stationen. Ob das Konzept auch in Europa und Deutschland Erfolg haben wird, lässt sich noch nicht sagen.

Neben der Möglichkeit zum Batterietausch können die Autos der chinesischen Marke auch wie üblich mit Strom geladen werden. Nio hat dazu nach eigenen Angaben aktuell Zugang zu 380.000 Ladepunkten in Europa, wovon rund 55.000 in Deutschland sind.

Das im November 2014 gegründete Unternehmen begann sein Europa- und zugleich globales Geschäft im vergangenen Jahr mit dem Marktstart in Norwegen. Im September eröffnete es sein erstes "Nio House" außerhalb von China in Oslo. Neben dem inzwischen errichteten Store in Berlin sind weitere in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Amsterdam, Rotterdam, Kopenhagen, Stockholm und Göteborg geplant. Die Nio-Autos werden als starke Konkurrenten von Tesla gehandelt.

Quellen: Nio, "Spiegel", "Welt"

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