Seit dem Jahr 2015 standen an zahlreichen Märkten von Aldi Süd kostenlose Ladestationen zur Verfügung. Dadurch erhoffte man sich, dass Kunden und Kundinnen während des Ladevorgangs in den Discountermärkten einkaufen würden. Doch damit ist seit diesem Monat Schluss: das Laden eines E-Autos ist an den rund 500 Ladestationen nur noch gegen eine Ladegebühr möglich. Diese beträgt 29 Cent pro Kilowattstunde an den normalen Ladestationen mit einer maximalen Leistung von 22 Kilowatt und 39 Cent an den Schnellladestationen.
Die Bezahlung erfolgt mit Giro- oder Kreditkarte oder auch mit einer Ladekarte eines anderen Stromanbieters, wobei die Ladegebühren dann teurer sind. Dennoch ist das Laden an den Aldi-Discountern noch preiswerter als an vielen anderen Ladestationen. Der Energiekonzern EnBW besitzt nach eigenen Angaben "das größte Schnellladenetz in Deutschland". Hier kostet die Kilowattstunde zum Beispiel 45 Cent, mit monatlicher Grundgebühr von 5,99 Euro liegt sie bei 36 Cent. Fürs Schnellladen werden zehn Cent mehr fällig. Auch an knapp 200 McDonald’s-Filialen stehen für die Kunden und Kundinnen kostenpflichtige Ladestationen bereit. Beim Möbelriesen Ikea gibt es laut Konzernangaben etwa 220 Ladestationen an Ikea-Filialen in Deutschland, welche während der Öffnungszeiten hingegen kostenlos genutzt werden können.
Aldi: Grund für kostenpflichtiges Ladeangebot unklar
Warum Aldi Süd die Nutzung seiner Ladestationen kostenpflichtig gemacht hat, ist unklar. Es liegt aber nahe, dass sich dies schlichtweg nicht gerechnet hat. Schließlich können die Stromkosten für eine Ladung schnell bei mehr als 30 Euro liegen.
Bei Kunden und Kundinnen stößt die neue Ladepolitik der Discounterkette trotzdem auf positive Resonanz. Denn nun ist das Laden auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Und es ist nicht mehr auf eine Stunde begrenzt. Zudem dürften nun jene Autofahrer und Autofahrerinnen fern bleiben, die die Aldi-Filialen nur wegen der kostenlosen Lademöglichkeit aufgesucht haben.
Lild und Kaufland könnten nachziehen
Bei Lidl und Kaufland ist das Laden indes nach wie vor kostenlos. Seit vergangenem März ist die Nutzung der Ladestationen jedoch nur noch über eine App möglich. Und die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, könnte dem Beispiel von Aldi folgen. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, prüfen die beiden Unternehmen, die Ladestationen vor ihren Märkten ebenfalls kostenpflichtig zu machen.
Bislang ist das Laden hier ausschließlich während der Öffnungszeiten möglich und auf eine Stunde begrenzt. Die Schwarz-Gruppe dementierte auf Nachfrage nicht die mögliche Einführung von Ladegebühren. Eine Lidl-Sprecherin erklärte gegenüber der Tageszeitung aber: "(…) Wir prüfen intensiv, wie wir unser Angebot weiter verbessern können, um beispielsweise eine dauerhafte Blockade der Ladesäulen zu vermeiden."
Was Sie schon immer über Stromtanken wissen wollten, aber nie zu fragen wagten

Von solchen großen E-Tankstellen sind wir noch etwas entfernt, doch die Anzahl der Ladepunkte ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Bei der Bundesnetzagentur sind aktuell 12.278 Ladesäulen (Stand 5. Februar 2020) gemeldet, von denen viele mehr als einen Ladepunkt haben. In der Regel kommen auf eine Ladesäule zwei Ladepunkte, in seltenen Fällen sind es sogar drei. Sodass man von rund 24.000 Ladepunkten ausgehen kann. Laut dem "Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft“" (bdew) werden über 70 Prozent der bestehenden Ladepunkte von Energieunternehmen betrieben. Ein anderes Bild liefern da "statistica com" (rund 18.700 Ladestationen) und "goingelectric.de" (19.279 Standorte, 55.212 Ladepunkte), die auch durch Meldungen die Elektromobilisten aktuell gehalten wird. Betrachtet man die Verteilung der Ladepunkte, fällt auf, dass im Osten Deutschlands die Dichte der Ladesäulen abnimmt. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) sind für eine Million E-Autos 70.000 Normalladepunkte und 7.000 Schnellladepunkte nötig.
Bei der Rewe-Gruppe befindet sich ein Ladeangebot noch in der Planung. In zwei Jahren sollen 200 Ladepunkte vor Rewe- und Penny-Filialen zur Verfügung stehen. "Sicher ist, auf Dauer kann der Strom nicht verschenkt werden, das ist kein Geschäftsmodell. Das zeigt ja das Beispiel Aldi gerade", so Jan-Oliver Heidrich, Geschäftsführer von EHA, dem zentralen Energiedienstleister der Rewe-Gruppe. Er könne sich allerdings Kombiangebote mit Einkaufsvergünstigungen oder anderen Vergünstigungen mit dem Kerngeschäft eher vorstellen.
Quellen:RND, Handelsblatt