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Bekanntgabe auf Twitter Schwerer Rückschlag für Tesla: Autopilot- und KI-Chef verlässt das Unternehmen

Das Fahrercockpit eines Tesla Model 3 mit einem zentralen Touchscreen
Das Fahrercockpit eines Tesla Model 3 mit einem zentralen Touchscreen
© Frank Duenzl / Picture Alliance
Teslas Autopilot- und KI-Chef Andrej Karpathy hat bekannt gegeben, dass er das Unternehmen verlässt. CEO Elon Musk dürfte dies nicht erfreuen: Karpathys Abgang kommt für den Elektroauto-Hersteller zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Tesla hat einen seiner wichtigsten Experten in der Entwicklung seiner Technologiesysteme verloren. "Es war mir eine große Freude, Tesla in den vergangenen fünf Jahren beim Erreichen seiner Ziele zu unterstützen. Und es war eine schwierige Entscheidung, sich von ihm zu trennen", schrieb der hochrangige Tesla-Mitarbeiter Andrej Karpathy am Mittwochabend auf Twitter. Er war der Chef für Autopilot und künstliche Intelligenz (KI). Er führte fort: "In dieser Zeit hat sich der Autopilot von der Fahrspurhaltung bis hin zu Straßen in der Stadt entwickelt, und ich freue mich darauf, zu sehen, wie das außergewöhnlich starke Autopilot-Team diesen Schwung fortsetzt."

Karpathy habe noch keine konkreten Pläne für die Zukunft, möchte aber mehr Zeit damit verbringen, seine langjährigen Leidenschaften in den Bereichen technische KI, Open Source und Bildung wieder aufzugreifen. 

Gründe für den Abgang nannte der Mann, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der KI und der Fahrerassistententechnologie bei Tesla spielte, nicht. Der Schritt erfolgt allerdings auf die am Dienstag vollzogene Schließung eines Tesla-Büros in San Mateo, Kalifornien, wo man Daten von Tesla-Fahrzeugen sammelte und an der Verbesserung der Fahrerassistenztechnologie des Unternehmens arbeitete. Laut der US-amerikanischen Behörde California Employment Development waren dort über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig.

Möglicherweise spiegele Karpathys Abgang Herausforderungen für Teslas Fortschritte im Bereich des FSD-Computers für vollautonomes Fahren/Robotaxi wider, schätzte der Analyst bei der Schweizer Großbank Credit Suisse, Dan Levy.

Tesla-Autopilot stößt bislang auf Probleme

Ende des Jahres 2016 hatte Elon Musk versprochen, für Ende 2017 ein selbstfahrendes Auto zu entwickeln, das "ohne eine einzige Berührung" von Los Angeles nach New York fahren könnte. Im Jahr 2019 sammelte der Tesla-CEO dann eine Milliarden-Dollar-Summe ein, indem er Anlegern versprach, dass sein Unternehmen bis Ende 2020 eine Million "robotaxifähige" Autos auf die Straße bringen würde. Bislang ist es Tesla aber nicht gelungen, ein autonomes Fahrzeug vorzustellen, das eigenständig von Küste zu Küste fahren kann. Stattdessen verfügt der Tesla-Autopilot über Fahrerassistenzfunktionen wie verkehrsabhängige Geschwindigkeitsregelung, Spurhalteassistenz und automatische Navigation.

Darüber hinaus waren Tesla-Fahrzeuge seit Juni 2021 an fast 70 Prozent aller Unfälle mit aktiviertem Autopiloten beteiligt. Beamten zufolge seien die Angaben jedoch unvollständig, sodass sich keine Schlüsse darüber ziehen lassen, welche Autohersteller die sichersten Systeme hätten.

Erst im vergangenen Monat weitete die US-Verkehrsbehörde NHTSA ihre Untersuchung des Tesla-Autopiloten aus, nachdem es in den USA zu einer Reihe von Auffahrunfällen gekommen war. Seit dem Beginn der Ermittlungen im August stellte die Behörde sechs weitere Zwischenfälle fest, bei denen Teslas mit eingeschaltetem Autopiloten auf am Straßenrand parkende Einsatzfahrzeuge prallten. Ursprünglich ging es um elf solcher Unfälle.

Zudem schaut sich die NHTSA gut 100 Autopilot-Unfälle an, an denen keine Einsatzfahrzeuge beteiligt waren. Dabei untersucht sie auch, inwiefern das System menschliche Fehler verschärft. Tesla weist seine Kunden indes darauf hin, dass der Autopilot nur ein Assistenzsystem sei und deshalb die Fahrerin oder der Fahrer kontinuierlich die Hände am Lenkrad behalten müsse. Auch müsse man zu jeder Zeit bereit sein, die Kontrolle des Fahrzeugs zu übernehmen. Musk beteuert, dass der Autopilot das Fahren sicherer mache und bei der Unfallvermeidung helfe.

Elon Musk strebt volle Autopilot-Fähigkeit bis Jahresende an

Trotz der bislang nicht erreichten vollautonomen Fahrfunktion spielte Karpathy eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von KI und des Tesla-Autopiloten, wie Elon Musk selbst im Januar gesagt hatte. Er bedankte sich nun via Twitter bei Karpathy für dessen Arbeit. Es sei eine Ehre gewesen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Der Tesla-CEO hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahresende endlich die volle Autopilot-Fähigkeit zu erreichen. Damit dürfte der Abgang des Autopilot- und KI-Chefs zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt erfolgen.

Wer Karpathys Nachfolger bei Tesla sein wird, ist noch bekannt. Raj Rajkumar, Professor für Elektrotechnik und Computertechnik an der Carnegie Mellon University, sagte gegenüber Reuters aber: "Ich könnte mir vorstellen, dass es eine interne Beförderung geben wird, um Karpathys Position zu besetzen." Es dürfe allerdings nicht einfach werden, jemanden mit dessen Erfahrung und Wissen zu finden.

Quellen: Reuters, CNBC, mit Material der dpa

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