Medienbericht Tesla ändert Batteriepläne in Grünheide – und kehrt Deutschland den Rücken

Die Tesla Gigafactory in Grünheide
Die Tesla Gigafactory in Grünheide
© Future Image / Imago Images
Ursprünglich wollte Tesla in seiner Gigafactory in Grünheide komplette Batterien produzieren. Der US-Elektroautobauer hat seine Baupläne für eine Batteriefabrik am deutschen Standort nun aber offenbar verworfen.

Aus Teslas Plänen, in der Gigafactory in Grünheide die gesamte Batteriezellfertigung aufzunehmen, wird zunächst offenbar nichts. Anfang der Woche gab das Wirtschaftsministerium in Brandenburg gegenüber Reuters bekannt, dass der US-Elektroautobauer seine Pläne zurückgezogen habe. 

Die internationale Nachrichtenagentur zitierte: "Tesla hat in Grünheide mit der Produktion von Batteriesystemen begonnen und bereitet sich auf die Herstellung von Batteriezellenkomponenten vor. Das Unternehmen hat weitere Produktionsschritte in den USA priorisiert, weil die steuerlichen Rahmenbedingungen dort günstiger sind." Nachdem Tesla zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme durch Reuters reagierte, hat ein Unternehmenssprecher am heutigen Mittwoch bestätigt, dass der Elektroautobauer seine Zellfertigung aufgrund der Steueranreize des sogenannten Inflation Reduction Act in die USA verlegen werde. Die Batterien werden für den Antrieb von Elektrofahrzeugen gebraucht.

Schon vergangenen Herbst hatte es Meldungen über Teslas abweichendes Vorhaben zu den Bauplänen für die Batteriefabrik in Grünheide gegeben. Beim Land Brandenburg war man hingegen weiter davon ausgegangen, dass die Fabrik gebaut wird. Ein Sprecher des deutschen Wirtschaftsministeriums sagte am Mittwoch zu Reuters, man "arbeite an der Klärung der Gründe" für Teslas Entscheidung. Das brandenburgische Wirtschaftsministerium teilte mit, dass die Kursänderung seines Wissens nach keine Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze am deutschen Standort habe. Tesla hat in Grünheide aktuell mindestens 8500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Tesla kündigt Autos mit Batterien aus deutscher Produktion an

Der Elektroautobauer hat an seinem deutschen Standort bereits mit der Montage von Batterien begonnen. In "naher Zukunft" würden die E-Autos aus deutscher Produktion Batterien enthalten, die dort gefertigt werden, so der Sprecher weiter. Zudem bereitet sich Tesla hier auf die Produktion von Zellkomponenten wie Elektroden vor. Ein Teil davon soll demnach in die USA geschickt werden.

Ursprünglich wollte Tesla an seinem deutschen und einzigen europäischen Standort die gesamte Zellfertigung mit einer Spitzenkapazität von über 50 Gigawattstunden pro Jahr aufnehmen. Im März 2022 hatte CEO Elon Musk gesagt, dass das Batteriewerk bis Ende 2023 die Serienproduktion aufnehmen werde. Letztendlich liegt man in Grünheide aber mit den Plänen hinterher. Im November verzichtete Tesla auf eine milliardenhohe staatliche Förderung für das Batteriewerk. Ein Antrag auf regionale Förderung durch die brandenburgische Landesregierung steht aber noch offen.

Ende Januar kündigte Tesla schließlich an, über 3,6 Milliarden Dollar investieren zu wollen, um seine Fabrik in Nevada um zwei neue Fabriken zu erweitern. In der einen soll die um Jahre verzögerte Serienproduktion des Elektro-Sattelschleppers Semi erfolgen und in der anderen will das Unternehmen die Herstellung der neuen Batteriezelle 4680 aufnehmen. Bislang tut sich der Elektroautobauer aber schwer, seine Batteriezellfertigung in Fremont (Kalifornien) und Austin (Texas) hochzufahren. Tesla will Deutschland damit wohl den Rücken kehren – wenn auch nur ein Stück weit.

Geländevergrößerung in Grünheide

Denn neben einem Ausbau des Werks auf dem bestehenden Gelände in Grünheide plant der US-Elektroautohersteller, sein Areal zu erweitern. Das Unternehmen will einen eigenen Werkbahnhof für den Güterverkehr, Logistikflächen und eine Betriebs-Kita auf einer angrenzenden Fläche bauen. Für den Ausbau muss weiterer Wald gerodet werden. Tesla benötigt eine neue umweltrechtliche Genehmigung des Landes Brandenburg. Die Brandenburger Landesregierung hatte Tesla laut Umweltministerium bei Vertragsverhandlungen 2019 bereits den Erwerb einer weiteren Fläche eingeräumt – vorbehaltlich des Bebauungsplanrechts. Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) hält eine Aufstellung des Bebauungsplans bis zum nächsten Jahr für möglich, berichtete die Deutsche Presse-Agentur Mitte Januar. 

Quellen: Reuters (1)Reuters (2), mit Material der dpa