Kevin George Aziz Riad fuhr im Dezember 2019 mit seinem Tesla Model S mit hoher Geschwindigkeit von einer Autobahn bei Los Angeles ab, als er die Steuerung seines Fahrzeugs dem Autopiloten überließ. Dieser missachtete jedoch eine rote Ampel und verursachte in der Folge den Zusammenstoß mit einem anderen Auto. Bei dem Unfall wurden zwei Insassen in dem Auto getötet. Riad und eine Beifahrerin in seinem Tesla wurden zwar verletzt, überlebten aber. Jetzt muss sich der 27-Jährige wegen zweifachen Totschlags vor Gericht verantworten.
Die kalifornische Staatsanwaltschaft in Los Angeles hatte Anklage bereits vergangenen Oktober erhoben, sie wurde jedoch erst vergangene Woche bekannt. Riad plädiert auf nicht schuldig und soll am 23. Februar zu dem Vorfall verhört werden. Solange der Fall nicht abgeschlossen ist, ist er gegen eine Kaution auf freiem Fuß.
Widerholt schwere Unfälle mit Tesla-Autopilot in den USA
Riad ist der erste Tesla-Fahrer, der sich wegen eines Unfalls mit einem aktivierten Autopiloten vor Gericht verantworten muss. Allerdings hat es bislang zahlreiche Fehlgebräuche des Autopiloten gegeben. Die Thematik ist deshalb Gegenstand von Untersuchungen zweier Bundesbehörden, der Tesla-Autopilot ist umstritten.
2016 raste ein Tesla unter den Anhänger eines Sattelschleppers, der die Straße überquert hatte. Der Autofahrer starb. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA untersuchte den automatisierten Fahrassistenten von Tesla und stellte fest, dass das System im Rahmen seiner Fähigkeiten korrekt funktioniert habe. Dennoch habe sich der Mensch am Steuer zu sehr darauf verlassen. Der Autopilot hatte den Anhänger mit seiner weißen Seitenfront nicht erkannt und nicht gebremst. Auch der Fahrer hatte nicht reagiert. Bei diesem sowie allen Auffahrunfällen seien die Feuerwehr- und Ambulanzfahrzeuge unter anderem dank eingeschaltetem Blinklicht klar erkennbar gewesen, kritisierte die NHTSA. In jedem Fall sei sei der Tesla-Autopilot eingeschaltet gewesen.
Im Jahr 2018 kam es dann zu einem Vorfall ohne Unfallopfer: Ein Tesla war in Kalifornien mit einem Feuerwehrauto zusammengestoßen. Bei weiteren Unfällen mit aktivierten Autopiloten in Tesla-Fahrzeugen gab es Kollisionen mit einer Leitplanke oder einem Lkw. Im April 2021 sorgte ein schwerer Unfall in Texas für Aufsehen, bei dem ein Tesla nach einem Aufprall auf einen Baum Feuer gefangen und schließlich ausgebrannt war. Beide Insassen kamen dabei ums Leben. Zunächst war man davon ausgegangen, dass der Tesla ohne Fahrer unterwegs gewesen war, was die Kritik am Tesla-Autopiloten anfeuerte. Später stellt sich allerdings heraus, dass der Fahrer während des Unfalls am Steuer gesessen hatte.
US-Autobauer verweist auf Eingreifen des Menschen
Die renommierte Ermittlungsbehörde NTSB hatte allgemein kritisiert, dass sich der Mensch am Steuer bei einem Unfall mit eingeschaltetem Autopiloten zu sehr auf die Technik verlassen konnte. Als die Unfälle mit dem Autopiloten begannen, verschärfte Tesla seine Software. Die Software merkt, wenn der Fahrer die Hände nicht am Steuer hat; nach kurzer Zeit ertönen Warntöne. Außerdem versuchte der US-Autobauer, seinen automatisierten Fahrassistenten in der Funktion zu verbessern, Fahrzeuge zu erkennen. Tesla betont, dass der Autopilot nur ein Assistenzsystem sei und der Fahrer stets die Hände auf dem Lenkrad und die Verkehrslage im Blick behalten müsse. Kritiker fordern von Tesla härtere Maßnahmen gegen eine Missachtung dieser Vorgabe – wie zum Beispiel die Überwachung des Fahrers mit einer Kamera.
Das Milliardending in Dearborn

Die NHTSA untersuchte zuletzt insgesamt elf Vorfälle, bei denen Teslas zwischen Januar 2018 und Juli 2021 auf geparkte Rettungsfahrzeuge auffuhren. Dabei gab es mindestens 17 Verletzte und einen Toten. Seit dem Jahr 2016 hat die NHTSA Untersuchungsteams zu 26 Unfällen mit Autopiloten geschickt, bei denen es insgesamt 11 Tote gegeben hat. Schätzungen zufolge sind 765.000 Teslas in den USA mit einem Autopiloten ausgestattet.
Quellen: Washingtonpost, mit Material der dpa