Tausende neue Arbeitsplätze, bis zu 500.000 Elektroautos pro Jahr: Die Gigafactory von Tesla steht in den Startlöchern und verfolgt eifrige Ziele. Die Umwandlung der Metropolregion Berlin-Brandenburg in eine Industrieregion wird sich allerdings auch deutlich auf den Energieverbrauch auswirken.
Damit etwa Tesla in seinem ersten europäischen Werk künftig sein Model Y produzieren kann, wird wesentlich mehr Strom und Wasser nötig sein, als die Region bislang verbraucht. In der Metropolregion Berlin-Brandenburg wird sich der Strombedarf bis zum Jahr 2030 nahezu verdoppeln, heißt es in einer Studie, die der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz in Auftrag gegeben hat.
Die Institute Frontier Economics, IW Consult, PWC und die Forschungsstelle für Energiewirtschaft München haben in zwei Untersuchungen den künftigen Strom- und Wasserbedarf im Netzgebiet des Übertragungsnetzbetreibers ermittelt. Der Strombedarf wird demnach von heute etwa 103 Terawattstunden (TWh) auf einen Wert zwischen 132 und 140 TWh bis 2030 ansteigen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die Nettostromerzeugung in ganz Deutschland bei 490 TWh.
Tesla & Co. machen größten Teil an steigendem Strombedarf aus
Besonders stark wird die Nachfrage in Berlin-Brandenburg zunehmen, wo der Strombedarf um 14,3 TWh im Jahr 2030 ansteigen wird. Dabei machen neben Tesla – zwischen dem US-Autobauer und Umweltschützer läuft schon länger ein Streit über mögliche Störfälle und den Wasserverbrauch der Auto- und Batteriefabrik – weitere neu hinzukommende Firmen, wie der Batteriehersteller von Microvast, Rechenzentren von Microsoft Azure, Amazon und Google sowie Zuliefererfirmen mit 8,8 TWh den größten Teil aus. Im weiteren Netzgebiet von 50Hertz sollen auch Batteriefabriken von CATL und Farasis entstehen.
Forderung nach schnellerem Stromausbau
Stefan Kapferer, CEO von 50Hertz, sprach bei dem Ziel der Klimaneutralität von einer "Herkulesaufgabe". "Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Stromnetzinfrastruktur muss schneller vorankommen als bisher", so Kapferer in einer Pressemitteilung. Allerdings habe Ostdeutschland "sehr gute Voraussetzung, eine Erfolgsgeschichte für den Umbau hin zu einer klimaneutralen Industrieregion zu schreiben".
Der Untersuchung zufolge wird auch der Wasserstoffbedarf zunehmen – von heute etwa 0,5 TWh auf bis zu 7 TWh im Jahr 2030. Das ist vor allem auf die Chemie- und Stahlindustrie zurückzuführen. Und für das kommende Jahrzehnt sagt die Studie einen weiteren starken Anstieg voraus. Dieser müsse dann verstärkt über Importe gedeckt werden.
Wenn Hightech auf Dorffest trifft: Teslas Gigafest in Grünheide

Das Ergebnis der Studie klingt dennoch hoffnungsvoll. Schließlich bewertet sie den Nordosten Deutschlands "als exzellenten Standort für klimaneutrale Industrien". Die Erklärung dafür liegt demnach nicht nur in relativ vielen freien Flächen sowie Förderprogrammen sondern auch am durchaus großen Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Der liege derzeit bei rund 60 Prozent – fast 20 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt im Jahr 2021 – und befinde sich auf einem weiter steigenden Niveau.
Quellen: 50 Hertz, Handelsblatt, mit Material der DPA