Analog-Chips bleiben ein Problem Die nächste Krise wartet schon

Hyundai Ioniq 5
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Die Halbleiterkrise hat die Autoindustrie nach wie vor fest im Würgegriff. Doch nicht nur der Magnesiummangel könnte für die Autobauer zur nächsten schmerzhaften Großbaustelle werden, auch bei den Analogchips dürfte nach einer kurzen Entspannung im kommenden Jahr bald eine neue Mangelwirtschaft herrschen.

Die Kapazität für analoge Chips wird in den nächsten Monaten wohl zunehmen, aber wahrscheinlich nicht ausreichen, um die gestiegene Nachfrage nach Chips in Autos zu befriedigen. Daher rechnen erste Analysten damit, dass sich das Angebot gegen Ende 2023 wieder verknappen könnte. Dies hätte große Auswirkungen auf große Teile der Autoindustrie und gerade viele Elektrofahrzeuge könnten die derzeitigen Lieferprobleme behalten. Nach allgemeiner Lage dürfte sich die Verknappung bei automobilen Halbleitern im weiteren Verlauf des Jahres und mit Blick auf die erste Hälfte des Jahres 2023 abschwächen. Es besteht jedoch das Risiko, dass sich ab Ende kommenden Jahres wieder neue Druckpunkte aufbauen. Laut der Analyse der IHS-Analysten gibt es neue Bedenken hinsichtlich der Versorgung mit analogen Chips. Nach den Mikrocontrollern (MCU) im Jahr 2021 werden die analogen Chips in den nächsten drei Jahren wahrscheinlich zum wichtigsten Engpassfaktor für die Fahrzeugproduktion.

Die beiden wichtigsten Chipkategorien, die am stärksten von Engpässen betroffen sind, sind MCUs und Analogchips. Anfang vergangenen Jahres galt die ganze Aufmerksamkeit zunächst allein fehlenden MCUs. Die proprietäre Natur von MCUs machte es praktisch unmöglich, zwei Quellen für MCUs für ein elektronisches Steuergerät (ECU) zu haben, da es zumindest Unterschiede bei der Software und der Pinbelegung gab. MCUs werden auf Prozessknoten hergestellt, die typischerweise über 40 Nanometer liegen und einige von ihnen werden jetzt bereits bei 28 nm verarbeitet. Es gibt einen anhaltenden Trend zur Zentralisierung der elektrischen und elektronischen Architekturen, was zu einer geringeren Anzahl von MCUs pro Fahrzeug führt. Die Umstellung auf neue Architekturen und kleinere Prozessknoten ist jedoch nicht für alle Chiparten vorteilhaft. So dürfte beispielsweise die Nachfrage nach analogen Chips unabhängig von neuen E/E-Architekturen weiter steigen, da sie ein wesentlicher Bestandteil vieler Fahrzeugsysteme sind. Pro Auto werden mitunter Hunderte von analogen Chips für Steuergeräte benötigt - von der elektrischen Sitzverstellung über die heizbare Heckscheibe bis zur Fahrwerksregelung.

Jetzt, da sich die Versorgung mit MCUs langsam bessert, könnte die Versorgung mit analogen Chips zu einem neuen Problem wachsen. Es gibt technische und kommerzielle Gründe, warum diese weiterhin auf ausgereiften Prozessknoten und nicht auf Spitzenprozessknoten hergestellt werden. Dabei steigt auch die Nachfrage nach analogen Chips für Mobiltelefone oder in der Unterhaltungselektronik. In Anbetracht des Wachstums der Fahrzeugsegmente und des Antriebsmixes wird erwartet, dass die durchschnittliche Anzahl analoger Chips pro Auto im Jahr 2023 im Vergleich zu 2021 um mehr als ein Viertel steigen wird. Dieses Wachstum ist hauptsächlich auf den anhaltenden Trend zur Elektrifizierung zurückzuführen.

Nach der aktuellen IHS-Analyse entfallen von den für 2021 und 2022 angekündigten Gesamtinvestitionen 86 Prozent auf fortgeschrittene Technologien, für die nur wenige Chips im Auto benötigt werden. Nur zwölf Prozent gehen in den ausgereiften Prozess, der für die Herstellung von mehr als 90 Prozent der Chips im Auto verwendet wird. Da die Nachfrage nach analogen Chips unabhängig von der Änderung der E/E-Architekturen zunimmt, könnte dieses Ungleichgewicht bei den angekündigten Investitionsausgaben zu künftigen Engpässen bei analogen Chips und anderen älteren Knotenpunkten führen. Die Investitionen und die Kapazitätsentwicklung zeigen, dass sich die Situation für die Automobilindustrie im weiteren Verlauf des Jahres und Anfang 2023 verbessern dürfte. Gegen Ende 2023 oder Anfang 2024 könnte es dagegen zu einer Angebotsverknappung kommen. Die Automobilhersteller arbeiten daran, einen besseren Einblick in die Halbleiterlieferkette zu erhalten, um hier schneller und flexibler reagieren zu können.

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