Der Erfolg der aktuellen Mercedes S-Klasse ist gigantisch. In seinem ersten vollen Produktionsjahr werden die Schwaben von ihrem Luxus-Aushängeschild mehr als 100.000 Fahrzeuge weltweit verkaufen. Das ist mehr als die Konkurrenz von Audi A8 und BMW 7er zusammen.
Dabei ist die Mercedes S-Klasse bislang nur als Limousine in zwei Radständen zu bekommen. Das S-Klasse Coupé wurde erst jüngst nachgelegt und das Cabrio folgt sogar erst 2016. Doch dabei soll es nicht bleiben. Neben der S-Klasse mit normalen und dem weltweiten Volumenmodell mit langem Radstand feiert zeitgleich auf den Automessen in Guangzhou und Los Angeles die besonders luxuriöse Maybach-Version ihre Weltpremiere. Doch Maybach ist nicht genug, denn im kommenden Jahr folgt eine noch längere Pullman-Version für Staatsoberhäupter, Könige und Luxushotels.
Wiedergeburt einer Pleitemarke
Dabei dürfte für die meisten Luxuskunden bereits der Mercedes-Maybach reichen, um der Umgebung den Atem zu verschlagen. Er ist noch exklusiver, komfortabler und spektakulärer als die normale Mercedes S-Klasse. 20 zusätzliche Zentimeter mehr Beinfreiheit im Fond lassen die kuschelweichen Einzelsitze zu einer Reiseoase werden, die kaum Wünsche offen lässt. Wieso die in dieser Liga seit Jahrzehnten unangetasteten Stuttgarter für die Nobelversion ausgrechnet das zerkratzte Maybach-Signet aus der Konzernschublade holten, wirft allemal Fragen auf. Denn die Sub-Edelmarke von Mercedes war nach ihrer neuzeitlichen Wiederauferstehung mit dem Modellquartett aus Maybach 57 / 57 S, 62 / 62 S und dem Landaulet alles andere als ein Erfolgsmodell und wurde zu größten Pleite neben dem von Kunden weitgehend unverstandenen Smart.
Mit dem Namen Maybach konnten jene Kunden, die auf ein paar hunderttausender mehr oder weniger beim Autokauf nicht achten müssen, nichts anfangen. Der Historientransfer ging in die Hose. Die spektakulär exklusiven Luxusmodelle aus der Maybach-Manufaktur standen trotz Nobelausstattung, konkurrenzlosem Reisekomfort und Concierge-Service wie Blei in den Auftragsbüchern. Nach einer dünnen Modellpflege im Jahre 2010 wurde die Ungeliebten 2012 viel zu spät eingestellt, um nicht einmal drei Jahre danach wieder belebt zu werden.
Kaum mehr als eine Ausstattungslinie
Reicht die Modellbezeichnung S-Klasse gerade auf den Nobelmärkten in Asien und den USA nicht, um besonders anspruchsvolle Kunden in den Verkaufsraum zu ziehen?
Abheben kann man sich mit einer Mercedes S-Klasse angesichts der gigantischer Stückzahlen nicht mehr. Doch ob der Namensannex Maybach hilft, den Graben zu Rolls-Royce und Bentley zu überschweben, darf ernsthaft bezweifelt werden. Daran ändert auch das einzigartige Angebot nichts, dass der Mercedes-Maybach seinen Insassen insbesondere im Fond bietet. Bei nach vorne gefahrenem Beifahrersitz setzt die Liegefunktion Dank des auf 3,37 Meter angewachsenen Radstandes neue Maßstäbe. Klimatisierter Sitzkomfort mit Massage und auf Wunsch sich abdunkelnde Scheiben rundum sind ebenso selbstverständlich wie ein WLan-Zugang und Bildschirme im Fond.
Kaum denkbarer Luxus
Auf Wunsch gibt es aktive Innenraumbeduftung, Zweifarblackierungen, sowie Reiseutensilien wie zwei versilberte, von Hand gefertigte Champagnerkelche. Für die Kommunikation mit dem Chauffeur soll eine neu entwickelte Sprachverstärkung sorgen. Spektakulär bleibt das HiFi-System von Burmester. Ebenfalls optional ist eine durchgehende Mittelkonsole mit ausklappbaren Arbeitstischen. Durchaus überraschend ist der 5,45 Meter lange Mercedes-Maybach nicht nur mit einem 390 kW / 530 PS starken 6,0-Liter-V12-Triebwerk zu bekommen, sondern auch mit dem doppelt aufgeladenen Achtzylinder des S 500 mit 455 PS und 700 Nm Drehmoment sowie Hinterrad- oder Allradantrieb sowie als S 400 4matic. Die genauen Preise stehen noch nicht fest; dürfte die Kundschaft jedoch allenfalls am Rande interessieren.