OPC Race Camp Von der Penne auf die Piste

Von Sebastian Viehmann
Was haben ein umweltbewusster Physiklehrer (53) und ein Ski-begeisterter Heißsporn (19) gemeinsam? Das Benzin im Blut. Beide wollen beim 24-Stunden-Rennen in der "Grünen Hölle" dabei sein. Opel stellt ein Team auf, bei dem nur Rennsport-Frischlinge am Steuer sitzen.

Klaus Wolter ist ein sparsamer Mensch. Auf der Autobahn fährt der 53-jährige Physiklehrer aus Rosenfeld bei Stuttgart höchstens 140. Bei seinem Wagen hat er den Verbrauch auf 4,5 Liter gedrückt. Mit seinen Schülern baut er Solarmobile, und wenn zuhause eines seiner Kinder wieder mal im Flur das Licht anlässt, knipst er es sofort aus. Doch jetzt steht Klaus Wolter ausgepowert neben dem schwarzen Opel Astra OPC und setzt erschöpft seinen Helm ab. Der Motor knistert noch. Gerade hat Wolter den 240 PS starken Opel erbarmungslos über die Nürburgring-Nordschleife gejagt. "In der Fuchsröhre mit 200 Sachen in die Senke - da bekommt man schon Respekt vor der Strecke", sagt Wolter. Und er ärgert sich, weil er sich einmal verschaltet hat - vom Zweiten in den Fünften statt in den Dritten.

"Zum ersten Mal diese enormen G-Kräfte auf der Nordschleife zu erleben - das mach höllischen Spaß und ist eine echte Herausforderung", sagt Alex Plenagl aus Ebersberg bei München. Mit 19 Jahren ist er der Jüngste im OPC Race Camp. Schnelle Autos hat er schon immer gemocht. Eigentlich ist er Ski-Leistungssportler, hat zum Beispiel den Bayrischen Jugendmeistertitel im Slalom geholt. Sein Fernziel ist der Weltcup. Eine Motorsport-Karriere strebt er eigentlich nicht an. "Aber wenn es hart auf hart kommt - warum nicht", sagt der junge Bayer.

Stechen am Nürburgring

Klaus Wolter und Alex Plenagl gehören zu den 20 Auserwählten, die bei einem großen Rennfahrer-Casting in Opels OPC Race Camp trainiert werden. 18500 Leute hatten sich vor einem Jahr beworben. Voraussetzung: Keiner durfte professionelle Rennsport-Erfahrung haben. Fast alle wurden ausgesiebt - anhand der schriftlichen Bewerbungen und dann durch Losverfahren. 500 Wagemutige blieben übrig und mussten auf einem Opel-Testgelände ihr fahrerisches Können beweisen. 20 Bewerber haben es bis in die heiße Trainingsphase auf dem Nürburgring geschafft. Jeder zweite davon wird die Chance bekommen, einen der beiden Werks-Astras beim nächsten 24-Stunden-Rennen in der Eifel zu fahren. Das letzte Stechen am Nürburgring brachte die Entscheidung, aber noch hüllt sich Opel in Schweigen, wer zum 10-köpfigen Rennteam (inklusive zwei Ersatzfahrern) gehören wird.

Im Gegensatz zu einer üblichen Casting-Show reichte es beim OPC Race Camp nicht aus, ein hübsches Katalog-Gesicht zu haben, ein nettes Stimmchen oder die Überzeugung, dass eine Glamour-Karriere allemal besser sei als eine Berufsausbildung. Wer im Race Camp eisern für den großen Einsatz am Nürburgring trainiert, tut das nicht anstatt, sondern neben Job, Familie und Karriere und opfert dafür viele Wochenenden. Unter den Hobby-Rennfahrern finden sich engagierte Jung-Sportler genauso wie gestandene Familienväter, Top-Manager ebenso wie brave Angestellte mit einem Faible für schnelle Autos.

"Ganz schön schwer!"

Der Ex-Rennprofi Manuel Reuter hat für die Bewerber ein knochenhartes Trainingsprogramm zusammengestellt. "Das ist ganz schön schwer!", sagt Bewerber Andreas Katz. Der 39-Jährige aus Stutensee bei Karlsruhe arbeitet als Qualitätsbeauftragter bei einer Elektronikfirma. Er ist auch privat auf Rüsselsheimer geeicht, hat einen Astra Kombi, Kadett und Calibra V6 gefahren. "Aber mit dem OPC über die Nordschleife - das fordert einen ganz", sagt Katz. Auch wenn die Bewerber letztlich Konkurrenten sind, geht es untereinander sehr entspannt zu. "Es gibt hier keinen Zicken-Krieg wie bei einer Casting-Show", sagt Christian Bollrath. Der passionierte Porsche-Fahrer ist Chef eines Beleuchtungsunternehmens in Atlanta. Er reist für jedes Training extra aus den USA in seine alte Heimat. "Im Team läuft es prima. Man kennt sich mittlerweile und hilft sich gegenseitig", erzählt Bollrath. Aber er will natürlich schon wissen, "wie gut ich eigentlich bin und wie ich mich so gegen die Jungspunde schlage", sagt der Manager.

Teamgeist statt Konkurrenzkampf

Jeder drückt jedem die Daumen, wenn die Teilnehmer ihre Zeitrunden auf der Nordschleife drehen. Aber ein bisschen Frotzelei darf schon sein. "Einmal haben mich ein paar Teamkollegen beim Frühstück mit 'Guten Morgen, Herr Lehrer' begrüßt", erzählt Klaus Wolter, Senior des Teams. Auch wenn alle Race Camp-Teilnehmer sichere Fahrer sind - beim bisherigen Training hat keiner der Astras einen Kratzer abbekommen - ist das 24-Stunden-Rennen nicht ganz ungefährlich. Da müssen natürlich auch die Familien mitspielen. "Bei mir zuhause fiebern alle mit", berichtet Andreas Katz. "Bei uns wird da net viel drüber geschwätzt", sagt Klaus Wolter, verheiratet und Vater von drei Kindern. "Aber wenn ich es bis ins Rennteam schaffe, kommen meine Schüler vielleicht in einem Fanbus zum Nürburgring."