Porsche Cayenne GTS Auf die Größe kommt es an

  • von Claudia Charles
Früher fuhren Frauen am liebsten Kleinwagen: Poplige Polos, quietschige Ford Ks, olle Opel Corsa. Doch das ist vorbei. Heute gilt: Je kleiner die Frau, desto größer das Auto. Ab 1,60 Meter abwärts zum Beispiel einen Porsche Cayenne GTS.

In der Mode gilt ein Trend dann als tot, wenn er omnipräsent ist. Demnach müssten bullige Geländewagen längst zu Ladenhütern im Sonderangebot mutiert sein. Umso mehr, als dass sie nie eine Strecke sehen, die rauer ist als eine gepflegte Landstraße im hinteren Odenwald. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Markt für die spritfressenden Offroader brummt, und schuld daran sind die Frauen. Denn meist sind sie es, die die in der Fachsprache SUVs, Sports Utility Vehicels, genannten Autos von Kita zu Kaufhaus kutschieren. Warum? Weil ein Geländewagen fast alle weiblichen Bedürfnisse befriedigt. Bestes Beispiel: das neueste Modell der Porsche Cayenne-Reihe, der GTS.

Den ersten positiven Effekt erzielt frau bereits, wenn sie nur neben dem Bullen steht. Er ist 1,67 Meter hoch und gehört damit zu den wenigen Autos, die sie überragen. Seine nicht gerade schlanke Taille misst 1,95 Meter und lässt auch das üppigste Vollweib neben sich wie eine zierliche Fee aussehen. Wäre der GTS ein Mann, er würde Beschützerinstinkte ausstrahlen, und frau würde ihm den Spoiler genauso verzeihen wie einem gut trainiertem Kerl das Muskelshirt im Sportstudio. Denn das hochgewachsene Sportpacket hat noch einen Vorteil: Die Lady kann perfekt aus ihm aussteigen. Selbst eine Britney Spears im Minirock könnte elegant ein Bein nach dem anderen auf die Erde stellen und müsste sich nicht aus tiefliegenden Sitzen in die Höhe stemmen und dabei ungewollte Einblicke geben.

Sportsitze für Groß und Klein

Auch die inneren Werte des GTS sind nicht zu unterschätzen: Denn meine Herren, gerade wir Damen achten auf Dinge wie die Beleuchtung der Spiegeln in den Sonnenblenden, das Brillenfach in der Dachkonsole, die Anschmiegsamkeit des Armaturenleders, die potentielle Farbpalette - und freuen uns über die Erweiterung um den Ton "nordisch-goldmetallic". Porschehimmel, Armauflage und Teile der Türverkleidung protzen mit Alcantara, einem Kunstleder das sich anfühlt und aussieht wie Velours.

Wie eine Umarmung fühlen sich die Sportsitze an. Angeblich sie sind gefertigt worden, um Fahrer und Beifahrer auch beim Slalom durch alpenländische Flussbetten in Position zu halten. Doch wir Frauen wissen es besser: Die hochgeschlossenen Seitenwangen sollen uns Sicherheit vermitteln, sowohl im rasanten Autobahnverkehr als auch in der verkehrberuhigten Zone hinter der Musikschule. Deswegen hat auch die Rückbank zwei dieser wohlgeformten Polster, damit die lieben Kleinen das gleiche Fahrgefühl genießen können wie Mama. Die vorderen Sitze lassen sich so hochfahren, dass auch noch die kleinste Sitzzwergin übers Lenkrad bis zur Frontspitze schauen und dem Fahrer nebenan auf den Kopf spucken kann. So hochgeschoben schafft es jede Park-Dilettantin in die Lücke und wenn nicht, hilft der individuell bestellbare Parkassistent. Dann wiederum: Welche Porsche-Fahrerin muss ihr Auto schon selbst parken?

Bloß keinen Gedanken an Umweltschutz verschwenden

Der Cayenne ist zum Fahren da, der GTS zum besonders sportlichen, sagen zumindest seine Hersteller. Immerhin müssen sie begründen, warum es neben dem Basis-Cayenne, dem S und dem Turbo ein viertes Modell braucht. Denn gerade einmal 20 PS trennen den GTS vom S - doch mit einem Preis von 76,725 Euro in Serienausstattung auch rund 10.000 Euro. Was der Kunde dafür mehr bekommt? Der GTS ist sportlicher, liegt tiefer, hat eine kurze Achsenübertragung - alles Eigenschaften, die eine Fahrt auf der Autobahnbahn attraktiver machen als auf der Buckelpiste. Wir Frauen wissen ohnehin, dass der teure Schlitten niemals einen Ausflug Off-Road machen wird.

Dafür macht der Druck aufs Gaspedal nun ein bisschen mehr Spaß. Denn das vermeintlich schwache Geschlecht will die fahrzeugmäßige Überlegenheit nicht nur durchs Aussehen, sondern auch durchs Können demonstrieren. 6,1 Sekunden braucht der GTS von null auf hundert, bei 405 PS. Erfreulich auch der aktive Wankausgleich, den man zusätzlich bestellen kann. Damit bleibt der Wagen auch in steilen Kurven noch ziemlich aufrecht und verhindert, dass der Beifahrer einem zu nahe kippt. Sehr praktisch. Und dann gibt es da noch diese Sporttaste: Ein Druck, und das Gaspedal reagiert noch schneller. So mancher Stiletto mag sich da erschreckt zurückzucken - um gleich darauf verzückt wieder draufzuhalten.

Bis zu 253 Stundenkilometer schnell fährt der Cayenne GTS, aber das ist nur auf wenigen Strecken erlaubt und verschmutzt die Umwelt ohnehin viel zu sehr. Denn über eines muss frau sich keine Illusionen machen: Dass ein Geländewagen - und sei er noch so umweltfreundlich taxiert - unverhältnismäßig viel CO2 in die Atmosphäre bläst. 361 Gramm pro Kilometer sind es beim GTS, um genau zu sein. Die Tiptronic-Version ist zwar etwas sparsamer und verbraucht "nur" 13,9 Liter (innerstädtisch, also da, wo er gefahren wird, stolze 20,2 Liter), hat aber auch einen kleinen Wehrmutstropfen: Beim Kickdown spürt die Fahrerin eine leichte Verzögerung.

Beim Modell mit Schaltgetriebe gibt es diese Probleme freilich nicht. Da röhrt der Motor, der doppelte, verchromte Auspuff vibriert und Männerherzen schlagen schneller. Denn eines ist gleich: Die Herren der Schöpfung mögen mit dem Porsche Cayenne GTS posen - wir Frauen posieren neben ihm.