Skoda Fabia 1,9 TDI Combi Der Volks-Kombi

In wirtschaftlich schweren Zeiten lassen sich mehr und mehr Kunden nicht von alten Vorurteilen schrecken. »Viel Auto fürs Geld« - wir waren mit dem Fabia Combi unterwegs.

Noch vor zehn Jahren war es besonders für deutsche Autofans undenkbar, sich beim Autokauf ostwärts zu orientieren. In wirtschaftlich desaströsen Zeiten lassen sich jedoch mehr und mehr Kunden nicht mehr von alten Vorurteilen schrecken. »Viel Auto fürs Geld« - ein Anspruch, mit dem die VW-Tochter Skoda keine Probleme hat. Wir waren mit dem Fabia Combi unterwegs.

Polo-Basis

Spätestens seit der Präsentation des Skoda Oktavia muss niemand mehr seinen Skoda vor den mitleidigen Blicken der Nachbarn verstecken. Solide VW-Technik, gefälliges Skoda-Design und konkurrenzlos günstige Preise - Tugenden, die auch der kleine Oktavia-Bruder Fabia zu bieten hat. Der kleine Tscheche steht auf der Bodengruppe des aktuellen Polo. Das spricht für solide Fahrleistungen, beste Verarbeitung und hohe Alltagstauglichkeit. Im Vergleich zum Wolfsburger Gen-Spender gibt es den Fabia jedoch auch als kompakten Kombi. Damit besetzt Skoda eine Marktlücke, in der nur noch der Peugeot 206 SW vertreten ist.

Schickes Design

Unternehmungslustige Kleinfamilien und Singles mit aufwändigen Hobbys sollen den Fabia kaufen. Nach den Erkenntnissen der Skoda-Marketing-Strategen eint sie alle der Wunsch nach einem kleinen und dennoch geräumigen Transportmittel, das den Geldbeutel schont. Dass derartige Verzichtserklärungen nicht zwangsläufig langweilig aussehen müssen, beweist der Skoda eindrucksvoll. Auch ohne Chromleisten und aufwändigen Zierrat muss sich der Fabia Combi nicht verstecken.

Flache Heckscheibe

Dafür sorgt das bekannte Skoda-Gesicht mit dem großen Kühlergrill und dem zu einem Grinsen ausgeformten vorderen Stoßfänger. Hinzu kommt eine Dachlinie, die so gar nichts mit der klassischen Kombi-Linienführung zu tun hat. Ähnlich wie bei den Avant-Kombis von Audi fällt die Dachlinie zum Heck hin ab, die Heckscheibe steht ungewöhnlich flach. Das kostet den einen oder anderen Liter Stauraum - verhilft dem Fabia jedoch zu optischen Vorteilen. Alles in allem ein Auftritt, der auf Effekthascherei verzichtet, ohne dabei langweilig zu wirken.

Erstaunliche Verarbeitung

Wie sorgfältig die tschechischen Arbeiter mit den von ihnen produzierten Fahrzeugen umgehen, zeigt sich beim Betreten des kleinen Skoda. Mit einem fetten »Plopp« fällt die Fahrertür ins Schloss. Kein Scheppern, kein Klappern - nichts. Dieser positive Eindruck setzt sich fort. Sämtliche Cockpit-Teile sind sauber verarbeitet, die Spaltmaße müssen sich auch vor deutschen Spitzenprodukten nicht verstecken. In Sachen Funktionalität ist der Fabia über jeden Zweifel erhaben - die verbauten Knöpfe, Schalter und Bedienelemente haben ihre ergonomische Klasse bereits in diversen Fahrzeugen des VW-Konzerns unter Beweis gestellt.

Top-Sitze

Das gilt natürlich auch für die Sitze. Obwohl unser Testwagen ohne Sportsitze auskommen musste, hinterließen Fahrer- und Beifahrersitz einen äußerst soliden Eindruck. Das Gestühl bietet ausreichend Seitenhalt und ist absolut Langstrecken-tauglich. Lediglich sehr kräftige Fabia-Kunden werden sich im Schulterbereich etwas mehr Seitenführung wünschen.

Abstriche muss man jedoch in der Materialwahl und der Farbgestaltung machen. Nicht alle verwendeten Materialien hinterließen einen hochwertigen Eindruck, das durchgängig schwarze Armaturenbrett wirkt doch etwas trist. Hier würde ein hellerer Farbton sicher Wunder wirken.

Dampf im Drehzahlkeller

Wesentlich frischer wirkt da schon der Eindruck, den die Kraftquelle des Fabia hinterlässt. Ein kurzer Dreh am Zündschlüssel und schon erwacht der 100 PS starke Turbodiesel-Direkteinspritzer mit Pumpe-Düse-Technik nagelnd aus seinem Dornröschenschlaf. Der kleine Skoda gibt sich keine große Mühe, seine selbstzündende Herkunft zu verbergen. Selbst im Leerlauf gibt der Diesel aus dem VW-Regal keine Ruhe. Da hilft nur der Dreh am Lautstärkeregler des Radios - oder der Tritt aufs Gaspedal. Die Geräuschbelästigung ist dann schlagartig kein Thema mehr. Stattdessen hat man alle Hände voll zu tun, den wild voranstürmenden Skoda zu bändigen. Das maximale Drehmoment von 240 Newtonmetern steht bereits bei 1.800 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung und hat ganz offensichtlich wenig Mühe mit dem nur 1.255 Kilo schweren Kombi. Dankbar ist man den Skoda-Entwicklern vor allem für die serienmäßige Anti-Schlupf-Regelung (ASR), die dem Pneu-mordenden Vortrieb doch gewisse Grenzen setzt.

Den Schleuderverhinderer ESP gibt es gegen Aufpreis unverständlicherweise nur für die teuerste Ausstattungslinie »Elegance« und lediglich für den 2-Liter-Benziner. Nötig ist der elektronische Helfer keineswegs, das Fabia-Fahrwerk hält sich selbst bei wilder Kurvenfahrt wacker. Trotzdem ist nicht zu begreifen, warum man den Käufern der unteren Ausstattungslinien diese Technologie vorenthält.

Brummeliger Diesel

Der wüste Anzug aus dem Drehzahlkeller hat auch seine Schattenseiten. Jenseits der mittleren Drehzahllagen ist es schnell vorbei mit der Diesel-Herrlichkeit. Dann geht dem 1,9-Liter-Triebwerk schlichtweg die Puste aus. So bleibt der kleine Kombi nach krawalligem Start einen Nachweis echter Sportlichkeit schuldig. Das ist schade, in Anbetracht der Einsatzgebiete des Fabia Combi jedoch auch unnötig. Für den Wochenend-Ausflug, Familien-Einkäufe und den einen oder anderen »Flug« auf der Landstraße reicht die Power dicke. Beste Noten verdiente sich auch die leichtgängige Fünfgang-Schaltung.

Viel Platz

Beinahe konkurrenzlos zeigt sich der Tscheche in Sachen Variabilität. Lediglich bei Peugeot gibt es einen Kleinwagen mit so viel Platz. 426 Liter Stauraum warten bei aufgestellter Rückbank auf Gepäck. Räumt man die serienmäßig teilbare Rückbank aus dem Weg, lässt sich der Stauraum auf 1.225 Liter erweitern. Das reicht locker für ein Fahrrad plus Gepäck. Abstriche muss man lediglich in der Höhe des Laderaumes machen. Hier kostet die abfallende Dachlinie Platz. Allzu hohe Gepäckstücke sind für den Fabia tabu.

Wenig Sprit

Zum kostenbewussten Auftritt passt das lange Gesicht des Tankwarts. Trotz kräftezehrendem Testbetrieb mit überdurchschnittlich vielen City- und Vollgasfahrten kamen wir gerade einmal auf einen Durchschnittsverbrauch von 5,3 Litern.

Fazit

Mehr Kombi fürs Geld als beim Fabia Combi 1,9 TDI gibt es kaum. Der kleine Skoda schafft die Gratwanderung zwischen Kostendruck und sinnvollem Komfort ohne Probleme. Er überzeugt durch gute Verarbeitung, ein ausgewogenes Fahrwerk und faire Preise. Für den günstigsten 100-PS-Diesel muss man mindestens 16.170 Euro anlegen. Lediglich der ruppige Motor stört das positive Gesamtbild.

Jochen Knecht