Focus Coupé-Cabriolet Geräumiger Dachdecker

Das Focus Coupé-Cabriolet von Ford ist der Nachzügler der Saison - aber nicht bei der Technik.

Grugliasco? Kennt keiner. Ist aber eine feine Adresse. Zumindest für Automobile. In der Kleinstadt am Rande der norditalienischen Metropole Turin schneidert und montiert Pininfarina beispielsweise die Cabrios für Ferrari. Jetzt liefert der berühmte Blech-Designer aus derselben Manufaktur auch den offenen Mittelklässler von Ford, das Focus Coupé-Cabriolet.

Allerdings reichlich spät, denn die Konkurrenten aus den weniger berühmten Werkshallen in Rüsselsheim und Wolfsburg rollen bei uns schon seit Sommer über die Straßen. Zudem mit technischen Finessen, die der Kölner Nachzügler nicht drauf hat. Der VW Eos etwa kommt mit einem Klappdach, das mit fünf enorm aufwendig verschachtelten Elementen besonders schnelle Öffnungszeiten garantieren soll. Obendrein gibt's noch ein Glas-Schiebedach gratis. Opel bietet als Clou seines Astra Cabrios den elektrischen Helfer "Easy Load". Der hebt im Kofferraum das Paket aus weggeknickten Dachteilen um 25 Zentimeter nach oben, um darunter mehr Stauraum zu schaffen.

Technische Daten

Motoren

1,6 Liter Benziner mit 74kW/100 PS,
2,0 Liter Diesel mit 100 kW/136 PS
und Benziner mit 107 kW/145 PS

Fahrleistungen

0-100 km: 13,6 bis 10,3 Sek.;
Spitze: 182 bis 208 km/h

EU-Normverbrauch

Benziner 7,1 und 7,5; Diesel 5,9 l/100 km

Gewichte und Abmessungen

Länge/Breite/Höhe: 4,51/1,83/1,41 m;
Gepäckraum min/max: 248/534 Liter

Preis

Ab 22 975 (Benziner) und 27 250 (Diesel)

Der Frischluft-Focus hat nichts dergleichen. Aber gebummelt haben die Kölner Ingenieure keineswegs. Vielmehr gemeinsam mit Pininfarina angestrengt darüber gebrütet, wie sie mit deutlich weniger Aufwand zu ähnlichen Lösungen kommen. Erstens, um das hoch eingeschätzte Pannenrisiko im Dachgeschoss zu senken. Zweitens, um Produktionsaufwand und damit Kosten zu drücken. Der Job ist dem deutsch-italienischen Team gut gelungen.

Das Focus-Dach besteht zwar nur aus zwei Teilen, ist damit aber in knapp 30 Sekunden genauso fix vollautomatisch auf- und abgedeckt wie im Opel Astra. Rivale Eos ist schneller, allerdings nur um rund vier Sekunden. Okay, beide schaffen die spektakuläre Klapperei auch noch während der Fahrt bis Tempo 30. Im Ford dagegen klappt's nur bei Stillstand.

Andererseits braucht der Ford keinen automatischen Lademeister wie das Astra Cabrio. Egal, ob offen oder geschlossen, der Focus schluckt deutlich mehr Gepäck als seine beiden Klassenkameraden. Zwei mittelgroße Koffer und reichlich Kleinkram passen selbst bei offenem Dach ohne große Verstau-Akrobatik locker unter die Heckklappe. Die überspannt zwar das üppigste Hinterteil in der mittleren Klappdach-Klasse, wirkt jedoch durch die Betonung der schlichten, waagerechten Linien und Flächen besonders elegant. Bleibt aber reine Geschmackssache.

Unstreitig super hingegen ist das Fahrwerk. Das zehrt von den technischen Genen der Focus-Limousine, die inzwischen bei Komfort und Spurstabilität als Musterbeispiel unter den Fronttrieblern anerkannt ist. Hinzu kommt die hohe Steifigkeit der geöffneten Karosserie, die innen auch ohne Windschott erstaunlich zugfrei bleibt. Noch wichtiger: Selbst bei scharfer Gangart über buckelige Pisten gibt es kein wachsweiches Wackelgefühl durch Karosserieverwindungen.

Schon jetzt, vier Monate vor dem geplanten Verkaufsstart im März des nächsten Jahres, ist Jürgen Stackmann, Geschäftsführer Marketing und Verkauf bei Ford Deutschland, vom Starterfolg des Focus Cabrio überrascht. Für das liegen, so berichtet er stolz, bereits 500 Blindbestellungen vor, und jeden Monat kommen 200 bis 300 hinzu von Kunden, die noch keinen Meter mit dem Neuling gefahren sind. "So was", sagt der Stratege Stackmann verdutzt, "hat es bei Ford eigentlich noch nie gegeben."

print
Peter Weyer