Von der ersten großen Automesse in diesem Jahr kann die Branche keine Belebung der Automobilkonjunktur erwarten. Die Verbraucher sind nicht bereit, Geld für teure Autos auszugeben. Deshalb rücken die Hersteller beim Genfer Autosalon von der kommenden Woche an Kleinwagen mit Preisen von weniger als 10.000 Euro ins Scheinwerferlicht.
Das 100-jährige Jubiläum des Salon International d’Automobil böte eigentlich den festlichen Rahmen für eine glamouröse Leistungsschau der Branche. Doch die hohe Arbeitslosigkeit lähmt den Konsum, und kein Autobauer kann in absehbarer Zeit mit einer stärkeren Binnennachfrage rechnen. "Genf bringt keine Wende, die Stimmung ist trübe", sagt der Leiter des Prognoseinstituts B&D Forecast, Ferdinand Dudenhöffer. Marktforscher stützen ihre Hoffnung auf einen wenigstens stabilen Autoabsatz in Deutschland eher auf die Frankfurter IAA. Für die weltgrößte Autoschau im September sind weitere Modellneuheiten angekündigt.
Drillinge von Toyota, Peugeot und Citroen
Gleich mehrere Autohersteller wollen angesichts knapper Kassen der Verbraucher mit Preisen unter 10.000 Euro punkten. Der japanische Autobauer Toyota und der französische Konkurrenten PSA Peugeot Citroen enthüllen in Genf die "Drillinge" Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroen C1. Die gerade 3,40 Meter langen Stadtwagen nutzen eine einheitliche Plattform und werden von Toyota und Peugeot gemeinsam im tschechischen Kolin produziert. Europas Nummer eins, Volkswagen, kontert mit dem Kleinwagen Fox aus brasilianischer Produktion. Der Fox wird noch im Frühjahr auf den Markt erwartet, wird nach Konzernangaben in Genf aber nicht gezeigt.
Vorgeprescht waren zu Jahresanfang die Kölner Ford-Werke mit dem Kleinwagen Ka Student zum Preis von knapp unter 8000 Euro. Den Ausgang genommen hatte das Rennen um die besten Plätze im Kleinwagensegment mit dem französischen Hersteller Renault. Dessen rumänische Tochter Dacia bringt das ursprünglich für Osteuropa konzipierte Billigmodell Logan in Westeuropa für 7500 Euro auf den Markt. Wegen Qualitätsmängeln hat sich der Wirbel um den Logan zuletzt allerdings gelegt.
Passat und 3er für den Firmenkunden
In der Mittelklasse bleibt den Herstellern nur die Hoffnung auf das Firmengeschäft. Es ist Dudenhöffer zufolge zurzeit das einzige Segment, das noch leicht wächst, während der Verkauf an Privatkunden lahmt. Volkswagen stellt den neuen Passat - nach dem Golf das zweitwichtigste Modell der Wolfsburger - ins Zentrum seines Messeauftritts. Die inzwischen sechste Generation des Mittelklasse-Fahrzeugs tritt gegen das neue 3er-Modell von BMW an.
Der deutsch-amerikanische DaimlerChrysler-Konzern erhöht die Konkurrenz im umkämpften Kompaktsegment, in dem er bereits mit der Mercedes-A-Klasse gegen VW Golf, Opel Astra und Ford Focus antritt. Die in den USA erfolgreiche Chrysler-Tochter Dodge zeigt in Genf das Konzept des Schrägheck-Modells Caliber, dass aus der gemeinsamen Entwicklung mit Mitsubishi Motors stammt. Dodge macht damit den ersten Schritt auf den europäischen Markt.
Krise hält 2005 an
In Deutschland halten Marktforscher für 2005 einen leichten Anstieg der Neuzulassungen auf 3,3 Millionen Pkw für möglich. Doch wird angesichts des Rückgangs der Neuzulassungen im Januar und des schwachen Geschäftsklimas bereits an der Korrektur der Vorhersagen gearbeitet. "Schon das Erreichen des Vorjahresniveaus wäre gut", sagt Ulrich Winzen vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen R.L. Polk. "Ohne den Export hätten wir schon im vergangenen Jahr eine Rezession gehabt. Wir stecken tief in der Krise." Der Branchenverband VDA selbst geht von einem leichten Schrumpfen der Neuzulassungen auf 3,25 Millionen Pkw aus.
2004 hatten die Autohersteller nur dank eines mit Rabatten teuer erkauften Schlussspurts die Verkaufszahlen auf 3,27 Millionen hoch getrieben. Erstmals seit fünf Jahren zeigte der Absatz damit im Vorjahresvergleich wieder nach oben.
Jan Christoph Schwartz/Reuters