In der Auto-Szene schlug die Nachricht wie eine Bombe ein: Michael Schumacher soll während seiner aktiven Zeit bei Ferrari, dem Höhepunkt seiner Karriere, heimlich mit Autos gefahren sein, die er nicht hätte kaufen dürfen. Denn sein Vertrag, obgleich hochdotiert, war knallhart: Ferrari untersagte Schumacher, sich mit anderen Fahrzeugen als einem Wagen aus dem Fiat-Konzern öffentlich blicken zu lassen. Kein Wunder: Schumacher war damals das wohl bekannteste Aushängeschild für Ferrari, gleich nach dem Cavallino rampante (dt. sich aufbäumendes Pferdchen).
Doch seine Leidenschaft schien stärker als die absolute Vertragstreue: Wie aus einem Inserat auf dem Porsche-Marktplatz "Elferspot" hervorgeht, soll sein damaliger Manager Willi Weber das Fahrzeug 2004 gekauft haben und Schumacher zur Verfügung gestellt haben. Im Gespräch mit dem stern versichert die Roock Sportsystem GmbH, dass dem Porsche Carrera GT ein Schreiben von Webers Firma beiliegt, die genau das bestätigt. "Vermutlich kaufte Weber den Porsche sogar mit Schumachers Geld", vermutet man am Telefon. Das Schreiben habe Webers Tochter Christina aufgesetzt, eine digitale Kopie wolle man nicht versenden.
Michael Schumacher-Management dementiert
Dem gegenüber steht ein Statement auf Michael Schumachers Facebook-Webseite. Dort heißt es: "In diversen Medien erschienen zuletzt Berichte, die den Anschein erwecken, dass Michael Schumacher Eigentümer eines aktuell zum Verkauf angebotenen Porsche Carrera GT gewesen sei. Dieser Anschein entspricht nicht den Tatsachen. Michael Schumacher war weder direkt noch indirekt zu irgend einem Zeitpunkt Eigentümer dieses Porsche Carrera GT."
Diese Erklärung stammt offenbar von Sabine Kehm, der Managerin der Familie Schumacher, die Weber kurz vor der Jahrtausendwende ins Team holte und die nach dem Bruch der Schumachers mit dem damaligen Manager blieb.
Letztlich schließt aber das offizielle Statement die Angaben im Inserat gar nicht aus: Zu keiner Zeit behauptete die Roock Sportsystem GmbH, dass Schumacher Eigentümer des Fahrzeugs gewesen sei. Im Gegenteil: "Elferspot" schreibt im ausführlichen Porträt über das Fahrzeug, dass nur Weber in den Papieren stehe und nicht nachweisbar sei, wie viel Schumacher mit dem Fahrzeug tatsächlich gefahren ist. Dass er ihn aber nutzte, sei belegt, heißt es.
Es ist also geklärt: Eigentum und eine Überlassung zur Nutzung sind zwei völlig unterschiedliche Dinge, das Dementi der Schumacher-Managerin also sachlich korrekt, das Inserat wohl ebenso.
Michael Schumacher fuhr heimlich Porsche – jetzt wird der Wagen verkauft
Weber und Familie Schumacher sind zerstritten
Allerdings lässt das Statement über die sozialen Kanäle Schumachers und die Reaktion des Händlers tief blicken – in ein recht dunkles Kapitel in der Karriere des Rennfahrers. Denn wenige Jahre nach den gemeinsamen Erfolgen begann die Freundschaft zwischen Schumacher und Weber zu bröckeln. Die Berichte über die beiden Größen der Formel 1 lesen sich nach dem Karriere-Aus bei Ferrari zunehmend negativ, 2010 erklärte Weber Sebastian Vettel öffentlich zum "neuen Schumi".
Der Umgang Webers mit dem tragischen Ski-Unfall Schumachers verhärtete die Fronten endgültig: Im Interview mit dem stern sagte Weber erst im vergangenen Jahr, dass er "einen Fehler gemacht habe", für den er sich "immer noch Vorwürfe mache". Gemeint ist seine Reaktion auf die ersten Nachrichten, dass sein ehemaliger Schützling verunglückt sei. Statt sofort den Kontakt zur Familie zu suchen, wollte Weber den ersten Medienrummel abwarten und sich dann ein eigenes Bild machen.
Weber sagte: "Im Fernsehen habe ich die Szenen vor dem Krankenhaus in Grenoble gesehen, hunderte Leute vor dem Eingang. Da wollte ich mich nicht noch hintenanstellen. Anfangs hielt ich die Berichterstattung für übertrieben." Im Nachhinein ist klar: Es war verdammt ernst. Und die Familie Schumacher hat es Weber offenbar bis heute nicht verziehen, dass er nicht sofort nach Grenoble kam.

Eine Frage des Geldes
Vielleicht auch deshalb ist es dem Schumacher-Management so wichtig, Verbindungen von Weber und der Formel-1-Legende öffentlich so stark einzugrenzen, wie es eben möglich ist. "Wie immer geht es ums Geld", fügt der Verkäufer des Porsche Carrera GT hinzu, der sich nach wie vor sicher ist, dass Schumacher das Fahrzeug fuhr. Abschließend heißt es: "Wir werden Herrn Weber auffordern, die Situation mit einer Pressemeldung aufzuklären, damit alle wissen, was wirklich mit dem Porsche Carrera GT passiert ist."
Der endgültige Preis des Wagens dürfte, auch wenn er ohne Schumacher schon über eine Million Euro wert ist, stark von einer solchen Gegendarstellung abhängen. Die Fans reagieren recht eindeutig auf die Nachricht des Managements auf Facebook: Man sei mehr an einem Update über die Gesundheit Schumachers interessiert, als am Hin und Her wegen eines Autos. Eine Reaktion darauf dürfte wohl kaum folgen.