Als Tesla im März seine Gigafactory im brandenburgischen Grünheide eröffnete, machte die deutsche Politik CEO Elon Musk den großen Bahnhof. Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck waren Gäste bei der feierlichen Eröffnung. Umweltschützer sehen in dem neuen, riesigen Werk jedoch eine Bedrohung für Natur und Bevölkerung in der Umgebung – und fordern nach einer Havarie im Werk nun sogar einen vorläufigen Produktionsstopp.
Am 11. April war in der Lackiererei des Tesla-Werks eine wassergefährdende Flüssigkeit ausgetreten. Nach Angaben des Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU) handelte es sich um "15 Kubikmeter Behandlungsbad aus der Elektrotauchlackierung" – also 15.000 Liter Chemikalien. Tesla zeigte den Vorfall ordnungsgemäß an, das LfU gab wenig später Entwarnung: "Es ist keine wassergefährdende Flüssigkeit ins Freie oder in den Boden gelangt", teilte ein Sprecher mit. "Es bestand keine Gefahr für die Umwelt oder die Nachbarschaft." Umweltschützer haben jedoch Zweifel daran.
Umweltschützer in Sorge nach Zwischenfall bei Tesla
Ein Drohnenvideo zeigt schon am 10. April – also einen Tag vor dem offiziell gemeldeten Vorfall – eine Flüssigkeitslache vor der Lackiererei. "Das ist sehr beunruhigend", sagte Steffen Schorcht von der Bürgerinitative Grünheide dem "Tagesspiegel". "In diesem Werk wird mit wassergefährdenden Substanzen gearbeitet. Unsere Befürchtungen, dass es hier nicht hätte gebaut werden dürfen, bestätigen sich." Vor allem die Tatsache, dass die Tesla-Fabrik in einem Trinkwasserschutzgebiet steht, bereitet den Aktivisten Sorge.

Das Landesumweltamt widerspricht den Aussagen der Umweltschützer jedoch deutlich. Demnach stammt der Fleck in dem auf Youtube veröffentlichten Video von eine täglich mit Frischwasser durchgeführten Funktionstest einer Löschwasserpumpe. Das zeigten weitere Drohnenvideos, die vom Umweltamt gesichtet worden, hieß es aus der Behörde.
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Landesumweltamt gibt Entwarnung
Dennoch geht die Diskussion darüber weiter, wann der Vorfall stattgefunden hat und wie schwerwiegend er war. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) in Brandenburg hat Bilder aus der Fabrik veröffentlicht, die ihr zugespielt worden sein sollen. Darauf ist eine mit Bindemittel gebundene Flüssigkeit vor der Halle zu sehen, daraus schließt die ÖDP, dass die Chemikalien auch bis auf die Werkstraße gelaufen sind. Vermutlich sei ein Teil der Flüssigkeit in einen offenen Graben gelaufen und dort versickert, heißt es in einer Mitteilung.
Das Landesumweltamt widerspricht allerdings auch dieser Darstellung. Ein Entsorgungsunternehmen habe Schläuche aus dem Werk abgeholt, dabei seien zwei bis drei Liter des Inhalts ausgelaufen. "Es handelt sich um eine Fehlbedienung des Entsorgungsunternehmens", sagte Thomas Frey, Sprecher des Landesumweltamts, dem "Tagesspiegel".
Quellen: "Tagesspiegel" / ÖDP / Drohnenvideo auf Youtube / DPA