Abgas-Skandal VW will in Europa 8,5 Millionen Autos zurückrufen

Wegen Abgas-Manipulationen bei Dieselautos will Volkswagen in Europa 8,5 Millionen zurückrufen. Zuvor hatte das Kraftfahrt-Bundesamt den Konzern zum verpflichtenden Rückruf von 2,4 Millionen Autos gezwungen.

Im Skandal um Abgasmanipulationen will Volkswagen in Europa insgesamt 8,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen. Das kündigte das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg an. Zuvor hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für Deutschland einen Rückruf von 2,4 Millionen VW-Dieselfahrzeugen angeordnet. Dieser Bescheid eröffnet nach Ansicht von Volkswagen-Chef Michael Müller ein europäisch abgestimmtes Verfahren. Bisher hatte Volkswagen von acht Millionen betroffenen Fahrzeugen in ganz Europa gesprochen.

"Volkswagen wird aktiv auf seine Kunden zugehen und diese informieren", teilte das Unternehmen mit. Mit der Nachbesserung der Fahrzeuge soll - wie von VW geplant und vom KBA angeordnet - ab Januar 2016 begonnen werden.

Technische Lösungen bis Ende November

"Die angeordnete Rückrufaktion beginnt Anfang 2016", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Donnerstag in Berlin. "Das ist ein Rückruf in einer Dimension, die auch das nötige Maß an Kontrolle und Überwachung nötig macht", begründete der CSU-Politiker die Aktion, obwohl VW dies zuvor auf freiwilliger Basis angeboten hatte. Das Unternehmen arbeite aber konstruktiv mit den Behörden zusammen. Bis wann alle Autos dann wieder den Regeln entsprächen, sei noch offen. Ein nötiges Bauteil für einen Teil der Motoren, stehe laut VW erst in knapp einem Jahr zur Verfügung. Die Autos dürften aber weiter gefahren werden, da sie verkehrssicher seien.

Bis Ende November müsse Volkswagen die technischen Lösungen für die Fahrzeuge dem KBA erläutern, sagte Dobrindt. Konkret heißt das, das VW die eingebaute Software entfernen muss, mit der die Fahrzeuge erkennen konnten, wann sie auf einem Abgas-Prüfstand stehen. Entsprechend reduzierte der Motor dann den Stickoxid-Ausstoß. Dies war zunächst in den USA aufgefallen. Dort drohen dem Autobauer hohe Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen. Nach dem US-Justizministerium und der Umweltbehörde EPA nehmen nun auch die amerikanischen Wettbewerbshüter Ermittlungen gegen Volkswagen auf.

Bisher war von weltweit insgesamt rund 11 Millionen betroffenen Dieseln die Rede gewesen, in denen die fragliche Software steckt. Unklar blieb dabei aber anfangs, ob das Manipulierungsprogramm auf allen Märkten arbeitet und ob Vorschriften dabei verletzt werden. Ungewiss war zudem, ob überall ein Rückruf die Folge sein muss. Das KBA wertet die VW-Software als "unzulässige Abschalteinrichtung". Das sehen die Behörden in den USA ähnlich, wo der Skandal begonnen hatte.

DPA · AFP · Reuters
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