Über 140 Dollar für ein Fass Rohöl und Tankstellenpreise ab 1,50 Euro pro Liter hinterlassen ihre Bremsspuren im Geldbeutel der Verbraucher: Trotz einer insgesamt steigenden Zahl an neu zugelassenen Autos sind die Privatverkäufe rückläufig. Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Fachhochschule Gelsenkirchen sagt dem deutschen Automarkt für die nächsten 18 Monate eine harte Zeit voraus. Wenn die Spekulationsblase am Ölmarkt nicht platze und sich die Preise endlich wieder normalisierten, könnte 2009 die kritische Marke von drei Millionen Neuzulassungen nach unten durchbrochen werden, so Dudenhöffer.
Paradoxerweise führt das aber nicht zu einem steigenden, sondern zu einem sinkenden Rabattniveau. Der Grund dafür sind die Tageszulassungen. Weil die Autohändler für den Sommer eine schwächere Nachfrage erwarten, machen sie von diesem Mittel zur Preissenkung weniger Gebrauch. In Zahlen: Die Eigenzulassungen der Händler gingen gegenüber dem Vorjahresvergleichsmonat um 14 Prozent auf 73.439 zurück. Der durchschnittliche Rabatt sank in der Folge von 17 Prozent im Mai auf 15,5 Prozent im Juni.
Lagerbestände werden verkleinert
Nach Einschätzung von CAR richten sie die Autohändler auf "stürmische Zeiten" ein und fahren die Lagerbestände rigoros zurück. Sorgenkind Nummer 1 bleiben die Privatverkäufe. Die potenziellen Kunden agieren vorsichtig und verschieben ihre Neukäufe, weil sie nicht wissen, wohin sich der Ölpreis noch entwickelt. Und obwohl wie stern.de berichtete jetzt schon ein deutlicher Trend zu sparsameren Autos sichtbar ist, bleiben Privatkäufer skeptisch: In jeder Autozeitung ist zu lesen, dass für die nächsten Jahre noch größere Sparmeister auf den Markt kommen.
Rabatte über 20 Prozent werden seltener
Neben den Tageszulassungen von Händlern und den Werkswagen der Hersteller gibt es weiter die so genannten offenen Rabattaktionen. Das "United"-Paket bei Volkswagen oder die "Flatrate-Finanzierung" bei Ford sind solche Verkaufsförderungsmaßnahmen, die sich auch in Zahlen fassen lassen. Beim VW Polo kommen 21,7 Prozent, beim Opel Corsa 22,2 Prozent und beim Ford Focus 20,6 Prozent Nachlass zusammen, ohne dass der Kunde feilschen muss.
Die Zahl der offenen Aktionen ist stabil, allerdings sind Preisabschläge von über 20 Prozent wesentlich seltener als in den Vormonaten. Auch der Dauerrekordhalter Citroen, wo bei bestimmten Modellen über 30 Prozent drin waren, wird knauseriger: Beim Citroen Xsara Picasso gibt es jetzt vergleichsweise niedrige 26,9 Prozent.
Gute Chancen auf einen günstigen VW
Wer ein Auge auf einen Wolfsburger geworfen hat, könnte in nächster Zeit gute Chancen haben. Die Tageszulassungen der Händler gingen zwar zurück. Aber das Werk selbst verzeichnet weiter steigende Eigenzulassungen. Autos, die demnächst als sehr junge Gebrauchte oder "Werkswagen" mit kleinen Laufleistungen und niedrigen Preisen bei den Händlern stehen werden.
Konjunkturdelle droht
An der generell schwachen Prognose des Center Automotive Research ändert das nichts. Der hohe Ölpreis, so CAR, verschlechtere die deutschen Konjunkturdaten wöchentlich. Das könnte sich auch auf die Firmenverkäufe niederschlagen. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass der Rohölpreis sinkt. Für ein Platzen der Ölpreisblase oder den Stopp der Ölpreisspirale sieht Professor Dudenhöffer derzeit aber keinen einigen Hinweis.
Christoph M. Schwarzer