Edward Quinn war in den Fünfzigern das, was man heute einen Edelpaparazzo nennen würde: er fotografierte Berühmtheiten. In seinem Buch "Stars and Cars of the Fifties" portraitierte er über 200 illustre Momente von ehemaligen A-Schauspielern und ihren Autos. Wer oder was ihm als Motiv wichtiger war Motor oder Model, lässt sich anhand der Fotos nicht eindeutig klären.
Es war eine Zeit, in der die Menschen noch nicht in Trainingsklamotten auf der Strasse herumliefen. Die Frauen zwängten sich in enge Röcke und spitze Schuhe und pinselten tagtäglich ein Make - Up auf wie für die große Gala. Männer trugen Mäntel und Lederschuhe und einen Hut. Im Rückblick nennt man diese Zeit die "Fifties" und man meint damit weniger das Nachkriegsdeutschland mit seinen Resten und Ruinen eines Dritten Reiches, sondern eher die goldene Zeit der Siegermächte, allen voran der Amerikaner.
Großer Bahnhof im Low-Cost-Europa
Quinn war nicht irgendein Promi-Knipser, er war ein Künstler in seinem Beruf. Seine Fotos sind in dynamischem Schwarzweiß fotografiert und mit hohen Kontrastwerten gestaltet. Er brauchte den Celebrities nicht auf Flughäfen und Yachten aufzulauern, sie kamen freiwillig in die Kulisse, die seinen Fotos als Hintergrund diente: an die Cote d ´Azur.
Die französische Riviera galt in den "Fifties" als der "Spot" für die "In Crowd". Mondän, sonnig, elegant, und für die Amerikaner spotbillig. Der stabile Dollar machte aus einer Europareise eine Low-Budget Angelegenheit. Unter dem Namen "Riviera Cocktail" erschien im Jahre 1980 die Erstausgabe von Edward Quinns Lebenswerk.
Jürgen Lewandowski, ehemaliger Autoredakteur der "Süddeutschen Zeitung" und Autofan mit Freude am nostalgischen Luxusleben, hat den wieder veröffentlichten Fotos ein Vorwort geschrieben. Lewandowski sieht in den Fotos ein imaginäres Paradies, ein Arkadien des Automobilisten abgebildet, wo schöne Menschen mit schönen Cabriolets in einer schönen Landschaft herumfahren. Umso mehr Zylinder, desto faszinierender.
Buch und Austellung
Galerie Monika Mohr im Hamburger Mittelweg zeigt seit dem 24. November bis zum 18. Februar 2009 ausgewählte Szenen der Schönen und Reichen und ihrer PS-Tiger
Edward Quinn
Stars and Cars of the Fifties
Format: 28,5 x 35 cm
Fotografie
Preis: EUR 79,90
Artikelnr.: 79261
ISBN: 9783-8327-9261-9
Die "Darlings" der Boulevardpresse sind nicht allein den Weg in den Süden Frankreichs gereist, damit Edward Quinn sie ablichten konnte. Die Filmfestspiele waren schon damals legendär und unzählige Filme wurden unter Sonne und Palmen am Fuße der "Alpes Maritimes", der Meeralpen, gedreht. Einige davon schrieben Geschichte, wie "High Society" mit der Musik von Cole Porter, bei dem Grace Kelly den Fürsten Rainier von Monaco kennen und lieben lernte, um später als Fürstin Gracia Patricia aus einem Operettenstaat heraus über den gesamten Landstrich zu herrschen. Oder Hitchcocks Film "Über den Dächern von Nizza", der einen Einblick in das Lebensgefühl der Superreichen gibt und ebenso elegant inszeniert ist, wie Grace Kelly und Gary Grant gekleidet sind.
Außer der Anreise zu Dreharbeiten oder Filmfestspielen gab es zwei weitere Gründe für den Aufenthalt an der Cote d´Azur. Man residierte dort ständig, wie Picasso oder Brigitte Bardot, oder man verbrachte den Sommerurlaub in einer der zahlreichen Villen am Meer oder in einem der stilvollen Grandhotels, wie Onassis, der Schah von Persien oder Farouk, der ehemalige König Ägyptens. Auch Rita Hayworth, zeitweilige Gattin des Prinzen Ali Khan, kam so in den Genuss eines "Chateaus" als Feriendomizil.
Um die Autos geht es natürlich auch. Der Bildband erzählt von einer Zeit, als ein Schauspieler noch keine 20 Millionen pro Film verdiente. Als ein Auto auch für einen Star noch Kultwert hatte und als ein Spider California 250 GT von Ferrari dem jungen Alain Delon einen würdigen und kongenialen Rahmen verpasste.
Das einzige Fortbewegungsmittel, das neben den Cadillacs, Porsches, Ferraris, Chevrolets, Mercedes und Rolls Royce von den Stars akzeptiert wurde, war die Vespa. Damit zeigte der Vespafahrer eine mobile Nonkonformität und auch ohne den nötigen Reichtum Sinn für Lebenskunst und zweitens konnten auch die Superreichen auf einer Vespa Verkehr und Paparazzi ein Schnippchen schlagen und Staus und Hindernisse einfach umfahren.